Wattenscheid. Mit seinem ersten Ballkontakt hat Dennis Lerche das 2:1 der SG Wattenscheid 09 gegen Paderborn II perfekt gemacht. Er reagierte total emotional.
Vor dem finalen Torschrei hatte Christian Britscho seine Stimme schon verloren. Weil Dennis Lerche den Ruf seines Trainers erst nicht hören wollte, legte Britscho noch ein paar Dezibel drauf. Schließlich hörte der baumlange Stürmer auf seinen Coach, lief von der Ersatzbank los Richtung Seitenlinie, ließ sich einwechseln und positionierte sich dann am langen Pfosten im Strafraum des SC Paderborn II.
Wenige Sekunden später machte sich Britschos stimmlicher Einsatz bezahlt: Lerche traf mit seinem ersten Ballkontakt nach der Ecke von Berkant Canbulut zum 2:1-Sieg für die SG Wattenscheid 09, fünf Minuten vor Schluss. Es war der entscheidende Treffer in einer Partie, in der der ehemalige Bundesligist der Bezeichnung Oberliga-Spitzenteam wieder Gültigkeit verliehen hatte.
Lerche widmet sein Tor für die SG Wattenscheid seiner Oma
Der Premieren-Torschütze genoss die Ehrenrunde durch das Lohrheidestadion nach dem verdienten Sieg gegen den SC Paderborn 07 II samt Sprechchören für ihn sichtlich, nahm sich im Anschluss aber auch Zeit für ruhigere, für emotionale Worte. „Das war alles für Oma“, sagte er und erklärte: „Ich bin bei ihr aufgewachsen. Dass ich ausgerechnet am Muttertag treffe, ist was besonderes. Den Treffer widme ich natürlich ihr.“
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Für Lerche, im Winter zur SGW gekommen, war sein erstes Tor ein persönlicher Glücksmoment. Für den Verein bedeutete der Siegtreffer gegen die Ostwestfalen, die ihre Tabellenführung an den 4:0 gegen Siegen erfolgreichen 1. FC Kaan-Marienborn (52 Punkte) verloren, die Rückkehr ins Aufstiegsrennen. Der Rückstand auf Paderborn (50 Punkte) beträgt nur noch einen Zähler. Allerdings punktete auch die Konkurrenz aus Rhynern (50) und Gütersloh (49). Wattenscheid bleibt vorerst Fünfter. Rang zwei reicht zum Aufstieg.
Der Auftritt der SG Wattenscheid macht Mut für die kommenden vier Aufgaben
Die Lage in der Spitzengruppe hat sich also nur geringfügig verbessert, doch dafür machte der Auftritt der Britscho-Elf Mut für die verbleibenden Partien beim ASC Dortmund, gegen Siegen, in Erndtebrück und zum Abschluss am Pfingstmontag gegen Rheine.
Anders als in den vergangenen drei Spielen (1:1 und zweimal 0:1) ließ sich die SGW diesmal nicht empfindlich bestrafen und zeigte nach vermeintlichen Rückschlägen die entsprechende kämpferische Reaktion. Nachdem Timon Schmitz in der 35. Minute zum hochverdienten 1:0 für die Gastgeber getroffen hatte, glich Ken Robin Czok in der 74. Minute aus. In der Folge vergab Paderborn einen Konter, eine Zwei-gegen-Eins-Überzahlsituation, fahrlässig. „Wäre der Ball reingegangen, hätte es eng ausgesehen“, kommentierte Trainer Britscho.
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Trainer Britscho freut sich über starke Antwort auf Kritik und Gegentor
Statt nach dem Ausgleich einzubrechen, fand die SGW aber schnell zurück ins Spiel. „Das war eine Antwort meiner Jungs“, fand der Trainer, der in einem Atemzug an die Leistung im Heimspiel gegen den FC Gütersloh (0:1) erinnerte. „Vielleicht war meine Kritik letzten Sonntag auch übertrieben und überzogen. Und dann dachten sie vielleicht: ‚Dir zeigen wir’s, du…‘ Das war jedenfalls eine Antwort von ihnen.“
Die deutlichste Antwort hatte Dennis Lerche gegeben. In der Winterpause war der 26-Jährige vom Essener Landesligisten VfB Frohnhausen nach Wattenscheid gewechselt. „Er hat ordentlich an sich gearbeitet“, lobte Britscho seinen Stürmer, der sich innerhalb weniger Monate in eine beachtliche körperliche Verfassung gebracht hatte. „Für diese Momente ist er perfekt. Aber wir sehen noch sehr viel mehr in ihm.“
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Nach drei sieglosen Spielen ist wieder gute Laune angesagt
Lerche sei ein „richtig guter Kicker. Das ist ein Junge, dem wir noch Zeit geben müssen.“ Im entscheidenden Moment war er da, sorgte mit seinem Kopfballtor nach einer Ecke von Berkant Canbulut nach langer Zeit endlich mal wieder für omnipräsente Hochstimmung im Lohrheidestadion vor offiziell 825 Fans.
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Damit war nach drei sieglosen Partien in Folge auch bei Britscho wieder gute Laune angesagt, obschon er vor dem nächsten Spiel beim ASC 09 Dortmund am kommenden Sonntag, 15. Mai, warnte: „Was wir auf den Platz gebracht haben, müssen wir da mindestens auch bringen.“ Für den Moment aber war die Welt des 52-Jährigen in bester Ordnung: „Ich bin sehr stolz und glücklich, Trainer eines sehr coolen Vereins zu sein.“
Die Fakten zum Spiel: SG Wattenscheid 09 - SC Paderborn II (U21) 2:1 (1:0)
Tore: 1:0 Schmitz (35.), 1:1 Czok (74.), 2:1 Lerche (86.)
Wattenscheid 09: Staudt - Sindermann, Esser, Malcherek, Schurig (80. Kaminski) - Lucas (80. Jakubowski), Schmitz - Yildiz, Canbulut, Yesilova (89. Köse) - Casalino (86. Lerche)