Bochum. Der Bochumer hat alles auf die Karte Leistungssport gesetzt und sich seinen Traum erfüllt. In Tokio gewann er zum ersten Mal paralympisches Gold.

Es ist die Erfüllung seines Lebenstraums, manifestiert in einer 556 Gramm schweren Goldmedaille. Stolz präsentiert Valentin Baus das Edelmetall für den Fotografen. Einige Passanten bleiben stehen, schauen. „Glückwunsch! Toll gemacht“, sagt eine Frau, als sie an ihm vorbeigeht. Baus bedankt sich und lächelt dann wieder in die Kamera. „Es ist schon ein großer Unterschied zu meiner Silbermedaille in Rio“, sagt der Paralympics-Sieger von Tokio.

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Dort hat sich der 25-jährige Bochumer seinen Traum erfüllt und die Tischtennis-Konkurrenz in der Startklasse WK5 gewonnen. Just gegen eben jenen Kontrahenten, der ihn fünf Jahre zuvor im Finale noch bezwungen hatte, den Chinesen Ningning Cao. Baus siegte knapp mit 3:2-Sätzen.

Der Sportler mit der Glasknochenkrankheit hat in den vergangenen fünf Jahren alles daran gesetzt, diesen Sieg mit nach Hause zu nehmen. „Ich habe auf vieles verzichtet, habe mein Leben voll und ganz dem Leistungssport verschrieben“, berichtet der 25-Jährige.

Erst Matchball, dann Erleichterung

Nach Rio und dem Gewinn der Silbermedaille habe er sich zwar auch gefreut, aber ein Sportler will eben immer gewinnen. „Und der Zweite ist eben der erste Verlierer“, sagt Baus. Anschließend habe er sich überlegt, „wie viel ist mir dieser Paralympics-Sieg wert, was bin ich bereit dafür zu tun?“ Seine Antwort: Alles, was mir möglich ist. „Man kann einen Sieg oder eine Medaille nicht planen, aber man kann alles dransetzen, um sie möglich zu machen“, sagt Baus, der sein Studium im vergangenen Jahr ruhen ließ und jetzt mit Business Administration fortsetzt.

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Dass Erfolge nicht planbar sind, musste Baus auch nach seiner Silbermedaille in Rio erfahren. Europameisterschaft 2017? Weltmeisterschaft 2018? Endeten jeweils ohne Edelmetall für den Bochumer. „Ich bin jeweils früh ausgeschieden. Da hat man dann natürlich schon dran zu knabbern, vor allem als Titelverteidiger“, sagt der Tischtennisspieler, der dann alles auf die Karte Leistungssport setzte: „Ich wollte mir nicht irgendwann vorwerfen, ich hätte nicht alles für den Paralympics-Sieg getan“, erzählt Baus.

Und diese Hartnäckigkeit, dieser eiserne Wille zahlte sich schließlich aus. „Als ich den Matchball verwandelt hatte, war das stärkste Gefühl eigentlich Erleichterung“, schildert der Bochumer, der nicht nur für die TTG Weitmar in der Herren-Bezirksliga, sondern auch für Borussia Düsseldorfs Behinderten-Mannschaft an der Platte ist.

Termin-Marathon nach dem Sieg

556 Gramm schwer: die Goldmedaille von Valentin Baus.
556 Gramm schwer: die Goldmedaille von Valentin Baus. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„All die Mühen, all die Entbehrungen haben sich ausgezahlt“, so Baus, der den Tag seines Paralympics-Sieges als einen der stressigsten überhaupt schildert. „Was anschließend passiert, ist einfach ein Termin-Marathon“, sagt er mit einem Lächeln. Denn es ist Stress, den ein Goldmedaillen-Gewinner wohl gerne auf sich nimmt. „Ich musste zur Dopingkontrolle, da war ich gerade fertig, da ging schon die Musik für die Siegerehrung los.“ Kaum schaffte er es, die Trainingsjacke für die Siegerehrung anzuziehen, da wurde auch schon das erste Edelmetall verliehen.

„Anschließend Interviews, Empfang im Deutschen Haus, kurz die Nachrichten der Familie gelesen, Besuch bei der Sportschau, Video-Dreh für das Team Deutschland und später noch eine Podcast-Aufnahme“, beschreibt er die Tour der Sieger. „Viel nachdenken konnte man bis dahin nicht.“ Zudem klingelte sein Handy permanent. „Ich glaube, das stand zwei Tage nicht still. Ich habe so viele Nachrichten bekommen. Aber das freut einen natürlich auch sehr.“

Und diesen Paralympics-Sieg so richtig begreifen, wird er sicher auch erst in den kommenden Wochen und Monaten. „Jetzt mache ich erst mal nichts“, hatte er nach seiner Rückkehr aus Tokio gesagt. Freunde treffen und Zeit mit der Familie verbringen wohl ausgenommen. „Die sind auch alle froh und erleichtert, denn sie wissen ja, wie viel ich für diesen Sieg investiert habe und wie wichtig er mir war.“

Nächstes Ziel für Baus: Weltmeisterschaft

Seine Goldmedaille hat im Übrigen auch schon einen Platz. „Neben der Silbermedaille aus Rio, im Schrank.“ Valentin Baus lacht. „Ich glaube, die Silberne habe ich seit Jahren nicht rausgeholt.“ Er schwelgt nicht lange in Erinnerungen, sondern schaut nach vorne. Hin zu den nächsten Aufgaben. Das nächste Ziel hat er natürlich schon vor Augen, die Weltmeisterschaft. Und natürlich die nächsten Paralympics in Paris 2024. Dank seines Erfolgs in diesem Jahr dürfte für ihn ein weiteres professionelles Training bis dahin möglich sein.

„Es ist im Leistungssport, und im paralympischen Sport im Speziellen, am Anfang wirklich nicht leicht, unter professionellen Bedingungen zu trainieren, weil die Förderung erst dann wirklich anläuft, wenn man schon erfolgreich ist. Sprich, Medaillen geholt oder sich einen Kaderplatz gesichert hat“, merkt er an. Er selbst war schon in jungen Jahren erfolgreich, wurde früh gefördert. „Das hat mir auf jeden Fall sehr geholfen, mich für diese Laufbahn zu entscheiden“, betont er.

Und diese Entscheidung scheint goldrichtig gewesen zu sein. Jetzt hat er schon die zweite Paralympische Medaille und eine dritte soll in Paris möglichst dazu kommen.