Wattenscheid. Emre Yesilova und Berkant Canbulut wollten die SG Wattenscheid zurück in die Regionalliga führen – nun blicken sie mit Stolz nach vorne.

Emre Yesilova und Berkant Canbulut waren sehr gefragt nach dem Abpfiff des entscheidenden Oberliga-Spiels: Die beiden Mittelfeldspieler spielten schon 2019 bei der SG Wattenscheid 09, als der Verein den Spielbetrieb einstellen musste. Beide haben zahlreiche Spiele in der vierten Liga gemacht. Am Pfingstmontag standen nun beide wieder gemeinsam für 09 auf dem Feld, als mehr als 6000 Fans die Rückkehr in die Regionalliga feierten. Yesilova verwandelte einen Elfmeter zum 1:0. Die beiden mussten viele Autogramme schreiben, Fotos machen – und beantworteten dann die Fragen der WAZ zu einer emotionalen Saison der SGW, den langen Weg zurück in die vierte Liga und zu ihrer Zukunft.

Berkant Canbulut, Emre Yesilova: Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg! Beschrieben Sie einfach diesen Tag: Wie hat es sich angefühlt vor dem Spiel, während des Spiels, beim Elfmeter?

Wattenscheid 09: „Das ist Weltklasse, besser geht’s nicht“

Emre Yesilova: Das ist Weltklasse, besser geht’s nicht. Wir wussten, dass es ein Spiel ist, wo Berkant und ich als erfahrene Spieler vorangehen müssen. Und ich glaube, das haben wir geändert. Den Elfmeter habe ich reingehauen – da ist aber egal, ob ich ihn reinmache, oder Berko oder sonst jemand. Hauptsache, er ist drin. Wir sind beide zurück nach Wattenscheid gekommen, um aufzusteigen. Wir haben das Ziel erreicht, da gibt es nichts besseres.

Emre Yesilova und Trainer Christian Britscho nach dem Aufstieg der SG Wattenscheid 09.
Emre Yesilova und Trainer Christian Britscho nach dem Aufstieg der SG Wattenscheid 09. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Berkant Canbulut: Ich habe schon heute Morgen eine Anspannung gefühlt. Das war kein Spiel wie jedes andere. Als wir angekommen sind, zum Aufwärmen rausgekommen sind und gesehen haben, wie viele Leute hier zusammengekommen sind, dann auch noch die Nachricht kam, dass es 15 bis 20 Minuten später losgeht – da wussten wir, es wird eine Riesenkulisse. Emre hat es auf den Punkt gebracht: Wir sind zurückgekommen, um den Verein mindestens dahinzuführen, wo wir beide mit ihm schon waren. Wir sind stolz auf die ganze Mannschaft und das komplette Drumherum, Vorstand, Fans, was alle heute hier auf die Beine gestellt haben. Darauf kann man in Zukunft aufbauen.

Wattenscheider haben mit einem Schlussspurt den Aufstieg geschafft

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Sie waren beide dabei, als der Verein Insolvenz anmelden musste. Der Verein hat sich zurückgekämpft, auch die Mannschaft war zum Beispiel nach der Niederlage in Rhynern fast schon abgeschlagen. Sie sind in dieser Saison aber immer wieder nach Niederlagen und Rückständen zurückgekommen. Wie hat sich das entwickelt?

Yesilova: Nach der Niederlage in Rhynern hatten wir ein Gespräch, da habe ich der Mannschaft gesagt: Wenn wir jedes Spiel gewinnen, wird eine andere Mannschaft patzen. So ist es gekommen. Darauf konnten wir uns zwar nicht verlassen, aber es kam so und wir haben unsere Chance heute sehr verdient genutzt. Ich glaube, verdienter kann man nicht gewinnen. Ich bin sehr stolz darauf.

