Leipzig. Nicht nur Tatjana Pinto glänzt – der TV Wattenscheid freut sich über sieben Medaillen, lässt bei der Leichtathletik-DM sogar noch etwas liegen.
Von Medaillenträumen, aber auch einigen Fragezeichen beim TV Wattenscheid 01 war vor den Deutschen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften die Rede. Aber am Sonntagabend war kaum eine Frage mehr offen. Aus den Fragezeichen machte das Team des TV 01 Ausrufezeichen mit vier Gold- und drei Silbermedaillen. „Das ist historisch“ sagte ein glücklicher TV-Manager Michael Huke am Sonntagabend. „Wenn überhaupt gab es vor langer Zeit mal sieben Medaillen, mehr auf jeden Fall noch nie.“
Dazu hatte der TV 01 die beste Ausbeute aller deutschen Vereine – dafür habe man auch Respekt vom DLV gezollt bekommen, den Kader auf den Punkt in Bestform gehabt zu haben. Zumal auch die Athletinnen und Athleten der zweiten Reihe viele Bestleistungen aufstellten. Vorher hatte Huke von vier bis sechs Medaillen als Ziel gesprochen. Sieben wurden es sogar. Aber nicht nur die Zahl der Medaillen – auch die Farben und vor allem die Art und Weise sorgten dafür, dass man dieses DM-Wochenende für den TV 01 kaum besser hätte ausmalen können.
TV Wattenscheid: Schneider strahlt nach seinem Gold-Lauf
Die 400-Meter-Goldmedaille von Patrick Schneider war zwar die, die man am ehesten einplanen konnte – aber auch er übertraf die Erwartungen. Im Vorlauf setzte er mit WM-Norm und persönlicher Bestleistung (46,44 Sekunden) schon eine echte Marke. Im Finale setzte er sich direkt an die Spitze, ging deutlich vor seinem Konkurrenten Marvin Schlegel auf die zweite Runde, Schlegel attackierte.
Schneider ließ ihn aber nicht heran, kämpfte sich mit verzerrtem Gesicht über die Ziellinie – und war in 46,45 Sekunden Deutscher Meister. Im Sportschau-Interview wenige Minuten strahlte er schon wieder und sagte: „Ich bin super glücklich, zumal das meine erste Hallen-DM war“, sagte er. „Das Ziel war der Titel. aber dass es dann gleich zweimal klappt, die WM-Norm zu unterbieten – klasse.“
Tatjana Pintos neue Lieblingsfarbe: Blau
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Schneider schwärmte genau wie am Vortag unter anderem Tatjana Pinto von der schnellen, markant gefärbten Bahn in der Leipziger Arena. Die Top-Sprinterin hat offenbar eine neue Lieblingsfarbe: „Blaues Trikot, blaue Bahn“, war Pintos Instagram-Kommentar zu ihrem ersten DM-Start für den TV Wattenscheid, versehen mit einem blauen Herzen, auch für sie nach einem perfekten Tag.
Schon im Vorlauf war Pinto die schnellste (7,22 Sekunden), genau so schnell wie Gina Lückenkempers bisherige deutsche Jahresbestleistung. Aber dann, das Finale: In sagenhaften 7,16 Sekunden hängte sie Lückenkemper und alle anderen deutlich ab und holte sich so erst die verdienten Glückwünsche der Konkurrenz und dann ihre achte Goldmedaille bei Deutschen Meisterschaften ab, die vierte in der Halle.
Jessie Maduka knackt die magische 14
Pintos selbstbewusste Ankündigung – „bei der Zeit ist noch einiges drin“ – machte sie wahr. Und als frisch gebackene Deutsche Meisterin schob sie die nächste Warnung an die Konkurrenz direkt hinterher: „So langsam komme ich in Schwung.“ Derlei Ansagen brauchte Jessie Maduka nicht, die 25-jährige Dreispringerin ließ Zahlen sprechen.
Beziehungsweise eine Zahl: 14. Schon im ersten Versuch stellte sie mit 13,93 Metern ihre Bestweite ein, im vierten landete sie bei exakt 14,00 Metern, knackte die Marke als erste und einzige Deutsche in diesem Jahr. Madukas Kommentar.: „14 Meter und Deutsche Meisterin – davon habe ich immer geträumt.“
Silber für Zapalska, Erewa und Honsel
Und das waren nur die drei Einzel-Titel. Auch Kugelstoßerin Julia Ritter lieferte einen starken Wettkampf ab, wurde mit WM-Norm und Bestleistung Vierte (18,39 Meter). Hochspringerin Christina Honsel schaffte zwar nicht die erhoffte Höhe, holte aber etwas überraschend wie vor einem Jahr mit 1,83 Meter Silber. Auch Robin Erewa gewann Silber über 200 Meter (20,99 Sekunden), nachdem er im Vorlauf in 20,81 Sekunden Saisonbestleistung gelaufen war.
Silber ging auch an Monika Zapalska, mit dem Rückstand einer Tausendstel-Sekunde auf Cindy Roleder nach 60 Meter Hürden. Huke legte Einspruch ein, sah Zapalska auf dem Zielfoto sogar vorne, das wurde aber abgelehnt. „Unfair, dass man nicht zwei Titel vergeben hat“, fand Huke.
Dramatisches Staffel-Finale
Und dann kam das große Finale in den 4x200-Meter-Staffeln, auch hier mit Spannung, auch hier blieb noch etwas liegen: Die prunkvoll besetzte Frauen-Staffel – vor Schlussläuferin Sophie Bleibtreu liefen Pinto, Maduka und Zapalska – wurde Vierte. Im ersten Männer-Lauf wurde Wattenscheid nach einem Fehlstart von Maximilian Heinrichs disqualifiziert.
Aber dann machten es die anderen: Robin Erewa lief einen großen Vorsprung heraus, den Kevin Ugo, Mateusz Lewandowski und Noel Fiener souverän ins Ziel liefen. „Ärgerlich“ fand Huke den Fehlstart. „Die zweite Staffel war so stark besetzt, die holt auch rückwärts Silber.“ Aber auch so war es ein historisches, goldenes Wochenende für Wattenscheid.
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