Bochum. Trainer Reis will den VfL Bochum gemeinsam mit Sportchef Schindzielorz weiter entwickeln. Beim Pokalspiel in Leipzig fällt Tesche aus.

Rund anderthalb Stunden vor der Abreise nach Sachsen hat der VfL Bochum eine Nachricht veröffentlicht, die eine weitaus höhere Tragweite und Bedeutung hat als dieses eine besondere Spiel am Mittwochabend (18.30 Uhr/Sky) beim Bundesliga-Zweiten RB Leipzig.

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Am Tag vor dem Achtelfinal-Duell im DFB-Pokal beim Champions-League-Klub verkündete der ambitionierte Zweitligist die zu erwartende vorzeitige Vertragsverlängerung mit Erfolgstrainer Thomas Reis als perfekt. Der 47-Jährige unterschrieb einen neuen Kontrakt über zwei weitere Jahre, er gilt ligaunabhängig nun bis zum Sommer 2023.

VfL Bochums Trainer Reis schwärmt von seinem Verein

„Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass dieser Verein etwas Besonderes für mich ist und immer bleiben wird“, sagte Reis, der Ex-Profi, Jugend-, Frauen- und Co-Trainer des VfL, vor der Abfahrt nach Leipzig auf der Pokalspiel-Pressekonferenz. Der Coach betonte die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz, dessen Vertrag aktuell bis Jahresende läuft und wohl auch verlängert wird. Reis sagt: „Wir wollen hier gemeinsam etwas entwickeln und dies in den kommenden zwei Jahren gemeinsam vorantreiben.“

Reis und Schindzielorz sollen gemeinsam das Team weiter entwickeln

Schindzielorz, einst ja gemeinsam mit Reis für den VfL am Ball, war es, der ihn als Neuling für eine Profimannschaft nach Bochum holte, betonte Reis. Noch dazu in schwieriger Lage, als Robin Dutt den Klub verlassen musste Anfang September 2019. Ein Risiko? Vielleicht. In jedem Fall ein Vertrauensvorschuss. „Dieses Vertrauen wollte und will ich zurückzahlen“, so Reis. Bisher gelingt ihm das bravourös, wie auch Zahlen untermauern: Unter Reis holte der VfL in 48 Zweitliga-Partien 80 Punkte, in dieser Saison ist der Schnitt noch deutlich besser. Bochum liegt auf Rang zwei mit 36 Punkten aus 19 Partien.

Bereits im Dezember hatte Reis erklärt, dass er kein „Wandervogel“ sei und sich längst als „eingebürgerter Bochumer“ fühle, so der gebürtige Wertheimer. Ein paar Wochen und ein paar von allen Seiten sehr fair und offen geführte Gespräche später, so Reis und Schindzielorz sinngemäß übereinstimmend, ist nun alles geregelt.

Schindzielorz erklärt die Gründe für die Vertragsverlängerung mit Reis

Und zwar, weil Reis eine anfangs zerrüttete Mannschaft im Abstiegskampf zu einem echten Team formte, weil er den VfL vor allem dank eines starken Re-Starts noch auf Platz acht in der Vorsaison führte, weil er aus dem einstigen Abstiegskandidaten einen Aufstiegsanwärter machte, der meist mit Leidenschaft auftritt und oft mit attraktivem Fußball aufwartet. Und weil er seine Linie konsequent durchzieht und beim Team anerkannt ist.

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„Thomas Reis hat auf seiner ersten Station als Cheftrainer im Profibereich nachgewiesen, dass er eine Mannschaft formen und ihr Identität und Spielideen vermitteln kann“, erklärte Schindzielorz. „Er hat den Lizenzspielerkader in einer schwierigen Situation übernommen und Schritt für Schritt zu einer Einheit geformt. Wir haben nach dem Re-Start die meisten Punkte aller Zweitligisten eingefahren und die Jahrestabelle 2020 als punktbestes Team abgeschlossen. In dieser Saison konnten wir bis hierhin diesen Aufwärtstrend bestätigen. Wir trauen Thomas zu, diese Mannschaft weiter zu entwickeln und den bislang erfolgreichen Weg weiter fortzuführen.“

Von einem „gerade in diesen schwierigen Zeiten starken Signal“ seines Vereins sprach auch Reis, und dieses Signal hilft ja auch bei der Kaderplanung: Etliche Verträge laufen aus, und potenzielle Neuzugänge wissen nun, mit wem sie es als Cheftrainer zu tun bekommen.

Planungen für den Kader laufen längst

So sieht es auch Schindzielorz, der gemeinsam mit Reis im Hintergrund längst am Kader der Zukunft arbeitet, dabei freilich die finanziellen Probleme aufgrund der Coronakrise berücksichtigen muss. Und der aktuell das „Hier und Jetzt“ betont, so Schindzielorz. Die Gegenwart heißt: RB Leipzig. Pokal. Achtelfinale. Ein Highlight.

Der VfL, das versteht sich von selbst, reist als „David“ zum „Goliath“, wie Reis sagte, doch Siege wie die von Kiel gegen den FC Bayern oder auch von Bochum in Mainz (2:2/3:0 im Elfmeterschießen) zeigten ja, dass an einem Abend mitunter „alles möglich ist“, so Reis. „Wenn ich auf dem Platz bin, will ich Spiele gewinnen. Das lebe ich auch der Mannschaft vor“, betont der Trainer. Man müsse präsent sein in den Zweikämpfen und dem spielstarken Gastgeber „die Lust am Fußball nehmen“, so seine Vorgabe.

Tesche fällt aus: Trainer Reis denkt über weitere Wechsel nach

Dabei wird er zwangsläufig und vielleicht teils auch freiwillig seine Startelf im Vergleich zu den letzten Ligawochen ändern. Torwart Patrick Drewes ersetzt den gesperrten Manuel Riemann. Auch Robert Tesche fällt wegen leichter muskulärer Probleme aus. Bereits am Samstag steigt das nächste wichtige Zweitliga-Spiel in Osnabrück, „wir möchten kein Risiko eingehen“, sagt Reis. Für den Mittelfeld-Routinier Tesche könnte Erhan Masovic in die Startelf rücken. Der Neuzugang ist der defensivere Mann im Vergleich zu seinen Konkurrenten Raman Chibsah und Thomas Eisfeld. In den Kader rückt der genesene Tom Weilandt auf.

Reis denkt aus Belastungsgründen über weitere Wechsel in der Startelf nach. Zuletzt, beim 1:2 gegen den Karlsruher SC, fehlte einigen Stammkräften offensichtlich die Frische. Denkbar ist etwa, dass Silvere Ganvoula beginnt statt Simon Zoller oder Milos Pantovic statt Herbert Bockhorn. Denkbar ist aber natürlich auch, dass Champions-League-Klub Leipzig, der im Februar ein straffes Programm hat, die Rotationsmaschine anwirft. Reis sagt, so oder so: „Es ist ein besonderes, nicht alltägliches Spiel. Jeder, der spielen wird, wird alles geben. Wir schenken nichts ab.“