Wattenscheid. Nach dem Fehlstart kamen viel weniger Fans. Auf und neben dem Platz versucht die SG Wattenscheid aber einiges, um das Stadion voll zu kriegen.

Ob die SG Wattenscheid 09 nun in der Regionalliga angekommen sei, wurde Trainer Christian Britscho auf der Pressekonferenz nach dem 3:0-Erfolg über Fortuna Köln gefragt. „Das wäre ziemlich einfach, das jetzt so herauszuposaunen, oder?“, stellte Britscho die Gegenfrage. Ein erstes Statement seiner Mannschaft sei es, „das reicht aber nicht. Wir haben die Kehrtwende geschafft, haben Fußball gearbeitet, aber schöner Fußball war das nicht.“

Bevor ein wenig Euphorie entstehen konnte, drückte Britscho schon wieder auf die Bremse – kein Wunder, nachdem sein Team eine Woche zuvor 0:8 in Ahlen verloren hatte. Die Nachwirkungen davon waren auch am Samstag im Stadion noch zu spüren.

SG Wattenscheid 09: Vierstellige Zuschauerzahlen sind keine Selbstverständlichkeit

„Nur“ 878 Fans kamen, um das zweite Heimspiel der Saison zu sehen. Eine vernünftige Zahl, aber kein Vergleich zum unvergesslichen Aufstiegsspiel gegen Rheine oder auch dem ersten Heimspiel gegen Wuppertal mit mehr als 6000 bzw. mehr als 2000 Fans. Angesichts der drei Niederlagen zum Start und des Konkurrenzprogramms – der VfL Bochum parallel in Hoffenheim, Schalke abends zu Hause gegen Gladbach – nahmen die Verantwortlichen die Zahl relativ gelassen.

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Das zeigt aber: Vierstellige Zuschauerzahlen, wie sie vergangene Saison in der Oberliga fast die Regel waren, sind eine Liga höher keine Selbstverständlichkeit. Rund 300 Dauerkarten hat die SGW verkauft, weniger als vergangene Saison. Der ehemalige Bundesligist muss um seine Fans kämpfen – und tut das, auf und neben dem Platz.

SGW versucht, Überschneidungen mit Schalke-Spielen zu überschneiden

Zum Beispiel, was die Ansetzungen angeht. Dass die SGW keine Heimspiele am gleichen Tag wie der VfL ansetzt, ist eine Vorgabe der Sicherheitsbehörden. Der Club selbst versucht vor allem, der Konkurrenz zum FC Schalke aus dem Weg zu gehen, ob im Stadion oder auch nur vorm TV. Da geht es schnell um deutlich mehr als hundert Fans pro Spiel. Möglichst oft versucht die SGW nun, zu Hause am Sonntag oder am Freitag zu spielen.

Das Heimspiel gegen Wiedenbrück wurde deshalb auf diesen Freitag, 19.30 Uhr, vorgezogen (Schalke spielt Samstagnachmittag in Wolfsburg). Gegen Alemannia Aachen spielt die SGW am Sonntag, 4. September (VfL samstags gegen Bremen, Schalke in Stuttgart). Die Partie gegen Straelen zwei Wochen später soll auch am Freitagabend steigen.

Flutlichtspiele am Freitag waren in der vergangenen Saison Garanten für Stimmung und Getränkeumsatz. Ticketeinnahmen hat die SGW zwar konservativ kalkuliert – aber sie helfen natürlich. Auch der Mannschaft, wie ein Statement von Defensivspieler Timm Esser nach dem Sieg verdeutlichte.

Mannschaft hat mit dem 3:0 Argumente für sich gesammelt

Mit einem kämpferischen Auftritt überzeugte die SG Wattenscheid 09 gegen Fortuna Köln.
Mit einem kämpferischen Auftritt überzeugte die SG Wattenscheid 09 gegen Fortuna Köln. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Esser: „Wir sind andere Kulissen hier gewohnt und wollen das Stadion wieder vollmachen. Wir wollen denen, die sich auch die Scheiße in Ahlen angeguckt haben und gegen Wuppertal, etwas zurückgeben.“ Esser mit seiner guten Leistung, aber auch die gesamte Mannschaft betrieben reichlich Wiedergutmachung.

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Seine Vorfreude aufs Flutlichtspiel am Freitag war da schon groß, er blieb auf Nachfrage aber vorsichtig: „Ich wünsche mir eine Kulisse, die dem Spiel gegen Köln angemessen war. Das ist vierstellig, das kann Wattenscheid. Wir freuen uns einfach, wenn die Leute kommen und abfeiern.“

Fortuna-Fans wurden am Samstag nach dem Spiel amgegriffen

Ein weiteres Problem mit den Samstagsansetzungen betrifft weniger die SGW, als die Sicherheitsbehörden und Gästefans: Es gibt weniger Überschneidungen mit anderem Fußball-Reiseverkehr. Samstag wurden Fortuna-Fans am Bochumer Hauptbahnhof von Essener Fans attackiert, die vom Auswärtsspiel beim BVB II kamen. Nach Angaben der Fortuna gab es drei Verletzte.

Die Kölner Fans reisten mit Taxis zurück ins Rheinland, teilweise über Witten. Fortunas Spieler, für deren Auftritt Trainer Markus von Ahlen sich schon beim Anhang entschuldigt hatte, beteiligen sich laut Vereinsmitteilung an den Kosten.

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