Straelen. Wattenscheid 09 macht es am Ende spannend, aber feiert einen verdienten Sieg beim SV Straelen – an der grundsätzlichen Lage ändert sich wenig.
Ohne Drama geht’s nicht bei der SG Wattenscheid 09: „Ich bin wahnsinnig glücklich, auch wenn man es mir gerade noch nicht anmerkt“, sagte Trainer Christian Britscho im Vereinsheim des SV Straelen, zwanzig Minuten nachdem seine Mannschaft den ersten Sieg des Jahres 2023 perfekt gemacht hatte. Zu nervenaufreibend war die Schlussphase, in der die Wattenscheider nach Ken Matas Kopfballtor (85.) sich mal wieder fast um den verdienten Lohn gebracht hätten. Aber nicht diesmal: 2:1 hieß es nach 90 Minuten und fast sechs Minuten Nachspielzeit (den Liveticker zum Nachlesen finden Sie hier).
Die Wattenscheider hatten das Spiel zu ihrem ersten Abstiegsfinale ausgerufen – bekamen dann aber schon vor dem Spiel alle guten Wünsche für die nächste Oberliga-Saison: Der SVS-Vorsitzende Hermann Tecklenburg schrieb im Grußwort der Spieltagszeitung, er müsse den Gästen ein (von außen betrachtetes vergiftetes) „Kompliment“ machen: „Sie sind wieder auf einem guten Kurs, um in der Oberliga der kommenden Saison eine gute Leistung zu zeigen und ihr Publikum zu begeistern.“ Auf dem Platz zeigten die Wattenscheider aber, dass sie sich mit dem Thema Oberliga noch lange nicht beschäftigen wollen. „Wattenscheid lebt!“, sagte Dennis Lerche, einer der Matchwinner.
SG Wattenscheid 09: Lerche und Casalino stürmen und treffen
- Tore: 0:1 Casalino (30.), 0:2 Lerche (60.), 1:2 Mata (85.)
- SVS: Paris - Päffgen, Schütte, Harouz, Mata, Heller (71. Yanagisawa), Miyamoto, J. Munsters (81. Huijsman), Fionouke, N. Munsters (65. Yamada), Dünnwald (46. Harifi)
- SGW: Neufeld - Brdaric, Malcherek, Wiebel - Britscho, Sindermann, Tunga, Yildiz (58. Renke) - Cirillo (71. Meier), Lerche (90.+2 Lucas), Casalino (73. Roscher)
- Zuschauer: 490
- Schiedsrichter: Gottschalk (Bottrop)
Lerche stürmte gemeinsam mit Felix Casalino und hatte mit einer Vorlage und einem Tor mal wieder großen Anteil am Wattenscheider Erfolg. Vor dem 1:0 verlängerte er einen langen Ball mit dem Kopf hinter die Abwehrkette auf Felix Casalino – der startete in die Tiefe, sah, dass SVS-Keeper Paris zu weit draußen stand und traf zum 1:0 (30.).
Mit dem Ergebnis ging es in die Pause, aus zwei Gründen: Zunächst, weil Wattenscheid die schwierige Anfangsphase gut überstand: Die Straelener, die sich mit dem Abstieg abgefunden haben und ohne Druck aufspielen können, attackierten früh. Rund 20 Minuten lang dauerte es, bis Wattenscheid sich aus dem Pressing befreien konnte und dann selbst gefährlich wurde, vor allem über Casalino, den Britscho neu in die Startelf genommen hatte: Die erste Chance vergab die Nummer 9 noch, die zweite nutzte er dann für das ersehnte erste Regionalliga-Tor.
Und zweitens ganz wichtig: Die Parade von Kilian Neufeld kurz vor der Pause. Neufeld stand für den aus beruflichen Gründen verhinderten Bruno Staudt im Tor, und rettete in der 45. Minute die Führung mit einem starken Reflex gegen Mata.
Nach dem 2:0 verliert die SGW die Spielkontrolle
In der zweiten Hälfte war dann Lerche dran: In der 60. Minute wurde der gerade eingewechselte Eduard Renke nicht angegriffen. Er nahm sich alle Zeit für die Flanke, suchte und fand Lerche am langen Pfosten, der Platz hatte und den Ball volley nahm – 2:0 für Wattenscheid! Lerche hatte erst am vergangenen Spieltag das „Regionalliga-Tor der Woche“ gemacht, mit seinem 1:0-Drehschuss gegen Gladbach. „Der hier könnte wieder in die Kategorie fallen“, meinte er nun strahlend über sein elftes Saisontor.
Bis zum Auswärtssieg war es aber noch ein weiter Weg, weil 09 die Spielkontrolle wieder hergab. Trainer Christian Britscho war mit den ersten 70 Minuten sehr zufrieden, aber: „Nach dem 2:0 standen wir zu tief, haben einige Großchancen zugelassen. Wenn man ehrlich ist, kann so ein Spiel dann auch noch kippen. Die Anzahl der Chancen wäre da gewesen.“
Auch interessant
Straelen belagerte den SGW-Strafraum in der Schlussphase, phasenweise geriet die SGW ins Schwimmen, spätestens nach dem 1:2-Kopfballtor von Mata. Zu oft hatte 09 in dieser Saison noch Punkte in letzter Minute hergegeben – mit viel Herz hielten sie diesmal aber Stand, ob auf dem Platz, wo zum Beispiel Renke und Brdaric sich gemeinsam in einen Drehschuss warfen, oder neben dem Platz, wo die Ersatzspieler Timm Esser und Marvin Schurig ihre Teamkollegen immer wieder anfeuerten, dirigierten, bis der Dreier endlich perfekt war.
Nächstes Abstiegs-Endspiel gegen Köln steht bevor
Diesen Sieg beim abgeschlagenen Schlusslicht hatten die Wattenscheider allerdings auch kommen sehen, eingeplant und auch öffentlich versprochen. Sechs Punkte aus zwei Spielen hatte Dennis Lerche sogar angekündigt: In einer Woche kommt es direkt zum nächsten Abstiegs-Endspiel, wenn die U21 des 1. FC Köln zu Gast im Lohrheidestadion ist. Der Druck bleibt hoch, die Lage ernst. Groß ist die Chance auf den Klassenerhalt weiter nicht. Aber gute Wünsche für die Oberliga will und muss die SG Wattenscheid noch nicht annehmen.
- Alle Artikel zum Sport in Bochum und Wattenscheid finden Sie hier
- News und Hintergründe zum VfL Bochum lesen Sie hier