Bochum. Raman Chibsah hat fast 100 Spiele in der italienischen Serie A absolviert. Der 27-Jährige spielt jetzt für den VfL Bochum. Das sagt Trainer Reis.

Als die Profis des VfL Bochum am Freitagvormittag trainierten, war Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz beim Blick auf den Rasen die gute Laune förmlich anzusehen. Die Signale, dass 5000 Fans beim Heimspiel gegen den FC St. Pauli dabei sein dürfen, standen bereits auf Grün, und ein weiterer Transfer war ebenfalls so gut wie perfekt.

Denn ganz in der Nähe absolvierte der zentrale Mittelfeldspieler Raman Chibsah (27) gerade den Medizincheck, am Nachmittag meldete der VfL Bochum den Transfer als perfekt. Und Trainer Thomas Reis freut sich über einen weiteren Wunschspieler, einen „anderen Typen“ im Mittelfeldzentrum, einen „Mentalitätsspieler“, so Reis, der das Team weiter nach vorne bringen werde; der „Bock“ auf den VfL habe.

Raman Chibsah, 27, im besten Fußballeralter. Er kommt ablösefrei, er unterschrieb beim Zweitligisten einen Vertrag bis Sommer 2022. Er ist der sechs Zugang des VfL in dieser Transferperiode nach dem zuvor nur ausgeliehenen Innenverteidiger Vasileios Lampropoulos, Rechtsverteidiger Herbert Bockhorn, den Flügelstürmern Gerrit Holtmann und Tarsis Bonga sowie Stoßstürmer Soma Novothny. Die Kaderplanungen des VfL sind damit abgeschlossen, sofern kein Spieler mehr den Klub verlassen sollte.

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Zuletzt spielte Chibsah in der ersten türkischen Liga

Chibsah wurde in Accra, der Hauptstadt von Ghana geboren. Bereits mit 16 Jahren wechselte er von Bechem United im Westen des westafrikanischen Landes nach Italien, brachte es später auf fast 100 Spiele in der Serie A bei verschiedenen Klubs. In der vergangenen Saison spielte der 27-Jährige für den türkischen Süper-Lig-Club Gaziantep FK (24 Einsätze). Laut transfermarkt.de löste er dort seinen Vertrag Anfang September wegen ausstehender Gehaltszahlungen auf – und der VfL Bochum mit Sebastian Schindzielorz an der Spitze konnte ihn offenbar vom Revierklub begeistern.

„In Raman Chibsah gewinnen wir einen Mittelfeldspieler, der sich hauptsächlich in der Zentrale aufhält, zudem passsicher und zweikampfstark ist“, sagt Schindzielorz. „Er verfügt über internationale Erfahrung, ist dynamisch und aufgrund seiner Vergangenheit in Italien taktisch gut geschult.”

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Das sagt Trainer Thomas Reis über Neuzugang Chibsah

Trainer Reis sieht in dem 1,78 Meter großen Neuzugang einen „Mentalitätsspieler, der auf Balleroberung aus ist. Er hat eine gute Technik, ein gutes Umschaltspiel. Das, was man sich auf der Position wünscht. Vor ein paar Wochen war es noch undenkbar, einen Spieler dieses Kalibers zu bekommen.“ So klingt ein (fast) wunschlos glücklicher Trainer.

Bekommt Konkurrenz auf seiner Position: Robert Tesche.
Bekommt Konkurrenz auf seiner Position: Robert Tesche. © Ralf Ibing /firo Sportphoto

Chibsah jedenfalls könne auf der Sechs oder der Acht spielen, sagt Reis. Sicher ist: Er erhöht das Tempo, die Flexibilität – und den Druck auf die Etablierten. Kapitän Anthony Losilla, 34 Jahre, ist seit Jahren Stamm im zentralen Mittelfeld, Robert Tesche, 33, war meistens und auch zuletzt dort gesetzt. Auch, weil Vitaly Janelt den Entwicklungsschritt, den Reis einfordert, noch nicht geschafft hat. Der Vertrag des U21-Nationalspielers läuft in einem Jahr aus. Denkbar, dass Janelt den Klub bereits in dieser Sommerperiode noch verlässt. Seine Einsatzchancen sind jedenfalls deutlich gesunken, wenn Chibsah hält, was sein Werdegang verspricht.

94 Einsätze in der Serie A, 80 Spiele in der Serie B in Italien

Chibsah kam als Talent in Italien bei US Sassuolo Calcio an, spielte dann für die U19 bei Juventus Turin. Über den FC Parma erfolgte die Rückkehr für, so transfermarkt.de, fünf Millionen Euro Ablöse nach Sassuolo, mit der US gelang 2013 erstmals der Aufstieg in die Serie A. Auch mit seinen weiteren Clubs, Benevento Calcio und Frosinone Calcio spielte der zweimalige Nationalspieler Ghanas nach erfolgtem Aufstieg in Italiens höchster Liga. In der Serie A kommt Chibsah auf 94 Einsätze, in der Serie B auf 80 (9 Tore/8 Vorlagen).

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Nach den Corona-Tests soll er kommende Woche, nach dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli am Montag, ins Mannschaftstraining einsteigen.

Diese Spieler könnten den Verein noch verlassen

29 Spieler, darunter drei Torhüter, umfasst der Kader des VfL damit. Der eine oder andere könnte den VfL noch bis zum Ende der Transferperiode am 5. Oktober verlassen. Sollte es ein entsprechendes Angebot für Silvere Ganvoula geben und sich die Wege trennen, müsste der VfL im Sturmzentrum noch einmal aktiv werden. Auch Verteidiger Armel Bella-Kotchap steht weiter auf den Notizzetteln anderer Vereine. Keine Steine in den Weg legen würde der Klub Tom Weilandt und Sebastian Maier. Und praktisch keine Einsatzchancen haben Spieler wie Baris Ekincier und Stelios Kokovas. Sie könnten auch verliehen werden.

Eisfeld und Holtmann drohen gegen St. Pauli auszufallen

Zum Kader gegen St. Pauli werden sie wohl nicht gehören, wie zuletzt schon im Pokal. Allerdings könnten zwei weitere Profis fehlen: Thomas Eisfeld hat muskuläre Probleme, der Mittelfeldspieler wird voraussichtlich ausfallen, sagt Reis. Und Gerrit Holtmann fasste sich am Freitag nach einem Sprint am Oberschenkel, ging angeschlagen vom Feld. Es soll nichts Wildes sein, es ist aber noch offen, ob er am Wochenende trainieren kann. Spielt Holtmann nicht, könnte Tarsis Bonga seine Position einnehmen. Für Danny Blum käme ein Einsatz von Beginn an noch zu früh. Milos Pantovic ist gesperrt.