Bochum. Der Außenseiter spricht sich selber Mut zu. Engers spielt im DFB-Pokal beim VfL Bochum. „Wunder gibt es immer wieder“, sagt Trainer Watzlawik.
Sascha Watzlawik (41) hat viele Jahre selber Fußball gespielt, die meiste Zeit in der Oberliga Südwest. Er war Innenverteidiger, Typ beinhart. Seit 20 Jahren ist er nun Trainer. Aktuell betreut er den Oberligisten FV Engers. Der trifft in der ersten Runde des DFB-Pokals auf den Zweitligisten VfL Bochum. Watzlawik weiß, dass er seinem Team den Erfolg und die Überzeugung Spiele gewinnen zu können, vorleben muss. Also sagt er auch vor dem Spiel in Bochum: „Das Spiel fängt bei 0:0 an. Und Wunder gibt es immer wieder.“
Weit in der Pokalgeschichte zurück muss Watzlawik nicht gehen, um zumindest den kleinen Bruder des Wunders zu finden, die Überraschung. Der 1. FC Saarbrücken, ein Regionalligist, der unter Profi-Bedingungen trainiert, schaffte es in der vergangenen Saison bis ins Halbfinale, schied da gegen Bayer Leverkusen aus. Saarbrücken warf mit Jahn Regensburg und dem Karlsruher SC zwei Zweitligisten und mit dem 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf zwei Erstligisten raus. Gegen so einen Weg hätte Watzlawik nichts einzuwenden.
Als Spieler stand Watzlawik bereits im DFB-Pokal
Als Trainer ist es seine Premiere im DFB-Pokal. Als Spieler stand er bereits mit dem SV Roßbach/Verscheid 2006 in der ersten DFB-Pokal-Runde. Da ging es gegen Borussia Mönchengladbach. Der Bundesligist gewann mit 4:1.
Watzlawik will in der Woche vor dem Pokalspiel in Bochum die Abläufe für seine Mannschaft so normal wie möglich zu gestalten. Die Dinge, die anders laufen, kommen zum Ende der Woche dann zwangsläufig. „Wir trainieren normal weiter“, sagte Watzlawik. Das heißt in dieser Woche Training am Montag und am Mittwoch.
Auch Engers muss einen Corona-Test machen
Einen Corona-Test muss die Mannschaft zwingend in dieser Woche machen, am Freitag reist der FV Engers nach Bochum an. 35 Menschen werden die rund 170 Kilometer und zwei Stunden Fahrt antreten. Spieler, Trainer, Betreuer. „Der VfL Bochum hat uns im Mercure-Hotel untergebracht und übernimmt die Kosten“, sagt Watzlawik. Er findet das eine nette Geste.
Wie er überhaupt nur positiv über den VfL Bochum und die Zusammenarbeit spricht. „Die Bochumer sind uns sehr entgegen gekommen. Wenn wir das Spiel bei uns hätten ausrichten wollen, hätten wir wohl drauf gezahlt.“ 350 Zuschauer sind bei Spielen in Rheinland-Pfalz derzeit maximal erlaubt. Dass in Bochum nun keine Zuschauer im Stadion sind, stört Watzlawik nicht. „Dafür spielen wir im Ruhrstadion.“
Oberliga ist das Tagesgeschäft
Das sei eben auch das Besondere, das seine Mannschaft nun mitnehmen und erleben könne. „Wir sehen das als Bonusspiel. Wir haben davon geträumt, in die erste Runde des DFB-Pokals einzuziehen und gegen einen Erst- oder Zweitligisten spielen zu dürfen. Das ist ein geiler Moment, ein Pflichtspiel gegen Profis. Jetzt wollen wir uns auch ordentlich verkaufen. Der Gegner muss uns ja auch erst einmal bespielen. Wir wollen Nadelstiche setzen und ja, natürlich wollen wir erfolgreich sein. Sonst bräuchten wir ja gar nicht erst anzutreten.“
Watzlawiks Blick geht bereits über das Pokalspiel hinaus, unabhängig vom Ausgang des Spiels. „Der Pokal ist ein Zusatz. Wichtiger ist für uns das Tagesgeschäft.“ Das heißt Oberliga. Die wird in Rheinland-Pfalz zunächst in zwei Gruppen mit jeweils zwölf Teams gespielt. Die jeweils ersten sechs Teams spielen dann um den Aufstieg. „Wir würden uns nicht dagegen sträuben, oben mitzuspielen“, sagt Watzlawik. „Wir wollen die Euphorie mitnehmen.“ Am ersten Spieltag gewann sein Team mit 5:0 gegen Aufsteiger Mülheim-Kärlich. Engers kommt als Spitzenreiter nach Bochum.