Bochum. Der Sportliche Leiter des VfL Bochum, René Weingärtner, im Interview über die neue Trainerin, die Ziele und einen möglichen Zweitliga-Aufstieg.
In der Führung der Frauen- und Mädchenfußballabteilung des VfL Bochum hat ein vollständiger Umbruch stattgefunden. Nach Platz zwei in der Regionalliga und dem zweiten Platz im Westfalenpokal entschied sich Trainer Dimitrios Pappas, nach nur einem Jahr weiterzuziehen und Männer-Oberligist SSVg Velbert zu übernehmen. Auch der Sportliche Leiter Michael Ophoven hat aufgehört. René Weingärtner übernahm für ihn – seine erste Aufgabe war, eine neue Trainerin zu finden. Im WAZ-Interview spricht Weingärtner über die Trainersuche, die sportlichen Ziele und die Perspektive der Abteilung.
Herr Weingärtner, knapp einen Monat sind Sie inzwischen im Amt. Wie ist Ihr erster Eindruck vom Verein?
Rene Weingärtner: Ich habe mich in den letzten Wochen intensiv mit den bisher verantwortlichen Personen ausgetauscht, wie sie die Abteilung sehen. Das Bild, dass ich mir machen konnte, ist natürlich nach der kurzen Zeit noch nicht vollständig, aber was ich bereits sagen kann ist, dass in den Funktions- und Leitungsteams durchweg Leute arbeiten, die mit Herzblut bei der Sache sind. Der VfL hat im Frauen- und Mädchenfußball eine Saison hinter sich, die von zweiten Plätzen geprägt war, was gut ist, weil sie das Potential der Teams unterstreichen.
VfL Bochum: Weingärtner mit großem Lob für neue Trainerin
Mit der Trainersuche für die erste Mannschaft hatten Sie direkt eine drängende Aufgabe zu erledigen. Nach welchen Kriterien haben Sie die neue Trainerin ausgewählt?
Zunächst einmal ist es immer schade, wenn ein Team, das gut zusammengearbeitet hat, nicht weiter besteht. Nach dem kurzfristigen Abgang von Dimitrios Pappas hieß es für mich, ohne die Mannschaft wirklich zu kennen, einen Nachfolger für den Trainerposten zu finden. Eine konkrete Liste von Kriterien hatte ich bei der Trainersuche nicht. Unser Co-Trainer Christian Göbel hat mir ein Gefühl für die Mannschaft gegeben, bevor ich dann über zwei Wochen viele Gespräche mit möglichen Kandidaten geführt habe. Wichtig war mir dabei herauszufinden, inwiefern das Gesamtpaket passt.
Am Ende fiel die Wahl auf Kyra Malinowski. Womit hat sie Sie überzeugt?
Bei Kyra Malinowski waren wir uns sicher, dass sie der Mannschaft den nötigen Impuls geben kann, die eingeschlagene Entwicklung fortzusetzen. Denn auch wenn es schwierig ist, wenn sowohl der Trainer als auch der sportliche Leiter den Verein nach einem Jahr schon wieder verlassen, ist es für uns kein Neuanfang. Wir wollen den Weg, den der VfL im letzten Jahr eingeschlagen hat, auch in neuer Besetzung weiter bestreiten. Wir haben ein relativ junges Team und Kyra hat im U17-Bereich, wo sie zuletzt tätig war, nachgewiesen, dass sie mit jungen Spielerinnen arbeiten kann. Zuvor hat sie ihr Können auch schon bei der U20 der SGS unter Beweis gestellt. Sie verfügt schon jetzt über eine hohe Fußballkompetenz. Die ein oder andere unserer Spielerinnen hat in der Jugend sogar schon unter ihr gearbeitet. Dazu kommt, dass Kyra selbst Bochumerin ist und dadurch auch einen persönlichen Bezug zum VfL hat. Das alles hat uns davon überzeugt, dass sie die Richtige für den Job ist.
„Aufsteigen ist nicht verboten“
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In der Vergangenheit waren personell keine großen Sprünge möglich. Mit Laura Radke hat zudem eine Stammkraft der letzten Saison den Verein verlassen. Halten Sie den VfL in der Regionalliga dennoch für konkurrenzfähig?
