Bochum. In der Leichtathletikabteilung des VfL Bochum fühlt sich Nachwuchstrainer Jan Heinrich (26) zuhause. Doch derzeit bremst ihn Corona aus.

Als der zweite Corona-Lockdown (light) und das damit verbundene Sportverbot noch nicht absehbar war, drehte etwa ein Duzend Kinder im Schatten des Bochumer Ruhrstadions die Aufwärmrunden auf der Tartanbahn des Leichtathletikplatzes. Jan Heinrich empfing sie im Ziel. Im Hintergrund trübte der Nieselregen die Sicht auf die Flutlichtmasten des Fußballstadions.

„Formt bitte einen großen Kreis“, rief er seinen kleinen Schützlingen zu und startete das Aufwärmtraining: Kniehebelauf, Dehnübungen für den Rücken – das volle Programm. Das Training mit den Kindern erfüllt Heinrich. Doch nun lässt die Corona-Pandemie den Trainingsbetrieb zum zweiten Mal pausieren. Organisiertes Gruppentraining ist untersagt. Auch für den Individualsport bleibt die Anlage dicht.

Junges Ehrenamt- Jan Magnus Heinrich

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    Für die Kinder und Jugendlichen bedeutet das: Keine Bewegung, kein Ablenken vom Alltag und kein Treffen mit den Freunden. „Es gibt vereinzelte Sportler, die abseits unserer Anlage joggen. Für die Kleinen bieten wir allerdings nichts an. Bei vielen besteht auch nicht die Möglichkeit, digital Übungen durchzuführen. Deshalb hoffe ich, dass wir um Dezember wieder auf den Trainingsplatz dürfen", sagt Heinrich nun. Fest steht: Hallentraining wird es nicht geben. Zu groß sei dann das Ansteckungsrisiko. Corona wirbelt jedoch nicht nur den Trainingsbetrieb durcheinander. Die Pandemie brachte ebenfalls Heinrichs Trainerkarriere kurzfristig ins Stocken.

    „Im April wollte ich meinen C-Trainerschein in der Kinderleichtathletik abschließen. Das ging aufgrund der Pandemie nicht“, erzählt Heinrich. Den ersten, theoretischen Teil absolvierte er bereits als Onlinekurs. Die zweite Hälfte, mit einem weiteren praktischen und theoretischen Teil, sollte dann an der Sportschule Kamen-Kaiserau folgen. „Wie es weitergeht, steht noch nicht fest“, meint Heinrich, der seit 2009 das Trainerteam der Bochumer Leichtathleten verstärkt.

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    Jugendtrainer Jan Heinrich spürt das Vertrauen der Verantwortlichen

    Sicher ist dennoch, dass der Ehrenamtler die Kindergruppe der Acht- bis Zehnjährigen weiter betreut. „Hier beim VfL erhalte ich das volle Vertrauen der Verantwortlichen“, sagt Heinrich dankbar und führt weiter aus: „Hier darf ich Verantwortung übernehmen. Man lässt mich hier machen.“ Dieses Vertrauen möchte er mit der Jugendarbeit zurückzahlen. Viermal pro Woche verbringt er drei Stunden auf dem Trainingsplatz und setzt kindgerechte Schwerpunkte.

    „Ich bringe den Kleinen vor allem die Basissachen bei und zeige ihnen beispielsweise, wie man richtig läuft und wirft. Außerdem bringe ich ihnen bei, wie sie mit ihrer Energie haushalten und wie sie die nötige Kraft und Körperspannung aufbauen“, erläutert Heinrich, ohne dabei den Spaß am Sport zu vernachlässigen. Den Studenten der Wirtschaftswissenschaften begleitet dabei immer das Motto: „Jeden Tag ein bisschen besser werden“.

    Ehrenamtler strebt die Kampfrichter-Lizenz an

    Heinrich lebt selbst nach diesem Grundsatz. Deshalb möchte der 26-Jährige nicht nur den Trainerschein erwerben, sondern sich ebenfalls zum Schiedsrichter weiterbilden und so die volle Verantwortung für Wettkämpfe übernehmen. Bereits jetzt hilft seit 2009 als Kampfrichter bei der Durchführung solcher Veranstaltungen, erstellt Listen, Datenbanken und Urkunden. „Außerdem habe ich kürzlich den Obmann-Lehrgang mit Schwerpunkt Technik absolviert. So darf ich beispielsweise an der Sprunggrube, Hochsprunganlage oder dem Wurfkreis die Leitung übernehmen“, berichtet Heinrich, der 2003 durch einen Freund bei den Leichtathleten des VfL Bochum hängen blieb.

    Der Bochumer versuchte sich damals zwischenzeitlich beim Schwimmen, Kegeln oder Billard. Immer wieder zog es ihn aber zurück zur Leichtathletik. „Ich habe immer gerne Sport gemacht und trainiert. Der geborene Wettkämpfer war ich allerdings nie“, schaut Heinrich zurück.

    Jugendtrainer möchte Bochumer Leichtathleten treu bleiben

    Auch wenn Heinrich keinen Wettkampfsport betreibt, möchte er der Leichtathletik weiter treu bleiben. „Solange ich beruflich nicht Bochum verlassen muss, werde ich beim VfL Bochum weitermachen - sofern es Corona zulässt“, verspricht er. Ehrenamtlich. Bei Nieselregen. Im Schatten des Ruhrstadions.

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    Rund 160 Leichtathleten versammelten sich 2019 auf dem damals frisch sanierten Trainingsplatz hinter dem Bochumer Ruhrstadion. Beim Weitsprung-Cup, den die Leichtathleten des VfL Bochum organisierten, maßen sich die Sportler in verschiedenen Disziplinen. Dabei immer im Hinterkopf: die mögliche Qualifikation für regionale und überregionale Meisterschaften. „In diesem Jahr mussten wir leider auf unsere Prestige-Veranstaltung verzichten“, sagt Jugendtrainer Jan Heinrich, der bei der Organisation der Veranstaltung helfen wollte. Umso mehr sind die Bochumer Leichtathleten bestrebt, den Wettkampf nachzuholen.

    „Dafür haben wir Mitte Mai als Zeitraum ins Auge gefasst. Die Durchführung ist aber abhängig von der weiteren Pandemie-Entwicklung“, führt Heinrich weiter aus und weist darauf hin, wie wichtig der Wettkampf für die Außendarstellung der Abteilung ist. „Dann kommen Sportler aus dem Umkreis zu uns. Beispielsweise aus Witten, Herne und Essen – aber auch aus weiter entfernten Städten, wie Castrop-Rauxel oder Wuppertal“, erläutert Heinrich.

    VfL Bochums Leichtathleten verzeichnen Mitgliederzuwachs

    Obwohl der öffentlichkeitswirksame Wettkampf wegfiel, verzeichneten der Jugendbereich der VfL-Leichtathleten ein sattes Plus im Corona-Sommer. „Seitdem wir den Sportplatz Mitte Mai wieder öffnen dürften, sind wir stark gewachsen. Etwa 20 neue Kinder kamen bis nach den Sommerferien dazu. Es ist schön zu sehen, dass die Kleinen gerne zu uns kommen“, sagt Heinrich. Es war also nicht alles schlecht im Corona-Sommer.

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