Wattenscheid. Das Aufstiegsrennen in der Fußball-Oberliga spitzt sich zu. Mittendrin: die SG Wattenscheid 09. Das spricht für den Aufstieg - und das dagegen.
Mit einem 2:1 (1:0)-Sieg über den SC Paderborn II hat sich die SG Wattenscheid 09 im Aufstiegsrennen zurückgemeldet. Die Mannschaft von Christian Britscho hat die Ostwestfalen von der Tabellenspitze geschossen, an der eigenen Position hat sich im Wesentlichen jedoch nicht viel verändert.
Der ehemalige Bundesligist ist weiterhin Fünfter, denn auch die Konkurrenz hat gepunktet. Vier Spieltage vor Schluss gibt es den WAZ-Überblick: Was für einen Aufstieg der SGW spricht – und was dagegen.
Das spricht für einen Aufstieg der SG 09
1. Schalter umgelegt
In Führung gegangen, den Ausgleich kassiert. Egal, noch einmal nachgelegt. Die SG Wattenscheid 09 hat sich gegen Paderborn betont cool präsentiert. Diesmal hielt das Abwehrbollwerk stand, obwohl die als Spitzenreiter angereisten Ostwestfalen kurzzeitig den Druck erhöhten. Dann waren auch Aktionen drin, die sonst wenig zu sehen waren. Etwa, dass Torhüter Bruno Staudt wegen Zeitspiels die Gelbe Karte sah oder dass Torschütze Dennis Lerche sich mit rücksichtslosem Körpereinsatz von seinen beiden Bewachern gelöst hatte.
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In den Köpfen der Spieler hat sich offenbar etwas getan. Im Vergleich zu den Partien gegen Rhynern oder Gütersloh stand im Heimspiel gegen die Zweitliga-Reserve eine runderneuerte Mannschaft auf dem Rasen.
2. Die Defensivstärke
Timm Esser und Jeffrey Malcherek machen in der Innenverteidigung einen blitzsauberen Job. Auf das Abwehrzentrum ist Verlass, auch Keeper Staudt ist seit einigen Wochen in glänzender Form. Das Trio, das zuletzt vor allem dafür sorgte, dass die SGW nicht reihenweise Gegentore kassierte, strahlt Ruhe und Verlässlichkeit aus. Der Druck ist weg
1.200 Zuschauerinnen und Zuschauer wollten das Spiel gegen Gütersloh sehen, nach Vereinsangaben waren es gegen Paderborn lediglich 825. Wer jedoch den Blick über die Tribünen fliegen ließ, dürfte höchstens 700 geschätzt haben. Der Rahmen war kleiner, der Glaube an den möglichen Aufstieg bei einem Teil der Fangemeinde wohl verflogen.
Klar, der Muttertag und der Kater nach dem Schalke-Aufstieg dürften ein Übriges getan haben. Und selbst 500 Fans wären im Vergleich zu Regionalligazeiten eine stolze Zahl gewesen. Vor kleinerer Kulisse aber drehte das Britscho-Team wieder auf. Der große Aufstiegsdruck war weg, auf die miserablen Auftritte in den beiden vorherigen Spielen hatte die Mannschaft reagiert. „Das war eine Antwort von den Jungs“, sagte der Coach.
3. Das Restprogramm
Siegen, Erndtebrück und Rheine warten an den letzten drei Spieltagen – allesamt Klubs, die nicht mehr um den Aufstieg mitspielen dürften. Am kommenden Sonntag ist der ASC 09 Dortmund Gastgeber - gefährlich. Mit Ausnahme von Westfalia Rhynern aber haben alle Top-Teams noch Gegner aus der oberen Tabellenhälfte. Sollte die SGW die maximale Ausbeute einfahren, dürfte der Spielplan den Schwarz-Weißen in die Karten spielen.
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Das spricht gegen einen Aufstieg der SG Wattenscheid 09
1. Die Offensivschwäche
43 Tore hat Wattenscheid 09 in dieser Saison geschossen, aus der oberen Tabellenhälfte hat nur Gütersloh seltener getroffen (38). Ganz klar: Die Britscho-Elf hat ein Offensivproblem. Es fehlt ein richtiger Knipser, und auch der in Sprockhövel zweistellig erfolgreiche Felix Casalino funktioniert noch nicht wirklich. Mit diesem Angriff bekäme die SGW spätestens in der Regionalliga arge Probleme.
2. Die Außenbahnen sind ein Problem
Immer wieder sahen sich die Wattenscheider Außenstürmer im Stich gelassen. Der Grund: Auf den Außenbahnen kam wenig Unterstützung aus der Defensive. Marvin Schurig machte auf der linken Seite seine Sache zwar ordentlich. Der gelernte Innenverteidiger aber musste sich aufs Verteidigen konzentrieren. Auf der anderen Seite wiederum herrschte stets Wechselbetrieb: Mal agierte dort der gelernte Mittelfeldspieler Tom Sindermann, dann wieder Agon Arifi, dann Burak Yerli. Alles gestandene Kräfte, aber mit wenig Offensivdrang.
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3. Schwankungen im Niveau
Ein starker Auftritt gegen Paderborn, ein desolater gegen Gütersloh, in Rhynern war die SGW komplett verloren. Noch dazu schleichen sich in die Partien immer wieder Schwächephasen ein, die den jeweiligen Gegner stark machen. Selbst beim deutlichen 4:0 gegen Hamm war das zu sehen, obschon die Wattenscheider die Partie klug zu Ende zu spielen wussten. Dennoch: Für ein echtes Spitzenteam fehlt die Konstanz. Nicht nur über die einzelnen Partien, sondern auch zwischen den Mannschaftsteilen.