Bochum. Ein Defensivspieler könnte den VfL Bochum noch verstärken. Mit Abgängen am letzten Transfertag ist nicht zu rechnen. Eine erste Bilanz.
Es gab Applaus für die Mannschaft nach dem 0:0 gegen den VfL Osnabrück. Er fiel nicht euphorisch aus, eher dezent von einem Teil der rund 4200 Fans im Ruhrstadion. Das passte atmosphärisch ganz gut zu diesem 0:0: Die Partie gegen Osnabrück bot keinen Anlass für Trübsal – und auch keinen Anlass für die ganz große Aufbruchstimmung. Eine erste Bilanz, was am Montag auf dem Transfermarkt noch passieren könnte und welche Alternativen der Kader hergibt.
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Die Ausbeute: Es wäre noch etwas mehr drin gewesen
2:2 gegen St. Pauli, 0:0 gegen Osnabrück. In beiden Heimspielen, vor allem gegen St. Pauli, war der VfL dem Sieg näher als der Gegner, hat unterm Strich mindestens zwei Punkte zu wenig geholt. Auswärts lief es umgekehrt, in Karlsruhe landete der VfL einen glücklichen 1:0-Sieg. Von einer „nicht optimalen“ Ausbeute spricht Trainer Thomas Reis, ist mit dem Gesamtpaket aber zufrieden – auch, weil der Mannschaft in punkto Einsatz und Willen kein Vorwurf zu machten ist. Saisonübergreifend betrachtet präsentiert sich der Zweitligist stabil: Seit Mitte Februar (0:1 gegen Stuttgart) gab es in 15 Partien nur eine Niederlage (0:2 in Hannover) bei sieben Siegen und sieben Remis.
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Die Defensive: Stabilität bleibt das Credo
Die letzten zehn Minuten mit zwei Gegentreffern gegen St. Pauli würde der VfL gerne streichen. Danach spielte er zweimal zu Null, auch wenn in Karlsruhe eine gehörige Portion Glück eine Rolle spielte. Diese defensive Stabilität, in der Hinrunde 2019/20 noch ein Fremdwort, bleibt das Credo, um weiter oben dran zu bleiben.
Die Offensive: Es gibt noch Luft nach oben
Gegen St. Pauli gab es fußballerisch viel Licht, in Karlsruhe viel Schatten, gegen Osnabrück eine Mischung daraus. Nach der Pause fand Bochum gegen die Niedersachsen wenig spielerische Lösungen. Auch, weil zwei offensive Schlüsselspieler keinen guten Tag hatten. Wenn weder Robert Zulj, der Mann für den finalen Pass und den gefährlichen Standard, noch der bisher glücklos agierende Stürmer Silvere Ganvoula entscheidende Akzente setzen, wird es dünn im Angriff. Simon Zoller, bis dato mit drei Treffern in drei Pflichtspielen, konnte die Lücke gegen Osnabrück diesmal nicht schließen, vergab selbst das mögliche 1:0.
Die Transfers: Chibsah und Novothny holen noch auf
Von den fünf Neuzugängen hat es bisher nur Gerrit Holtmann in die Startelf geschafft, gegen Osnabrück fehlte er gesperrt. Mittelfeldspieler Raman Chibsah und Stürmer Soma Novothny, der nun sein Kurzdebüt gab, sollten in der Länderspielpause ihren Trainingsrückstand aufarbeiten, im Test gegen Bielefeld am Freitag Spielpraxis sammeln. Vor allem Chibsah ist Kandidat für die Startelf. Herbert Bockhorn muss sich nach Verletzungspausen noch länger heranarbeiten, Tarsis Bonga fehlt bisher noch die Bindung. Für eine sportlich aussagekräftige Bewertung ist es noch zu früh. Im Winter hatten auch Lampropoulos und Zulj Anlaufzeit benötigt nach Trainingsrückstand. Längst sind sie Stamm.
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Priorität bei der Kaderplanung war es, den Stamm der Vorsaison zu halten, dazu gehörten die Vertragsverlängerung mit Danilo Soaers und die feste Verpflichtung von Vasileios Lampropoulos. Nur Jordi Osei-Tutu war nicht zu halten. Manuel Wintzheimer sucht nach dem Ende der Leihzeit in Bochum - bisher erfolgreich - seine Chance beim HSV.
Janelt und Baumgartner bringen rund eine Millionen Euro Transfereinnahmen
Verabschiedet nach dreienhalb Jahren beim VfL hat sich am Samstag Vitaly Janelt. Der 22-jährige Mittelfeldmann, dessen Kontrakt beim VfL im Sommer 2021 ausgelaufen wäre, erhielt beim englischen Zweitligisten FC Brentfort einen Vierjahresvertrag. Die Ablösesumme bewegt sich im mittleren sechsstelligen Bereich. Zudem profitiert der VfL bei Erfolgen (etwa Einsatzzahl, Aufstieg) und bei einem Weitertransfer. Auch für Dominik Baumgartner gab es Geld vom österreichischen Erstligisten Wolfsberger AC. Unterm Strich hat der VfL rund eine Millionen Euro eingenommen - und keinen Cent an Ablösesumme ausgegeben.
Letzter Transfertag: Kein Abgang mehr – Ein Verteidiger soll noch kommen
Mit Abgängen ist am letzten Tag der Sommertransferperiode an diesem Montag, 5. Oktober, nicht mehr zu rechnen. Auch Stürmer Silvere Ganvoula wird dem VfL erhalten bleiben. Dagegen könnte es noch einen Zugang geben: Der VfL will nach Informationen dieser Redaktion auf die Verletzung von Saulo Decarli und den Abgang von Janelt reagieren und noch einen Defensivspieler mit Perspektive verpflichten. Aktuell gibt es in der hinteren Kette mit Armel Bella-Kotchap nur eine starke Alternative zu den Stammkräften, Rechtsverteidiger Bockhorn hat noch Nachholbedarf. Klappt es mit dem Zugang, hätte der VfL 29 Spieler im Kader und trotzdem finanziell noch etwas Luft, um in der Wintertransferperiode (1. bis 31. Januar) im Zweifel nachbessern zu können.
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Ausblick: Auch Ganvoula und Bella-Kotchap sind auf Länderspielreise
In dieser Woche sind sechs VfL-Spieler auf Länderspielreise. Silvere Ganvoula spielt mit dem Kongo am Freitag in Portugal gegen Gambia. Maxim Leitsch ist bei der U21 aktiv. Zudem sind Vasileios Lampropoulos (Griechenland), Baris Ekincier (Aserbaidschan), Jungtorwart Tjark Ernst (U18-Lehrgang) unterwegs - und Armel Bella-Kotchap. Der 18-Jährige wurde für die deutsche U20-Nationalmannschaft nominiert, wird aber nach dem Länderspiel mit der DFB-Auswahl gegen die Schweiz am Mittwoch (16 Uhr in Lörrach) tags darauf zurückerwartet.
So könnte Bella-Kotchap am Freitag beim Testspiel des VfL gegen Bielefeld in der Innenverteidigung auflaufen, vielleicht mit einem Neuzugang an seiner Seite. Leitsch und Lampropoulos werden nach ihren internationalen Einsätzen dann beim VfL sicherlich wieder ihren Stammplatz einnehmen, wenn es bei Eintracht Braunschweig am 17. Oktober in der 2. Liga weitergeht.