Zunächst einmal ist es immer ein gutes Zeichen, wenn eine unserer Spielerinnen ein Angebot aus der ersten Liga bekommt. Das spricht für die Qualität, die beim VfL vorhanden ist. Die zeigt sich auch darin, dass das Team in den letzten zwei Jahren mit einem nahezu identischen Kader um den Aufstieg mitgespielt hat. Wenn man natürlich sieht, dass Gladbach jetzt einen hauptamtlich tätigen Trainer beschäftigt und andere Vereine sich mit Spielerinnen von Wolfsburg II verstärkt haben, liegt es nahe, dass einige unserer Ligakonkurrenten mit höheren Ambitionen in die neue Saison gehen. Wir gehen dennoch davon aus, dass auch wir weiterhin guten Fußball zeigen werden und unsere Chancen, oben mitzuspielen, nicht schlechter geworden sind.
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Ist die Rückkehr in die 2. Bundesliga ein Thema?
Da liegt im Grunde genommen der Grund, warum ich die Stelle des sportlichen Leiters übernommen habe. Ich bin beim westfälischen Fußballverband seit vielen Jahren im Bereich der Ausbildung unserer Juniorinnen tätig und will meine Erfahrungen jetzt auch beim VfL einbringen. Wir werden sicher nicht irgendwelche Spielerinnen aus Amerika oder Schweden holen. Bei uns ist die Nachwuchsarbeit ein entscheidender Baustein. Dass der Verein die Frauen- und Mädchenabteilung im vergangenen Jahr in das Talentwerk überführt hat, unterstützt unsere Haltung. Wir haben grundsätzlich recht junge Mannschaften mit Entwicklungspotential und da ist ein Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga nicht verboten.
B-Juniorinnen bald in der Bundesliga
Die B-Juniorinnen spielen künftig in der Bundesliga. Ein erster Schritt, um die Durchlässigkeit zu den Seniorinnen zu erhöhen?
Grundsätzlich sind Spiele auf höchstem Niveau die wichtigste Ausbildung und die B-Juniorinnen-Bundesliga ist absolut top, weswegen das den Sprung zur ersten Mannschaft, der immer eine Herausforderung ist, möglicherweise erleichtern kann. Wir haben aber auch jetzt schon einige Spielerinnen in unserem Regionalliga-Kader, die aus der eigenen Jugend stammen. Und wenn es nicht sofort für die erste Mannschaft reicht, haben wir ja auch immer die Möglichkeit, Talente über unsere zweite Mannschaft langsam an die Anforderungen im Seniorinnenbereich heranzuführen. Beim VfL gibt es viele Nachwuchsspielerinnen, die sich bereits im Dunstkreis der Westfalenauswahlen bewegen. Jetzt liegt es an uns, ihnen die bestmögliche Ausbildung zu geben, damit sie ihr Potenzial bestmöglich ausschöpfen können.
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Sehen Sie dahingehend Verbesserungspotential in der Nachwuchsarbeit?
Optimierung ist sicher immer möglich, aber ich konnte noch nicht so viele Einblicke in die Trainingsarbeit der einzelnen Teams sammeln, um konkrete Verbesserungspotentiale auszumachen. Ich bin ohnehin nicht gekommen, um jetzt mit dem Vorschlaghammer alles einzureißen. Für mich geht es vielmehr darum, in den nächsten Monaten in Zusammenarbeit mit den betreffenden Leuten zu schauen, wo wir uns strukturell verbessern, und Teams bestmöglich organisieren können. Dafür ist es denkbar, Funktionsteams zu erweitern und mittelfristig noch mehr qualifizierte Trainer einzustellen.
Wie definieren Sie Ihre Rolle im Verein?
Die Grundlage meiner Arbeit ist das , was auf dem Platz passiert. Da ich ja selbst vom Trainerwesen komme, werde ich insbesondere bei den Trainingseinheiten unserer Mannschaften vorbeischauen. Generell bin ich kein Freund von starren Hierarchien. Es gibt Leute im Verein, die sich besser mit betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten oder unseren Teams im Detail auskennen. Für mich geht es darum, diese Expertisen im Austausch miteinander zu bündeln, um die Abteilung gemeinschaftlich weiterzuentwickeln.
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