Wattenscheid. Wattenscheid-Stürmer Felix Casalino zeigt seine beste Leistung – und trifft endlich. Sein Trainer schwärmt, auch eine taktische Umstellung hilft.
Strahlend kam Felix Casalino am Samstag in Straelen vom Platz – so war der Stürmer der SG Wattenscheid 09 in dieser Saison selten zu sehen. Die Hälfte der Spiele nur gemacht, der Stammplatz eher auf der Bank. Eine Vorlage, null Tore. Nicht die Zahlen einer Nummer neun. Aber dann kam die 30. Minute. Einen hohen Ball verlängerte Dennis Lerche mit dem Kopf, Casalino startete in die Tiefe. Freie Bahn – so wie zehn Minuten zuvor, als er auch schon einmal frei durch war, aber den Ball gar nicht richtig aufs Tor bekam.
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Doch diesmal blieb Casalino cool und zeigte seinen besten Abschluss: Er nahm den Kopf hoch, guckte den Torwart aus und hob den Ball zum 1:0 ins Tor. Endlich – die Erlösung für Wattenscheid in diesem Kellerduell. Vor allem aber auch für Felix Casalino persönlich.
Casalino und Wattenscheid 09 „mega happy“ nach erstem Sieg 2023
„Wir haben es einfach super gemacht, sind mega happy“, beschrieb der 24-Jährige seine Gefühlswelt nach dem ersten Sieg im Jahr 2023. „Richtig geil. Für mich ist es auch ein überragendes Gefühl, das Tor zu machen. Es ist eigentlich in der Saison viel zu spät, aber irgendwann musste es fallen.“
Ja, irgendwann – aber dass er so lange darauf warten musste, das hätte Casalino wohl nicht gedacht. Ob er schon mal so lange ohne Tor geblieben sei? „Ich hatte in meiner Jugend auch lange Verletzungsphasen. Aber wenn man die rausnimmt, glaube ich nicht. Ich hab immer auf der Neun gespielt und irgendwann machst du da deine Butze. Aber ich hab auch noch nie Regionalliga gespielt.“
Casalino hatte in der Regionalliga lange Schwierigkeiten
Casalino ist einer der Spieler im Wattenscheider Kader, die nach dem Aufstieg am härtesten zu kämpfen hatten. Er war mit zwölf Toren der beste Torschütze der Aufstiegssaison. Eine Klasse höher konnte er seine Stärken bislang kaum zeigen. Die Verteidiger sind härter und schneller. Für einen Wandspieler im Zentrum hat „Casa“ (1,69 Meter) nicht die Statur, um lange Bälle festzumachen, anders als etwa sein Sturmkollege Dennis „Bulle“ Lerche. Entsprechend erfolglos verliefen seine bislang sieben Startelf-Einsätze. Aber vor dem Spiel in Straelen hatte Trainer Christian Britscho ein Gefühl.
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„Wir haben letzte Woche gemerkt, dass uns die Doppelspitze gut tut. Casa hat unter der Woche richtig gut agiert und wir wollten noch ein bisschen mehr Tempo hinter die Straelener Kette bekommen“, erklärte Britscho auf Nachfrage, warum er Casalino erstmals seit dem 0:6 in Köln wieder von Anfang an brachte.
Riesen-Kompliment von Britscho an seinen Stürmer
Und dann schickte der Trainer eine richtig dicke verbale Umarmung hinterher: „Dass er dann das Tor macht, freut mich umso mehr. Er hat eine ziemlich miese Zeit hinter sich: als Aufstiegsheld gefeiert, dann ein bisschen in der Versenkung geschwunden. Er ist aber immer positiv geblieben und hat der Mannschaft immer den Rücken gestärkt, auch wenn er nicht viel gespielt hat. Er hat das sehr professionell und mannschaftsdienlich gestaltet.“
In Straelen war Casalino nun auch auf dem Platz wieder wichtig, was auch an seiner veränderten Rolle lag. Im vergangenen Jahr waren er und Dennis Lerche oft Konkurrenten. Spätestens im Herbst lief der robuste Lerche Casalino den Rang als Nummer eins im Sturmzentrum ab. Nun greifen sie zusammen an. Das tut beiden sichtlich gut tut, und Casalino genießt es: „Das ist auch für den Gegenspieler schwierig einzuschätzen: Wer kommt entgegen, wer geht tief? Und so fällt halt auch das Tor: Dennis kommt entgegen und ich nutze den Raum dahinter aus. Dennis ist ein sehr angenehmer Mitspieler, weil er gut Fußball spielt, Bälle ablegt, aber auch den Blick für den Raum hat.“
So wie in der 30. Minute, als Lerche den Ball mit dem Kopf einfach verlängerte und Casalino startete. Hatte er keine Sorge, auch diese Chance zu vergeben? Er sagt: „Es ist schon ungewohnt. Die Spielpraxis fehlt, gerade als Stürmer fehlt dann die Routine vorm Tor. Aber ich versuche, mich davon freizumachen. Ich bin gut ins Spiel reingekommen. Und dann passieren solche Dinger, dass du vorm Tor stehst und die Ruhe hast. Heute hat irgendwie alles gepasst.“
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