Bochum. Ersatztorwart Patrick Drewes wird im Pokal gegen Leipzig vermutlich eine große Rolle spielen müssen. Der 27-Jährige bleibt dennoch cool.
Für Manuel Riemann wird der Mittwochabend die Hölle sein. Der emotionale Torwart des VfL Bochum saß nach der 1:2-Niederlage gegen den Karlsruher SC noch minutenlang am Pfosten und grübelte über die vertanen Chancen. Mitarbeiter wollten das Tor schon abhängen, aber da saß ja Riemann und trauerte. Diesmal wird es noch schlimmer für Bochums Nummer eins: Riemann sind die Hände gebunden. Wegen des Platzverweises im Pokalfight gegen Mainz darf der 32-Jährige im Achtelfinale bei RB Leipzig (18.30 Uhr/Sky) nicht mitwirken. „Ich werde das Spiel am Bildschirm verfolgen und wahrscheinlich genauso intensiv mitgehen, als wäre ich auf dem Platz“, sagt Riemann.
Patrick Drewes: Gegen RB erst das vierte Pflichtspiel für Bochum
Für den einen die Hölle, für den anderen das Tor zum Himmel: Das Leipzig-Spiel ist die Chance für Ersatztorwart Patrick Drewes. Der 27-jährige Delmenhorster wird Riemann gegen den Bundesligisten vertreten. Es wird erst sein zweiter Einsatz in dieser Saison, sein viertes Pflichtspiel für Bochum überhaupt. Leipzig spielt in der Champions League, für Mitte Februar ist das Achtelfinale gegen den großen FC Liverpool terminiert. Doch erstmal: Cottaweg gegen Castroper, Königsklasse gegen Königsallee.
Drewes bleibt cool wie ein Stammkeeper: „Für mich ist jedes Spiel, das ich für den VfL bestreiten kann, wichtig“, sagt er dieser Redaktion. „Natürlich haben Pflichtspiele in der Außenwahrnehmung einen anderen Stellenwert als Testspiele, aber ich muss und werde in jedem Spiel immer alles dafür geben, meinen Kasten sauber zu halten und der Mannschaft dabei zu helfen, den Sieg einzufahren.“
Gelingt dem VfL Bochum die Pokalüberraschung?
Es könnte DIE Nacht für Drewes werden. Am Donnerstag feiert der Ersatztorwart seinen 28. Geburtstag. Stunden zuvor könnte der Tabellenzweite mit einem Sieg in Leipzig ins Viertelfinale des Pokals einziehen. Die Chancen stehen zumindest gefühlsmäßig nicht schlecht. „Wir wissen, dass es sehr, sehr schwer wird“, sagt Kapitän Anthony Losilla. „Aber eine Pokalüberraschung geht immer.“
Schon gegen Bundesligist Mainz nutzte der VfL seine mannschaftliche Geschlossenheit, das Grundelement jeder Pokalgeschichte, um den Favoriten aus dem Pokal zu werfen. Mittendrin schon damals: Drewes, der in der Verlängerung für Riemann nach dessen Hinausstellung eingewechselt wurde, den Kasten sauber hielt und im Elfmeterschießen den letzten Mainzer Versuch abwehrte. Ein Pokalheld aus der zweiten Reihe.
Das schwere Leben eines Ersatztorwarts
Kurze Zeit später beschloss der DFB die Sperre für Riemann. Für Drewes war klar: es wird ein zweites Mal geben. Doch im Training verletzte sich 27-Jährige, stand in den vergangenen vier Liga-Spielen nicht im Kader. Erst gegen Karlsruhe, pünktlich zum Pokalspiel, kehrte er zurück. „Die Verletzung ist mittlerweile auskuriert und war auch nicht so schlimm, wie zuerst befürchtet. Von daher war mir von Anfang an klar, dass ich bis spätestens zum Pokalspiel wieder fit sein kann und darauf lag dann auch der Fokus in den vergangenen Wochen.“
Oft hat Drewes nicht die Chance, sich auszuzeichnen. Im Mai 2019 verpflichtete der VfL den einstigen Jugendspieler des VfL Wolfsburg ablösefrei vom Drittligisten Würzburger Kickers. In seiner ersten Saison kam er auf zwei Einsätze über 90 Minuten. Beide Spiele, gegen den HSV und gegen Hannover 96, verlor der VfL. Drewes kassierte fünf Gegentore. Das schwere Leben eines Ersatztorwarts. Der Mittwochabend könnte für Drewes die Sonnenseiten des Fußballs hervorstellen. „Ich hatte bislang wenig Gelegenheit, mich in einem Spiel gegen einen Champions-League-Teilnehmer zu präsentieren. Wir freuen uns auf die Partie in Leipzig und wollen zeigen, dass auch in der 2. Bundesliga guter Fußball gespielt wird.“