Bochum. Der Fußballverband hat sich gegen einen kompletten Abbruch der Saison ausgesprochen. Das stößt auch bei den Bochumer Vereinen auf Unverständnis.

Mit Unverständnis reagieren Bochumer Vereine auf die Entscheidung des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen (FLVW). Der hat sich bei seiner jüngsten digitalen Versammlung (noch) gegen einen Saisonabbruch ausgesprochen.

Uwe Gottschling (r.), Sportlicher Leiter des Westfalenligisten Concordia Wiemelhausen.
Uwe Gottschling (r.), Sportlicher Leiter des Westfalenligisten Concordia Wiemelhausen. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

„Ich kann nicht nachvollziehen, wie sich der Verband in der aktuellen Situation verhält“, sagt Concordia Wiemelhausens Sportlicher Leiter Uwe Gottschling über die Entscheidung, die Saison zunächst einmal unbedingt weiterführen zu wollen. Er redet sich bei diesem Thema beinahe in Rage: „Der Verband sollte mal die Vereine mit ins Boot nehmen. Ich stehe im regelmäßigen Austausch auch mit Dortmunder Klubs. Alle schütteln über den Verband nur noch den Kopf.“

Es gebe nur eine mögliche Entscheidung und die heiße Saisonabbruch. „Es geht hier nicht um die Satzung des Verbandes, sondern um Menschenleben“, sagte Gottschling. „Der Verband sollte mal schauen, was in Deutschland und der Welt los ist.“

„Herumgeeiere“ nicht nachvollziehbar

Aus Angst vor möglichen gerichtlichen Klagen einzelner Vereine, die unbedingt aufsteigen wollen, eine Entscheidung vor sich herzuschieben, sei aus seiner Sicht nicht akzeptabel. Dem kann Reinhard Fischer, 1. Vorsitzender der DJK Wattenscheid und im Hauptberuf Rechtsanwalt, nur zustimmen.

„Die Haltung des Verbandes sich hinter Paragrafen zu verstecken ist katastrophal. Die Fakten sind aufgrund des gesundheitlichen Hintergrundes so klar, dass ich das Herumgeeiere nicht nachvollziehen kann.“

Für Fischer noch katastrophaler als die Entscheidung an sich, weiter auf die Saisonfortsetzung zu spekulieren, sei die Aussage, dass der Verband notfalls die Spielzeit auch klassenweise werten wolle. „Völlig unsinnig“, so Fischers kurzer Kommentar.

Landesligen könnten aufgebläht werden

Dies hieße zum Beispiel bei einem Saisonabbruch in der Landesliga aber gewerteter Saison in den Westfalenligen und Bezirksligen, dass die Landesligen in der kommenden Saison mit Westfalenligaabsteigern und Bezirksligaaufsteigern noch einmal zahlenmäßig erheblich aufgebläht werden könnten.

Reinhard Fischer, 1. Vorsitzender der DJK Wattenscheid.
Reinhard Fischer, 1. Vorsitzender der DJK Wattenscheid. © Unbekannt | DJKWAT

Fischer denkt daran, sich in einem offenen Brief an den FLVW zu wenden, um die Situation aus Sicht der Vereine noch einmal zu verdeutlichen. „Der Verband kann nach einem halben Jahr Fußballpause nicht wirklich in Betracht ziehen, bei einer möglichen Trainingsaufnahme Mitte April die halbe Saison ab Mitte Mai bis Ende Juni durchziehen zu wollen.“

Im Falle der DJK Wattenscheid kämen ebenso wie bei Ligakonkurrent SW Wattenscheid 08 bei einem rechnerisch möglichen Re-Start am 16. Mai innerhalb von sechs Wochen zehn Meisterschaftsspiele auf die Teams zu, um die komplette Hinrunde und damit 50 Prozent der Spiele absolviert zu haben.

DJK Hordel hätte noch elf Nachholspiele

Die DJK TuS Hordel müsste in der Westfalenliga im gleichen Zeitraum sogar noch elf Partien absolvieren, Klassenkamerad Concordia Wiemelhausen dagegen „nur“ noch neun.

Ein Saisonabbruch gebe den Vereinen darüber hinaus Planungssicherheit für die kommende Saison bezüglich Klassenzugehörigkeit und Kaderplanung. Statt sich mit einer möglichen, aber eher doch unmöglichen, Saisonfortsetzung zu beschäftigen, würde Gottschling andere Aktivitäten der FLVW-Verantwortlichen begrüßen.

„Der Verband sollte in der aktuellen Situation viel mehr gefordert sein, Strukturen für einen Spielbetrieb in der kommenden Saison zu schaffen, die ja eigentlich am 15. August beginnen soll“, sagt Gottschling. Er fordert neue und offen mit den Vereinen diskutierte Lösungsansätze, um den Spielbetrieb nach den Sommerferien wieder aufnehmen zu können.