Bochum. Die Teilnehmer an Olympia und den Paralympics aus Bochum sollen Botschafter für die Stadt sein. Fünf stehen fest, eine Top-Athletin wird fehlen.

Mal abwarten, ob dieser Satz ein guter Slogan werden wird. Griffig ist er jedenfalls und er reimt sich auch – irgendwie: „Go for BO in Tokio.“ Weiße T-Shirts mit diesem Aufdruck in blau verteilte Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch jedenfalls am Montag an fünf Olympioniken aus Bochum. Er verabschiedete sie gewissermaßen, auch wenn die Spiele erst am 23. Juli beginnen.

Mit Daniel Jasinski, Diskuswerfer des TV Wattenscheid 01, fehlte ein Mann, der sich ebenso bereits für die Olympischen Spiele qualifiziert hat. Michael Huke, der Manager der Wattenscheider Leichtathleten, hatte am Montagmittag darüber hinaus die Nachricht, dass eine herausragende Wattenscheider Athletin in Tokio definitiv nicht dabei sein wird.

Für Pamela Dutkiewicz ist die Saison wahrscheinlich bereits beendet und damit natürlich auch der Traum einer weiteren Olympia-Teilnahme. Die Hürdensprinterin, die in der Vergangenheit viele gute Ergebnisse lieferte und bei Großereignissen eine Medaillen-Kandidatin war, hätte am Wochenende in Regensburg starten wollen. Sie musste absagen. Auch die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften hatte sie absagen müssen.

Dutkiewicz denkt noch nicht an das Laufbahnende

„Mein Körper zeigt mir seit acht Monaten verrückte Signale, die nicht einzuordnen sind“, sagte Dutkiewicz. „Mal eine Entzündung hier oder Schmerzen da, es war ein ewiges Auf und Ab. Und ohne meinen Trainer Rüdiger Harksen hätte ich schon längst vorher aufgegeben.“

Viele Trainingselemente seien so aber nicht möglich gewesen. „Es waren acht unfassbar anstrengende Monate, in denen ich aber auch Zeit hatte, einige Dinge zu reflektieren“, sagte Dutkiewicz. „Wer weiß, ob jetzt nicht von meinem Körper die Rückmeldung kommt: Mädel, lass mal gut sein. Die Option Aufhören ist zwar noch nicht denkbar.“

Sie träume natürlich von der EM im eigenen Land im nächsten Jahr. „Aber ich habe mir auch angewöhnt, immer kleinschrittig zu denken. Jetzt werde ich mich erst einmal ordentlich durchchecken lassen und die Diagnose abwarten.“

Paralympics beginnen erst am 24. August

Dagegen bereits qualifiziert sind neben Jasinski die beiden Wattenscheider Marathon-Läufer Amanal Petros und Hendrik Pfeiffer. Auch die Para-Leichtathletin Katrin Müller-Rottgardt vom TV Wattenscheid 01, die aufgrund ihrer Sehbehinderung mit Guide Noél Fiener an den Start geht, und der Rollstuhl-Tischtennisspieler Valentin Baus, gebürtiger Bochumer, sind bereits qualifiziert.

Während die Para-Athleten noch etwas länger Zeit haben, um sich auf ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen vorzubereiten, die Paralympics beginnen erst am 24. August, hat für Jasinski, Pfeiffer und Petros die „heiße“ Phase längst begonnen.

Jasinski musste den Termin am Bochumer Rathaus absagen, weil er bereits im Vorbereitungstrainingslager in Belek in der Türkei ist. „Dort sind bereits alle Athletinnen und Athleten“, sagte Huke, „die bereits qualifiziert sind.“ Pfeiffer und Petros könnten also auch dorthin. Sie aber brauchen ein anderes Umfeld, um sich bestmöglich vorzubereiten.

Pfeiffer und Petros bereiten sich in Kenia vor

Sie fliegen am Donnerstag nach Kenia und bleiben vier Wochen dort. „Für mich ist es das siebte Mal, dass ich mich dort vorbereite“, sagte Pfeiffer. „Das ist der Ort, wo so eine Vorbereitung am besten funktioniert. Wir sind auf 2400 Höhenmetern und habe dort eine einheimische Trainingsgruppe. Es ist nicht die angenehmste Variante, man verlässt seine Komfortzone. Kenia hat sich als Vorbereitungsort etabliert.“

Die nächsten vier, fünf Wochen würden noch einmal richtig hart werden, sagte Pfeiffer dann noch mit einem Lächeln. „Das ist es wert. Ich habe mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen mein großes Ziel erreicht.“

Ein besonderes Ziel für das Marathon-Rennen bei Olympia hat er sich nicht gesetzt. „Ich muss sehen, wie ich mit den Bedingungen vor Ort klar komme. Die Konkurrenz ist groß, das Teilnehmerfeld riesig gut besetzt. Aber ich freue mich über jeden Läufer, den ich einsammeln kann.“

Huke hofft auf fünf, sechs Olympia-Starter aus Wattenscheid

Manager Huke würde sich darüber auch freuen. Noch mehr aber würde er sich freuen, wenn zu den bereits feststehenden Olympia-Teilnehmern weitere vom TV Wattenscheid 01 kämen.

1500-Meter-Läufer Marius Probst ist noch ein Kandidat, ebenso 200-Meter-Sprinter Robin Erewa und Hürdensprinter Eric Balnuweit. „Sie liegen im aussichtsreich im Ranking“, sagte Huke. „Bei ihnen könnte es noch klappen. Wenn der TV Wattenscheid dann mit fünf, sechs Athleten in Tokio dabei wäre, wäre das nach einem Jahr der Wirren wirklich gut.“

Neben Dutkiewicz aber wohl nicht dabei sein werden Christina Honsel und Julia Ritter. Hochspringerin Honsel war während der gesamten Saison immer mal wieder verletzt und kam daher nicht an die Quali-Höhe heran. Kugelstoßerin Ritter hat sich zwar im Saisonverlauf stetig gesteigert und zuletzt eine neue Bestleistung gestoßen. Die Norm aber hat sie ebenso nicht geknackt. Auch ihr läuft nun die Zeit davon.