Bochum. Nach dem verschenkten Sieg gegen den FC St. Pauli überwiegt am Ende der Frust beim VfL Bochum. Doch viele Aspekte des Auftakts machen auch Mut.
Das Flutlicht strahlte natürlich noch hell nach dem Schlusspfiff. Leuchtete auf den Rasen, als sei es zur Kür der heimischen Sieger gerade eingeschaltet worden. Die Stimmung bei den Profis des VfL Bochum auf dem Feld aber passte nicht mehr ins lange Zeit so glänzende Montagabend-Bild. Fans im Stadion, klarer Kurs Heimsieg – und am Ende, um kurz vor 22.30 Uhr, Frust pur.
Enttäuscht winkte Kapitän Anthony Losilla, einsam auf dem Rasen stehend, ins Publikum auf der West-Tribüne, das mürrisch, aber doch diszipliniert darauf wartete, das Stadion gemäß der Hygiene-Regeln wieder verlassen zu dürfen. 2:2 gegen den FC St. Pauli nach einer 2:0-Führung. Sieg verschenkt. „So ist es ein bitterer Abend für uns“, meinte Außenangreifer Gerrit Holtmann.
Am Ende gibt es einen Bruch im Spiel des VfL Bochum
Doch während die Anhänger, die ihre Rückkehr ins Ruhrstadion sichtlich genossen, die die Profis auch nach dem Abpfiff noch mit Applaus bedachten, die Spannung bis zum Schluss hochgehalten hatten, gab es im Spiel des VfL Bochum einen Bruch. Zehn Minuten vor Schluss setzte er ein, meinte Trainer Thomas Reis. Vielleicht auch etwas eher, übertüncht von der vermeintlichen Vorentscheidung.
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Die Kräfte schwanden jedenfalls ab Mitte der zweiten Halbzeit von hinten bis vorne, das Pressing, die bis dahin starke, gemeinsame Arbeit gegen den Ball funktionierte nicht mehr ausreichend - auch nicht gegen einen nach dem Pokal-Aus und 0:2-Rückstand eigentlich doch stark angeschlagenen Gegner. Der allerdings, wie auch VfL-Trainer den Gast lobte, „nie aufgegeben hat“.
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Bochums Spielmacher Zulj: „Vielleicht waren wir uns zu sicher“
Als Simon Zoller nach Balleroberung und schnellem Umschaltspiel über Holtmann und Ganvoula zum 2:0 eingeschoben hatte, standen die Zeichen endgültig auf Sieg für die bis dahin klar bessere, dominante, aktivere Mannschaft. Vielleicht: ein Knackpunkt. Denn „vielleicht waren wir uns zu sicher“, meinte hinterher Robert Zulj, der Spielmacher. „Das ist total ärgerlich und schmerzt, weil wir drei Punkte verdient gehabt hätten“, haderte Simon Zoller.
Möglich war ein Erfolg zum Auftakt sogar noch nach dem Ausgleich, doch Robert Tesche, Tarsis Bonga und Losilla scheiterten in der wilden Schlussphase bis in die Nachspielzeit. Auf der anderen Seite hätte Daniel-Kofi Kyereh, der Bochum-Schreck von St. Pauli, mit seinem dritten Streich dem VfL sogar sämtliche guten Gefühle der ersten 70, 80 Minuten zunichte machen können.
Fahrlässig: Trainer Reis kritisiert die Schlussphase
Diese guten Gefühle, die Gewissheit, es eigentlich drauf zu haben, will Trainer Thomas Reis naturgemäß nicht untergehen lassen in der schwachen Schlussphase, auch wenn „wir die letzten zehn Minuten klar ansprechen und analysieren werden“. Am Ende fehlten Ordnung und Struktur, waren die Räume, die der VfL dem Gegner ließ, viel zu groß. So fiel Treffer Nummer zwei, praktisch ohne Gegenwehr, „fahrlässig“, monierte der Trainer. Und vor dem ersten Gegentor standen die Bochumer in der Vorbereitung schon Spalier, ehe nach der Flanke im Strafraumzentrum Vasileios Lampropoulos’ patzte. „Am Ende hätten wir noch verlieren können, aber davor haben wir ein sehr gutes Spiel gezeigt. Über 90 Minuten gesehen waren das leider zwei verlorene Punkte“, sagte Reis.
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An den Zuschauern lag das sicher nicht. Die Aktion von 36 Fanclubs, die Castroper Straße blau-weiß zu schmücken, ein Brief von Fanclubs an die Mannschaft als Zeichen der Unterstützung, die lautstarken Zuschauer im Stadion, all das zeige, dass „die Anhänger hinter uns stehen. Das hat uns berührt. Wir hätten ihnen gerne einen Sieg geschenkt“, sagte Reis. Und Gerrit Holtmann meinte: „Der zwölfte Mann war unglaublich. Die Leute haben Stimmung gemacht, das war toll und hat zuletzt gefehlt.“
Neuzugang Holtmann mit guten Ansätzen, aber noch ohne finalen Pass
Im Fußball geht es schnell in die eine oder andere Richtung. Der Montag hat das wieder einmal gezeigt. Zwischen zarten Aufstiegs-Träumen und der Furcht vor dem längerfristigen Rückfall in die Zeit der Inkonstanz lagen nur ein paar Minuten. Entsprechend geht der Blick wieder nach vorn, Richtung Sonntag, wenn es beim Karlsruher SC weitergeht. „Dort wollen wir es besser machen“, sagt Holtmann.
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Das gilt auch für den Linksaußen, den einzigen Neuzugang in der Startelf: Mit seinem Tempo zeigte er gute Ansätze auf der linken Seite, der finale, der entscheidende Pass fehlte aber noch. Am Ende machte bei ihm der Oberschenkelmuskel zu und Danny Blum kam ins Spiel. Einer, der sich weiter empfehlen will für die Startelf – die sich in Karlsruhe aber wohl nicht großartig ändern wird. Die Gegentore, sie fielen nach den Wechseln.
Weilandt nicht im Kader - Pantovic und Chibsah könnten beim KSC dabei sein
Im Kader sieht das anders aus: Milos Pantovic hat seine Sperre abgesessen und dürfte mit zum KSC reisen, für ihn könnte Sebastian Maier weichen. Tom Weilandt zählte schon gegen St. Pauli nicht zum Aufgebot. Maier und Weilandt würde der Verein keine Steine in den Weg legen bei einem Wechselwunsch.
Mit Raman Chibsah hat Reis zudem eine neue Option im Mittelfeldzentrum, wo Robert Tesche und Anthony Losilla nicht enttäuschten, aber sicherlich nicht die lange Saison fast ohne Pause durchspielen können. Der 27-jährige Neuzugang trainierte am Montag erstmals mit, „wir müssen die Trainingswoche abwarten“, sagt Reis. „Aber er könnte auch schon eine Option für das Spiel in Karlsruhe sein.“
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