Wattenscheid. Was ein Debakel für die SG Wattenscheid 09. Schlusslicht SV Straelen feiert mit 4:0 seinen ersten Saisonsieg bei desolaten Wattenscheidern.

Christian Britscho hatte gewarnt. Der SV Straelen, das punktlose Schlusslicht der Regionalliga, sei gar nicht so schlecht und werde irgendwann erfolgreich sein. Aber bitte nicht in Wattenscheid, nicht an diesem Freitagabend im Lohrheidestadion, hoffte der Trainer der SG Wattenscheid 09.

Aber Straelen ließ sich nicht bitten. Straelen feierte seinen ersten Saisonsieg beim Aufsteiger. Der Tabellenletzte schickte die ab der 25. Minute völlig desillusionierten Wattenscheider mit einem 0:4 (0:2) ins Wochenende. Aufsteiger Wattenscheid hat damit erst einmal den Anschluss auf die Nichtabstiegs-Plätze verloren und als Tabellenvorletzter auch nur noch zwei Zähler vor den Gästen.

Wattenscheids Defensive packte nicht zu, verteidigte desolat, wirkte verloren. Und nach vorne passierte nach ein paar vergebenen Chancen auch nichts. Es gab keine Energie, kein Nachrücken, kein Miteinander mit Ball. Die Offensivkräfte waren auf sich alleine gestellt. So spielt wohl ein designierter Absteiger.

Kilian Neufeld verstärkt das Torwart-Team der SG Wattenscheid 09

Dabei hatte die SG Wattenscheid 09 gerade noch rechtzeitig einen Erfolg auf dem Transfermarkt verbucht. Kilian Neufeld verstärkt seit Donnerstagabend das Torwart-Team der SG 09, ebenso wie der schon etwas länger in Wattenscheid weilende, erst 17-jährige Daniel Dudek, der als große Hoffnung für die Zukunft gilt. Dudek saß gegen Straelen auf der Bank.

Neufeld ist 22 und spielte zuletzt für den Nord-Regionalligisten HSC Hannover, seit diesem Sommer war er vereinslos. Er stammt aus der Jugend von Zweitligist Hannover 96, spielte ein paar Mal für die deutschen U18- und U19-Nationalmannschaften. Er stand gegen Straelen gleich im Tor. Denn Bruno Staudt, die Nummer eins der Wattenscheider, war aus privaten Gründen verhindert.

Auch interessant

Neufeld konnte erst einmal recht entspannt beobachten, was seine Vorderleute zustande brachten auf dem schwer bespielbaren Platz, der nach mehreren kräftigen Schauern entsprechend tief war. Wattenscheids Trainer Britscho brachte nach dem starken Auftritt bei Borussia Mönchengladbachs U23 (2:2) zwei neue Feldspieler. Für den verletzten Eduard Renke spielte Norman Jakubowski zentral, im offensiven Mittelfeldzentrum ersetzte Nico Lucas den gesperrten Julian Meier.

Wattenscheid 09 glänzt nicht, ist aber überlegen

Wattenscheid glänzte nicht, war aber überlegen – und hat halt Kim Sane, den vielleicht schnellsten Mann der Liga. Nach Doppelpass mit dem zentralen Angreifer Felix Casalino scheiterte er an Straelens Torwart Julius Paris. Und nach einem starken Steilpass von Tim Brdaric raste er allein auf Paris zu, der den Schuss erneut parierte (17./20.). Wenig später hätte in der besten 09-Phase Nico Lucas das 1:0 erzielen müssen, doch nach Tom Sindermanns Rückpass schoss er den Ball frei aus 13 Metern links vorbei (24.).

Christian Britscho, Trainer SG Wattenscheid 09, hatte sein Team vergeblich vor dem SV Straelen gewarnt.
Christian Britscho, Trainer SG Wattenscheid 09, hatte sein Team vergeblich vor dem SV Straelen gewarnt. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Auch interessant

Es rächte sich. Ole Päffgen war auf der rechten Angriffsseite in Sane-Manier auch mit Ball schneller als alle Wattenscheider, von der Grundlinie legte er zurück auf den unbewachten Philipp Dünnwald, der eiskalt einnetzte (34.). Neufeld war machtlos. Ebenso wie beim 0:2 nach einem Schuss von Said Harouz in den Winkel aus 14 Metern. Tim Kaminski und Nico Lucas hatten dem Torschützen eher zugesehen als ihn zu stellen (42.).

09 unter Schock – Neufeld lenkte den Ball noch so gerade an die Latte (43.).

Ein kleiner Hoffnungsschimmer vielleicht. Doch die Wattenscheider fanden auch nach der Pause nicht zu ihrem Spiel vor 800 Fans. Der bekanntlich dribbelstarke Emre Yesilova scheiterte einmal an Torwart Paris (51.). Ähnlich parierte Neufeld gegen den durchgebrochenen Harouz (55.), den 09 selten in den Griff bekam.

Jetzt erst lief über Yesilovas linke Seite etwas mehr, dafür aber über die rechte Sane-Seite nichts mehr. Nach 59 Minuten brachte Britscho für Casalino mit dem kräftigen Dennis Lerche mehr Wucht ins Spiel. In der Theorie zumindest.

In der Praxis fiel die Entscheidung. Ein abgefälschter Kullerball, von einigen Fans spontan als „Kacktor des Monats“ nominiert für Arnd Zeiglers WDR-Fußball-Sendung am Sonntagabend, trudelte ins Netz. 0:3. Und wenig später demontierte Jaron Vicario die Wattenscheider mit dem 4:0 nach einem Konter.

Was für ein bitterer Einstand für Torwart Neufeld. Und was für ein fußballerisch furchtbarer Abend für die SG Wattenscheid 09.

SG Wattenscheid 09: Neufeld – Kaminski, Brdaric, Esser, Schurig (65. Yildiz) - Sindermann, Jakubowski (65. Canbulut) – Sane, Lucas, Yesilova (80. Bosnjak) – Casalino (60. Lerche)

Tore: 0:1 Dünnwald (33.), 0:2 Harouz (42.), 0:3 Yamada (71.), 0:4 Vicario (74.)

Schiedsrichter: Dominik Mynarek

Zuschauer: 800