Bochum. Soma Novothny ist als Stürmer in der Startelf des VfL Bochum gesetzt. Der Ungar orientiert sich bei seinem Spiel an einem Weltklasse-Stürmer.
Tore hat Soma Novothny in seiner Laufbahn genug erzielt. Der 26-jährige Stürmer des VfL Bochum hat zehn Profistationen hinter sich und hätte sich längst einen eigenen Jubel überlegen können. Hat er aber nicht. Nach seinem ersten Tor für die Bochumer, dem zwischenzeitlichen 1:1 bei den Würzburger Kickers, rannte er einfach los, versuchte nach einigen Metern einen Knierutscher. Der aber misslang komplett. Novothny störte das wenig. Seit zwei Spielen lässt ihn VfL-Trainer Thomas Reis anfangen. Auch im kommenden Spiel gegen die SpVgg. Greuther Fürth, Samstag 13 Uhr, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Novothny in der Startformation steht.
Mit seiner hohen Arbeitsrate hat er sich den Platz unter den ersten elf Spielern verdient, besser umschrieben: erarbeitet. Gegen Würzburg rannte er noch nach einer Stunde Spielzeit quer über den Platz zurück, um mitzuhelfen, einen Würzburger Angriff zu stoppen. „Mein Körper erlaubt mir das“, sagt Novothny dazu. Er könne halt viel laufen. „Ich erhole mich auch immer sehr schnell. Das hilft natürlich.“
Vorbild Edinson Cavani
Diese Spielweise hat er sich bei Edinson Cavani abgeschaut. Mit dem Angreifer aus Uruguay, der zu dieser Saison von Paris St. Germain zu Manchester United wechselte und der ein weltbekannter Stürmer ist, spielte er bei Neapel zusammen. Novothny war 17, Cavani zehn Jahre älter. „Er war die ganze Zeit auf dem Platz unterwegs“, sagt Novothny. „Da habe ich gedacht: Was er mit 27 Jahren kann, kann ich mit 17 Jahren auch.“ Seitdem gehört die Arbeit über den ganzen Platz zu seinen grundlegenden Tugenden.
Beim VfL Bochum hat ihm das vorerst einen Stamm-Startplatz gebracht. An den ersten beiden Spieltagen war er noch nicht im Kader, er war auch erst später in der Vorbereitung zum Team gestoßen. Gegen Osnabrück und Braunschweig schickte Reis ihn jeweils in der Schlussphase auf das Feld – mit der Hoffnung auf ein Joker-Tor. Gegen Aue und Würzburg durfte er anfangen, wurde dann jeweils nach etwas mehr als einer Stunde Spielzeit ausgewechselt. Silvere Ganvoula kam für ihn.
Neue Reihenfolge im Sturm des VfL
Nach zuletzt zwei Siegen in Folge scheint das die Reihenfolge im Angriff des VfL Bochum zu sein. Novothny vor Ganvoula. Der neue Stürmer vor dem Mann, der bislang mit seinem wuchtigen Spiel, seiner Größe, Schnelligkeit und Kopfballstärke unersetzlich für die Bochumer schien. Derzeit aber muss sich Ganvoula mit der Rolle des Einwechselspielers begnügen.
Natürlich gefällt Novothny die aktuelle Reihenfolge im Sturm. Eine Selbstverständlichkeit leitet er daraus nicht ab. „Darüber, das Thomas Reis sich nach dem Spiel gegen Aue überlegt hat, mich auch gegen Würzburg anfangen zu lassen, war ich glücklich. Ich hoffe auf weitere Chancen.“
Der Ausgleich gegen Würzburg: Ein Tor des Willens
Die werden kommen. Zusammen mit Milos Pantovic über die linke Seite und Simon Zoller über die rechte Seite, bildet er eine Angriffsreihe, die nicht durch Zauberfußball auffällt, sondern mehr durch Lauf- und Zweikampfstärke. Auch weil Novothny, wie er selber sagt, „nicht viel Technik“ hat. Das Tor gegen Würzburg erzielte er nach einer körperbetonten Balleroberung und mit der Pike. Es war ein Tor des Willens: Rein das Ding, egal wie.
Beim Jubel danach hoffte er auf einen rutschigen Rasen. „Der aber war stumpfer als ich dachte.“ Novothny fiel komplett nach vorne rüber, mit dem Gesicht im Rasen blieb er liegen, schlug mit der Faust auf den Boden. Die Art des Jubels ist ihm komplett egal. Die beste Währung für einen Stürmer aber bleiben Tore.
Novothny setzt sich keine Tor-Grenze
Auf eine Quote, eine bestimmte Zahl an Treffern für den VfL, will er sich nicht festlegen. „Wenn ich eine bestimmte Zahl nenne und erreiche sie dann tatsächlich, könnte die Spannung verloren gehen.“ Er habe sich da noch nie eine Grenze gesetzt. „Ich will weiter meine Chancen nutzen.“
Zunächst hofft er auf einen Einsatz gegen Fürth. Mitte der Woche hatte Novothny noch keine Videos des kommenden Gegners gesehen. Das stand erst später in der Trainingswoche auf dem Programm. Aber auch so hat er längst verinnerlicht, was Trainer Reis und seine Mitspieler immer wieder sagen: Es ist eine starke Liga. In dieser Liga gibt es keine leichten Gegner. Jeder kann jeden schlagen. Wir schauen von Spiel zu Spiel.
Novothny spricht mehrere Sprachen
Im Interview spricht Novothny Englisch. Er könnte die Gespräche mit Journalisten auch auf Ungarisch, das ist seine Muttersprache, oder Italienisch führen. In Italien hat er einige Jahre gespielt. Sein Deutsch aber wird auch immer besser. „Ich lerne dreimal in der Woche mit einem Lehrer“, sagt er. „Es kann mir helfen, wenn ich später weiter im Fußball arbeitete, dass ich viele Sprachen kann.“
Für die Verständigung auf dem Platz reicht das Gelernte ohnehin schon aus. Und, was ist das wichtigste deutsche Wort im Fußball? „Tor“, sagt Novothny.