Wattenscheid. Nils Hönicke wird nach seinem letzten Spiel für Wattenscheid 09 emotional – gibt dem Club aber auch einige ernste Worte für die Regionalliga mit.

Das Bild, wie er deprimiert am Spielfeldrand auf einem Fußball hockte saß, wurde zum Sinnbild der kurzen Wattenscheider Schwächephase im Frühjahr. Nils Hönicke hatte nach dem Spiel bei Westfalia Rhynern sein Gesicht in den Händen vergraben, seine Miene ließ sich nur erahnen. Aber seine resignierte Körperhaltung drückte viel aus. Zumal der Mittelfeldakteur stets zu den Spielern der SG Wattenscheid 09 gehörte, der öffentlich wiederholt deutlich den Wunsch nach dem Regionalliga-Aufstieg formuliert hatte. Nach dem Spiel gegen Rheine flossen dann Tränen.

„Weißt du, wie ich geheult habe auf dem Platz?“, fragte er rhetorisch. Ihm sei viel durch den Kopf gegangen. Etwa, wie er vor etwa zweieinhalb Jahren einen Anruf bekommen hatte. „Unser Sportvorstand hat gesagt: ‚Wir haben keinen Trainer, wir haben keinen Spieler. Aber du könntest zu uns passen. Bist du dabei?’ Und ich habe ja gesagt.“ Am Pfingstmontag endete das Kapitel Wattenscheid 09 für ihn nach zwei Spielzeiten. Mit dem Regionalliga-Aufstieg.

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Wattenscheid 09 bleibt für Hönicke weiter wichtig

Hönicke wird den Verein verlassen, spielt ab der kommenden Saison aus zeitlichen Gründen für den Münsteraner Kreisligisten SV Mauritz. Die Kulisse wird dann bedeutend kleiner sein, sein sportlicher Anspruch ein anderer. Seine Emotionen aber gehören weiterhin auch der SG Wattenscheid. Und deshalb - das war ihm offensichtlich wichtig - gab er seinem Herzensverein noch etwas mit auf den Weg.

Nils Hönicke nach der Niederlage in Rhynern – da schied der Traum von der Regionalliga-Rückkehr für Wattenscheid 09 schon fast geplatzt.
Nils Hönicke nach der Niederlage in Rhynern – da schied der Traum von der Regionalliga-Rückkehr für Wattenscheid 09 schon fast geplatzt. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

„Die zarte Pflanze, die hier gewachsen ist, die muss man wertschätzen und respektvoll behandeln. Und vor allem muss jeder hier an sich arbeiten. Hier kommt ein dickes Stück Arbeit auf den Verein zu“, sagte Hönicke, ehe er konkreter wurde. Als Spieler habe man Pflichten, ebenso wie als Trainer. Die gelte es strikt einzuhalten. So, wie es das Mannschaftsgefüge verlange. Und: „Als Fan muss man nicht nach einer Niederlage sofort eine Hasstirade bei Facebook oder Instagram loslassen.“

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Der Mittelfeldspieler wollte sich nicht als Miesmacher verstanden wissen, eher als einer, dem etwas am Verein liegt. „Solche Gedanken gehören zur kritischen Auseinandersetzung mit dem, was wir alle so lieben“, sagte Hönicke.

Schwere Aufgaben warten in der Regionalliga

Das Aufstiegs-Endspiel gegen Rheine habe deutlich gemacht, was in Wattenscheid alles möglich ist. „Vor so einer Kulisse habe ich nur an der Hafenstraße in Essen oder am Tivoli in Aachen gespielt. Es ist Wahnsinn“, stimmte Hönicke in den Chor aller Anwesenden ein. Wer sich für Fußball interessiere, am Pfingstmontag aber nicht nach Wattenscheid geschaut habe, habe einen Fehler gemacht.

Nils Hönicke vor dem Spiel gegen Eintracht Rheine neben Wattenscheids Trainer Christian Britscho.
Nils Hönicke vor dem Spiel gegen Eintracht Rheine neben Wattenscheids Trainer Christian Britscho. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Wichtig sei aber, ein hohes Niveau zu halten. „In den Köpfen der Fans muss ankommen, dass die Jungs die Unterstützung auch brauchen, wenn es zum Beispiel gegen Alemannia Aachen um Platz zehn geht.“ Zumal diese Saison gezeigt habe, dass „wir mit akribischer Arbeit viel geschafft haben. Die Großen konnten wir aber nicht zerstören. In der Regionalliga warten aber mindestens so starke Mannschaften wie Kaan-Marienborn und Rhynern auf die Mannschaft.“

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