Wattenscheid. Der Aufstieg ist geschafft – drinzubleiben wird für Wattenscheid 09 schwerer. Ein Sponsor ist gefunden, wirtschaftlich scheint der Club gerüstet.

Zu späterer Stunde musste doch noch die Polizei ausrücken. Einige Fans der SG Wattenscheid 09 waren nach dem geschafften Aufstieg in die Regionalliga auf den stillgelegten Förderturm der ehemaligen Zeche Holland geklettert. Von dort waren vereinzelt Böller geworfen worden. Die Ordnungshüter hielten eine kurze Ansprache, die Unruhestifter gesellten sich ohne Widerrede zu den rund 200 anderen Partygästen, die gemeinsam mit der Mannschaft noch einen Umtrunk nahmen. Danach war es wieder so wie in den Stunden zuvor: Harmonisch, familiär, glückselig. Und befreit.

Von den Schultern der Wattenscheider war eine Last gefallen, die ihnen zwar niemand - auch sie selbst nicht - aufgeladen hatte, die aber trotzdem da war. Denn den vorläufigen sportlichen Höhepunkt der jüngeren Geschichte des Vereins, den es um ein Haar nicht mehr gegeben hätte, wollte sich vor der für Oberliga-Verhältnisse gigantischen Kulisse von fast 6.500 Gästen niemand vermiesen wollen.

Um kurz nach 17 Uhr war klar: Wattenscheid 09 ist wieder Regionalligist. Wer im Stadion war, erlebte wohl einen der schönsten Tage, die es in den vergangenen 40 Jahren im Lohrheidestadion gegeben hatte.

Wattenscheid 09: Zuschauer-Einnahmen erleichtern die Planung

„Ich weiß nicht, wo die alle plötzlich her kamen“, sagte SGW-Sportvorstand Christian Pozo y Tamayo, immer noch schwer beeindruckt von der großen Zuschauerzahl. Klar: Der Feiertag und die Sommerpause in der Fußball-Bundesliga hatten die Bereitschaft einiger Gäste deutlich erhöht. Aber mit dieser Zahl hatte niemand gerechnet. Fakt ist jedoch, dass die Einnahmen aus diesem Spiel die Etatplanung für die kommende Saison vereinfachen dürften.

In der Regionalliga wird Wattenscheid 09 eine größere Summe benötigen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Dort warten größere Kaliber - doch bereits in dieser Saison hat der ehemalige Bundesligist gezeigt, dass er mit geringeren finanziellen als die meisten Top-Teams Großes schaffen kann. Ein größerer Geldregen winkt jedenfalls vom neuen Hauptsponsor. Nach Informationen dieser Zeitung wird die Firma Immotec in den kommenden Tagen als neuer Geldgeber vorgestellt. Das Bochumer Unternehmen war bisher Namenspartner des Lohrheidestadions und vergrößert nun sein Engagement.

Vorfreude auf viele traditionsreiche Duelle

Ganz gleich, ob mit viel Geld oder Summen, mit denen Spieler allenfalls etwas mehr als ihre Fahrtkosten zu Spiel und Training decken können: Die Regionalliga West ist um einen Traditionsverein reicher. Dort ist die SGW in guter Gesellschaft: Spiele gegen Rot-Weiß Oberhausen, Schalke 04 II und Preußen Münster dürften wertvolle Beträge in die Kassen spülen, sofern die Ansetzungen günstig liegen. Ein Spiel gegen einen Klub mit reisefreudigem Anhang sollte zu Beginn der Saison für ein besser gefülltes Stadion sorgen.

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Denn allen Wattenscheidern war vor und auch nach dem Spiel klar: Zahlen wie am Pfingstmontag werden trotz sportlichen Erfolgs kein Dauerzustand im Lohrheidestadion sein. Es gab zu Regionalliga-Zeiten schließlich Spiele gegen namhafte Teams, bei denen rund 600 Menschen den Weg in die Lohrheide fanden - ein Zehntel der Zahl von Montag.

Wattenscheid setzt weiter auf die Fans

Emre Yesilova, Torschütze zum 1:0 im entscheidenden Spiel gegen Eintracht Rheine (2:0), weiß um die Bedeutung des Publikums: „Fußball-Fans kommen gerne, wenn man gewinnt. Wir wünschen uns das natürlich auch nächstes Jahr, auch wenn wir nicht oben mitspielen werden. Wir müssen drin bleiben irgendwie und das ist unser Ziel.“

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