Bochum. Bochum verliert in Aue, Würzburg schlägt den HSV. Die Kickers sind nächster VfL-Gegner. Trainer Reis reagiert auf die Zulj-Manndeckung.

Auch zwei Tage nach dem 0:1 in Aue war Thomas Reis die Enttäuschung deutlich anzumerken. „Wir haben sicher nicht unser bestes Spiel gemacht, aber wir hätten trotzdem einen Punkt mitnehmen müssen“, sagte der Trainer des VfL Bochum im Gespräch mit dieser Redaktion.

Sein Blick ging aber vor allem gleich voraus: Beim nächsten Heimspiel am Samstag (13 Uhr/Ruhrstadion) gegen die Würzburger Kickers „müssen wir vieles besser machen“, meint Reis. Allerdings: Würzburg ist zwar noch Schlusslicht, feierte aber am Sonntag einen verdienten 3:2-Sieg gegen Spitzenreiter Hamburger SV.

Die Würzburger Kickers besiegen Spitzenreiter HSV mit 3:2

Die Kickers führten nach 54 Minuten schon mit 3:0, die HSV-Treffer fielen zu spät (72./89.), Hamburgs Onana sah noch Gelb-Rot. Zudem unterlag am Spieltag der Favoritenstürze der Karlsruher SC dem 1. FC Nürnberg mit 0:1. Fortuna Düsseldorf indes ist dank eines 3:2 gegen Hannover wieder im Rennen mit nun 36 Punkten. Am Montag steigt das Topspiel. Gewinnt Fürth gegen Kiel, hätten die ersten vier Teams alle 42 Punkte. Mittendrin: der VfL Bochum.

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Der ist vor den Kickers aus Würzburg, die schon in Kiel nur sehr unglücklich mit 0:1 verloren hatten, mehr als gewarnt. Thomas Reis sagt: „Da kommt eine schwere Aufgabe auf uns zu.“ Sein Team und er selbst als Trainer müssten zuvor auch die Lehren aus Aue ziehen. Fünf Aspekte nach Aue und vor Würzburg.

1 Flankenläufe: Immer wieder die falschen Entscheidungen

Es ist ein Dauerproblem vor allem der Außenstürmer und -verteidiger wie Gerrit Holtmann, wie Milos Pantovic, wie Cristian Gamboa. „Wir haben wieder oft die falschen Entscheidungen im letzten Drittel getroffen“, sagt Reis. „Wenn wir hätten flanken können, haben wir nicht geflankt. Wenn wir in den Sechzehner hätten eindringen können, haben wir geflankt.“ So gab es zwar dennoch etliche Möglichkeiten zur Führung am Anfang und zum Ausgleich am Ende. Mit „besseren Entscheidungen“ in der Vorbereitung aber, so Reis, „hätten wir noch deutlich mehr Chancen haben können“.

Dies gelte es weiterhin zu trainieren, auch jeder Einzelne sei hier gefordert, mehr an sich zu arbeiten. Auch im Mannschaftstraining wird das zielgerichtete Flanken, alternativ Eindringen in den Strafraum oder Abschließen einer Aktion erneut ein Schwerpunkt sein in dieser Woche. Ebenso wie das in Aue unzureichende Umschaltspiel und Zweikampfverhalten insbesondere bei den zweiten Bällen.

2 Manndeckung für Zulj: VfL-Trainer Reis will Lösungen erarbeiten

In diesem Extrem hat man eine Sonderbewachung in der 2. Liga lange nicht gesehen. Louis Samson vom FC Erzgebirge wich Spielmacher Robert Zulj vom VfL im Stile der 70er-Jahre nicht vom Fuß. Der sichtbar genervte Gestalter fand selten eine Lösung. Er hätte sich noch mehr bewegen, mehr in die Tiefe gehen müssen, um sich Samson zu entziehen. Auch für Reis war diese Manndeckung eine neue Erfahrung. „Wir verlieren als Mannschaft, dazu gehört auch der Trainer. Ich werde meine Schlüsse ziehen.“ Er werde künftig Lösungen im Kopf haben, falls Zulj erneut derart beschattet wird. Welche, verrät er logischerweise nicht. Ein Positionswechsel von Zulj innerhalb des Spiels – zum Beispiel nach hinten auf die Sechs, mehr nach außen oder weiter nach vorne – könnte eine Reaktion sein. Auf Zulj verzichten wird Reis zweifellos nicht. In allen acht Spielen dieses Jahres zuvor hatte der Österreicher mindestens einen Treffer aufgelegt oder selbst erzielt – er ist und bleibt ein entscheidender Faktor.

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3 Formkrise: Simon Zoller bleibt in den letzten Partien blass

Oft glänzte Zulj dabei mit Simon Zoller im Sturmzentrum, zusammen machten die beiden Topscorer (beide 19 Punkte) den Unterschied aus. Doch seit der Zoller-/Zulj-Gala beim 3:2-Sieg beim formstarken FC St. Pauli – die Hamburger haben die zwei Spiele vor und die vier Partien nach dem VfL-Auftritt alle gewonnen – steckt Zoller sichtbar im Formtief.

Am Willen mangelt es dem „Anlauf-Führer“ nicht, der Stürmer legt auch freiwillige Extratrainingseinheiten ein. In den letzten vier Partien aber fand der beste Bochumer Torschütze (elf Saisontreffer) nicht mehr die Bindung wie noch zu Jahresbeginn. In Aue hatte er keine gute Offensivaktion und wurde nach einer Stunde ausgewechselt.

Seine erste Alternative, der für die komplette zweite Halbzeit eingewechselte Silvere Ganvoula, konnte sich allerdings erneut nur bedingt empfehlen. Beim Kopfball an die Latte er Pech, bei einer weiteren guten Chance zielte er neben das Tor. Ganvoula ist nun seit 18 Partien ohne Treffer, hat erst ein Tor erzielt in dieser Saison.

4 Comeback: Danny Blum könnte gegen Würzburg starten

Danny Blum, der wegen Wadenproblemen sieben Pflichtspiele verpasst hatte, brachte in den letzten 20 Minuten frischen Schwung. „Ich bin froh, dass er wieder dabei ist. Aber man merkt schon, dass er noch nicht bei 100 Prozent ist“, sagt Reis. In dieser Woche könnte er im Training weitere Prozentpunkte draufpacken.

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VfL Bochum: Herbert Bockhorn hat muskuläre Probleme

Gut möglich, dass Blum gegen Würzburg von Beginn an stürmt. Zumal sein Vertreter Herbert Bockhorn in Aue defensiv wie offensiv einen ganz schwachen Tag erwischt hatte und zudem angeschlagen ist. Wegen muskulärer Probleme droht er die ersten Trainingseinheiten der Woche zu verpassen, eine genaue Diagnose steht aber noch aus.

5 Sperre: Saulo Decarli wird wohl für Maxim Leitsch spielen

Maxim Leitsch wird gegen die Kickers nach seiner fünften Gelben Karte fehlen. Erste Alternative ist Saulo Decarli, der schon im Pokal für den damals geschonten Leitsch auflief. Reis war mit seiner Leistung beim 0:4 in Leipzig angesichts der langen Spielpause zufrieden. Gegen Würzburg könnte der Schweizer sein erstes Zweitliga-Spiel seit fast genau einem Jahr, seit dem 4:4 gegen Sandhausen am 1. März 2020, absolvieren. Vasileios Lampropulos ist noch verletzt