Es gab auch schwere Zeiten in dieser Saison: Berkant Canbulut nach der Niederlage in Rhynern.
Es gab auch schwere Zeiten in dieser Saison: Berkant Canbulut nach der Niederlage in Rhynern. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Canbulut: Man hat über die Saison gesehen, dass Mannschaften gegen Wattenscheid vor dieser Kulisse und in diesem Stadion noch mal extra 20 Prozent drauflegen. Es ist etwas anderes, hier zu spielen, als drei Stunden nach Kaan-Marienborn zu fahren und dort 5:0 zu verlieren. Es ist schon ungewöhnlich, dass eine Mannschaft erst 6:1 verliert und gegen uns dann nur 2:1 (TuS Erndtebrück, d. Red.). Wir mussten also jedes Spiel wirklich kämpfen und dagegenhalten. Am Ende hat sich die Qualität durchgesetzt. Nach der Niederlage gegen Rhynern haben wir gesagt: Wenn wir alles gewinnen, werden wir am Ende da sein, wo wir sein wollen. Und mit der Unterstützung aller haben wir es geschafft.

Mannschaft setzt in der Regionalliga weiter auf die Unterstützung der Fans

Vor drei Jahren waren oft nur einige Fans zu Regionalliga-Spielen hier im Stadion. Diese Saison waren es selbst bei schlechtem Wetter meistens über tausend. Was ist anders, warum kommen die Fans wieder gerne?

Yesilova: Fußball-Fans kommen gerne, wenn man gewinnt. Wir wünschen uns das natürlich auch nächstes Jahr, auch wenn wir nicht oben mitspielen werden. Wir müssen drin bleiben irgendwie und das ist unser Ziel. Ich hoffe, dass die Fans auch kommen, wenn wir mal njicht gewinnen. Ich hoffe, nach dieser Saison werden sie es tun. Und wir brauchen die Unterstützung, darauf setzen wir. Das ist atemberaubend, was die dieses Jahr auf die Beine gestellt haben.

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Canbulut: Ich glaube auch, das ist der wichtigste Faktor: Wenn man oben mitspielt, kommen natürlich immer mehr. Aber man merkt auch, dass der Verein gute Arbeit leistet. Man hört keine negativen Sachen mehr über Wattenscheid, man hört nur positives. Darauf muss man aufbauen, dass alles positiv bleibt. Ich glaube, die Fans werden uns dann auch weiter unterstützen – vielleicht nicht so wie heute, mit 6000. Aber ich hoffe, dass es immer vierstellig sein wird. Wir hatten auch diese Saison Rückschläge, und wir zählen weiter auf die Unterstützung, denn man merkt heute, wie das auf die Spieler übergeht.

Yesilova bleibt – Canbuluts Zukunft ist noch offen

Haben Sie schon ein Spiel, auf dass Sie sich jetzt besonders freuen oder wollen Sie jetzt erst einmal genießen und ab morgen an die Regionalliga denken?

Yesilova: Erstmal feiern! Wir beide haben ja auch schon oft genug gegen diese Mannschaften gespielt. Aber wir haben es den Jungs auch gesagt: Das ist der einzige Weg, wie jeder Spieler in die Regionalliga kommt, das freut mich besonders für die anderen Jungs in der Mannschaft, für die ist das super.

Herr Yesilova, Ihre Vertragsverlängerung hat der Verein vor dem Spiel bekanntgegeben. Herr Canbulut, wenn wir richtig informiert sind, sind Sie nächste Saison auch weiter dabei?

Canbulut: Ich versuche es. Es sind noch ein paar Sachen zu klären mit der Arbeit. Der Haupt-Spieltag wird der Samstag sein, das ist aber auch der Haupt-Arbeitstag bei uns, da bin ich auch gefragt. Ich werde alles in die Waagschale werfen und hoffe, dass es möglich ist. Ich habe in dieser Woche ein klärendes Gespräch mit dem Arbeitgeber, dann wissen wir mehr.

Yesilova: Und wenn nicht, dann rede ich noch mal mit denen (lacht).

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