Bochum. Sie ist schon mit 16 Jugendwartin der Leichtathleten des USC Bochum geworden. Jil Brünger hat sich vom Verletzungspech nicht unterkriegen lassen.

Hin und wieder schmerzt das Knie, sagt Jil Brünger. Drei Kreuzbandrisse und sechs Operationen an dem komplexen Gelenk – das ist eine Historie, die sich im Alter von 25 Jahren kaum jemand wünschen dürfte. Doch für Jil Brünger endete mit der ersten Verletzung nicht nur eine Karriere – es begann auch eine andere.

„Für mich hat sich der Fokus verschoben“, erzählt die einst hoffnungsvolle Speerwerferin des USC Bochum . Jil Brünger musste sich verabschieden vom leistungsorientierten Training, obwohl sie Chancen auf eine Karriere auf hohem Niveau hatte. Dafür entdeckte sie in dieser Zeit einen anderen spannenden Bereich des Sports: Die Arbeit im Ehrenamt. „Ich weiß, wie sehr Vereine davon abhängig sind, dass sich Menschen engagieren“, sagt sie.

Sie selbst habe als junge Sportlerin immer davon profitiert. Das motivierte sie, als sie mit 16 Jahren eine spontane Entscheidung treffen musste. Bei der Vollversammlung des USC Bochum habe sich niemand bereit erklärt, Jugendwart*in zu werden. Jil Brünger ließ sich aufstellen und wählen.

Zu Beginn schlug der jugendlichen Jugendwartin auch Skepsis entgegen

Mit ihrem Amt will sie etwas zurückgeben - obschon ihr ganz zu Beginn ihrer vereinspolitischen Tätigkeit Skepsis begegnete. „Das Vertrauen war nicht sofort da. Irgendjemand hatte Zweifel, ob so ein junges Küken überhaupt etwas bewirken kann“, erinnert sie sich und muss dabei lachen. Vier Jahre lang hatte sie da schon den Vorstand in dessen Arbeit unterstützt, nachdem ihre Vereinskollegin, die spätere Referentin für Kinder- und Jugendpolitik bei der Sportjugend im Landessportbund NRW, Wiebke van Kempen, sie dazu animiert hatte.

Das Aufgabenfeld der jungen Leichtathletin, die es 2009 zur Westfalenmeisterin im Speerwerfen gebracht hatte, änderte sich grundlegend und brachte kleinere Opfer. „Ich habe noch nie in den Mai getanzt“, sagt sie. Schließlich steht der Werfertag als fest gebuchter Termin am Tag der Arbeit im Kalender des USC. „Dann stehe ich bei Wind und Wetter auf der Anlage und bin mit der Organisation beschäftigt.“ Einmal habe sie sich jedoch früher als üblich verabschiedet. Jil Brünger wollte zur Mai-Demo. „Das war mir wichtig.“

Beim Tennis-Match verletzte sich Jil Brünger schwer am Knie

Sie spricht reflektiert über ihre Laufbahn, die anders hätte aussehen können, wenn sie sich bei einem Tennis-Match nicht so arg das Knie verletzt hätte. „Ich wollte es unbedingt zu den Olympischen Spielen schaffen. Dafür hätte ich einiges getan“, gibt sie zu. Und ja, wenn sie auf den Platz schaut und die schmucke Anlage nahe der Ruhr-Universität sieht, spüre sie durchaus Wehmut. „Momentan überlege ich, welchen Sport ich ausüben soll.“ Bei langen Läufen aber schmerze das Knie, Stabhochsprung komme aufgrund der Verletzungsgefahr ohnehin nicht mehr infrage. „Irgendwas muss ich aber tun. Ich brauche Bewegung, auch wenn ich von Natur aus ein fauler Mensch bin“, sagt sie lachend.

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Wie ernst sie das meint, ist jedoch schwierig einzuschätzen. Ebenso wie der große Aufwand, der mit der verantwortungsvollen Aufgabe verbunden ist. Die 25-Jährige spricht darüber, als sei es eine Selbstverständlichkeit, das Amt der Jugendwartin und ihr Medizinstudium unter einen Hut zu bekommen. Vielleicht war es dennoch ein glücklicher Zufall, dass ihre letzte Prüfung in eine Phase fiel, in der sie aufgrund der Schließung der Bochumer und schließlich bundesweit fast aller Sportanlagen nicht viel für ihre vereinspolitische Arbeit tun konnte.

Junges Ehrenamt- Jil Brünger

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    Gestört habe es zwar nicht, dass der Verein sie hin und wieder vom Lernen abgehalten habe, „aber ich hätte keine Lust gehabt, mich kurz vor dem Termin noch mit dem Coronavirus anstecken zu lassen“. Wenige Tage nach dem Termin mit unserer Redaktion steht fest, dass ihre Zuversicht mit Blick auf die Prüfung berechtigt war. Ihre kurze Nachricht: „Ich bin jetzt Ärztin.“

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