Wattenscheid. Die SG Wattenscheid 09 grüßt nach drei Siegen von der Spitze der Oberliga. Gegen Rhynern aber hätte es auch ein Unentschieden geben können.

Zunächst schrie er seine Freude raus. Dann setzte er zum Salto an, zog durch und landete auf beiden Beinen. Dann ließ er einen weiteren Urschrei folgen. Während Felix Casalino den späten Treffer zum 3:2 (1:0)-Sieg der SG Wattenscheid 09 gegen Westfalia Rhynern euphorisch und artistisch mit seinen Mitspielern feierte, ballte Christian Britscho die Faust und ließ in seinen Gesichtszügen vorsichtige Erleichterung erkennen.

Erneut hatte sein Team es unnötig spannend gemacht, einmal mehr drei Tore erzielt, und wieder einmal keine besonders zufrieden stellende Leistungs abgeliefert. „Wir haben bisher kein Spiel gemacht, nach dem wir sagen können, dass wir zu hundert Prozent zufrieden sind“, sagte er Trainer des Fußball-Oberligisten.

Nun aber könne er seiner Mannschaft sogar noch Potenzial zur Verbesserung zeigen. „Das ist neben den neun Punkten zum Auftakt das Positive“, betonte der 51-Jährige.

Wattenscheid ist Tabellenführer

Wattenscheid 09 ist Tabellenführer, hat drei höchst unterschiedliche Partien zum Auftakt der neuen Saison gewonnen. Dieser schöne Schein überdeckt jedoch zwei kleinere Makel. Zum einen hat Kaan-Marienborn ein Spiel weniger absolviert und dürfte an der SGW vorbeiziehen.

Zum anderen sprechen fünf Gegentore sowie der Umstand, dass die Britscho-Elf das Spiel trotz Überzahl noch aus der Hand zu geben drohte, noch nicht für vollständige Stabilität. Denn obwohl der ehemalige Bundesligist nach dem Platzverweis gegen Marvin Joswig (67.) das Spiel eigentlich im Griff hatte, wurde es spannend.

Rhynern kämpfte sich wieder heran und steckte dabei auch den für alle Beteiligten schmerzhaften Ausfall von Lennard Kleine gut weg. Der Offensivspieler hatte sich nach einer knappen Viertelstunde schwer am Knie verletzt. Ein Rettungswagen brachte Kleine ins Krankenhaus.

Casalino übt den Torjubel im Garten

„Das haben wir gut verkraftet. Die Mannschaft ist mental stark“, fand Westfalia-Trainer Michael Kaminski. Freilich ärgerte er sich über das bittere Ende und war sich mit SGW-Coach Britscho einig. Der hatte gesagt: „Wenn das Spiel 2:2 ausgegangen wäre, hätten wir uns nicht beschwert. Das wäre auch leistungsgerecht gewesen.“

Dass die Punkte im Lohrheidestadion blieben, lag zum einen an Casalinos Instinkt. Denn wie der Wattenscheider Stürmer den Ball vor dem entscheidenden Tor traf und maßgeschneidert ins Netz zirkelte, stand der artistischen Einlage im Anschluss in nichts nach.

Zum anderen war der Sieg einmal mehr ein Produkt des ausgeprägten Kampfgeistes. „Das ist eine Qualität, die die Mannschaft hat“, erklärte Britscho - bereits zum dritten Mal in Folge. Am Ende eines hektischen Nachmittags standen ein 3:2-Erfolg sowie die Tabellenführung. Und ein Jubel-Spektakel der besonderen Art. „Ich bin ein verrückter Hund“, sagte Casalino schmunzelnd. Er übe solche Sprünge gern daheim auf dem Trampolin. Und zwinkernd schob er nach: „Ist gar nicht so schwierig.“

SG Wattenscheid 09: Staudt - Arifi, Wiebel (85. Corbo), Schurig (85. Schurig), Britscho - Lucas, Hönicke (73. Nakalyuzhnyy) - Lewicki, Canbulut, Yildiz - Casalino, Schiedsrichter: Selim Erk (Herne)
Tore: 1:0 Hönicke (42.), 1:1 Sezer (50.), 2:1 Canbulut (51.), 2:2 Sezer (87.), 3:2 Casalino (90.)
Zuschauer: 909
Gelb-Rot: Joswig (67. wiederholtes Foulspiel)