Bochum. Bochum spielt in der ersten Pokalrunde vor leeren Rängen. Manager Schindzielorz über die Gründe, Transfers, Ganvoula und Ziele: ein Interview.

Der VfL Bochum bestreitet am Samstag (15.30 Uhr) beim FC Schalke 04 sein letztes Testspiel, eine Woche später steigt das Erstrunden-Spiel im DFB-Pokal gegen den FV Engers. Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz äußert sich im Interview zur Vorbereitung, Transfers, Ziele und (keine) Fans im Stadion.

Herr Schindzielorz, in der Vorbereitung gab es zwei Corona-Fälle im Team, zwei Testspiele fielen aus, das Trainingslager wurde abgesagt. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Sebastian Schindzielorz: Durch die Corona-Pandemie leben wir in einer Zeit, die für die gesamte Gesellschaft schwierig ist. Auch wir haben ein Stück weit die vielzitierte „neue Normalität“ kennen gelernt. Jetzt kann man das entweder beklagen oder man versucht, das Beste daraus zu machen. Aufgrund der besonderen Situation bin ich zufrieden mit der Vorbereitung, wobei wir auf die Corona-Fälle gerne verzichtet hätten. Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Gesundheitsbehörden lief gut und reibungslos, das Gesundheitsamt ist sehr zügig und zugleich konsequent vorgegangen.

In manchen Stadien sollen schon im DFB-Pokal und, wie in Aue, zum Saisonstart Zuschauer dabei sein dürfen. In NRW sind nur 300 Zuschauer erlaubt. Ist das eine Wettbewerbsverzerrung?

Das sehe ich anders. Bei einer Teilrückkehr von Fans ist man immer noch weit entfernt von der Normalität. Wenn es Klubs gibt, deren Konzepte für ihre Stadien von den zuständigen Behörden genehmigt werden, ist das ein guter Anfang und ein wichtiges Signal. Es macht auch Hoffnung, dass zeitnah auch andere Stadien gefüllt werden können, immer unter der Bedingung, dass es kein Risiko für Besucher geben darf.

Können VfL-Fans noch darauf hoffen, das Pokalspiel gegen den FV Engers im Stadion besuchen zu können?

Wir haben bei den örtlichen Gesundheitsbehörden ein schlüssiges Hygiene-Konzept für eine Teilzulassung von Zuschauern in der 2. Bundesliga hinterlegt, das alle Aspekte berücksichtigt, etwa für die Anreise, den Einlass, die Platzierung im Stadion. Es liegt in der Hand der Behörden, eine Entscheidung zu treffen. Wir sind ständig in guten Gesprächen mit der Stadt. Einen Antrag auf Teilzulassung von Zuschauern haben wir für den DFB-Pokal hingegen nicht gestellt, da der Tausch des Heimrechts doch recht kurzfristig zustande kam und wir – angesichts dessen, dass keine Gästefans erlaubt sein werden – im Sinne des Fairplay dem FV Engers auch in diesem Punkt entgegengekommen sind. Es wird also im DFB-Pokal ohne Zuschauer gespielt. Wie es dann in der Liga aussieht, wird sich in den kommenden Wochen entscheiden.

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Zum Kader: Der Vertrag mit Linksverteidiger Danilo Soares wurde verlängert, zudem der zuvor ausgeliehene Innenverteidiger Vasileios Lampropoulos fest verpflichtet. Es waren die beiden Hauptwünsche von Trainer Thomas Reis.

Die Grundidee war, die Stabilität der letzten Wochen der Vorsaison beibehalten zu können. Daran hatten Danilo Soares und Vasileios Lampropoulos ihren Anteil. Daher war es wichtig für uns, sie an uns binden zu können. Mit Tarsis Bonga, Gerrit Holtmann und Herbert Bockhorn haben wir zudem drei externe Spieler neu verpflichtet. Sie passen gut zum VfL, neben ihren persönlichen Fähigkeiten und Stärken bringen sie außerdem das Tempo mit ein, das unser Spiel bereichert.

Die Gerüchte um Torjäger Silvère Ganvoula aber reißen nicht ab. Bleibt er beim VfL Bochum?

Begehrt: Bochums Torjäger Silvere Ganvoula.
Begehrt: Bochums Torjäger Silvere Ganvoula. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | firo Sportphoto/Ralf Ibing

Wir bleiben auf der sachlichen Ebene. Silvère hat bei uns einen Vertrag bis 2023, es gibt keine Ausstiegsklausel. Sollte es ernsthafte Interessenten geben, unterhalten wir uns gerne mit ihnen. Aber wir lassen uns nicht unter Druck setzen, schon gar nicht, was die Preise angeht. Wir haben in der letzten Saison gesehen, wie wichtig Silvère für uns ist. Er ist erst 24 Jahre alt. Wir wissen, welches Potenzial in ihm steckt. Das wollen wir auch für uns nutzen.

Und gibt es Interessenten?

Es gibt permanent Anfragen für Spieler von uns. Aktuell liegt aber keine Anfrage vor, bei der es sich lohnt, sich mit ihr in der Tiefe auseinanderzusetzen, auch nicht für Silvère Ganvoula. Grundsätzlich sehen wird es als Auszeichnung, dass unsere Spieler für höherklassige Klubs interessant sind. Das gilt auch für junge Spieler wie Armel Bella-Kotchap, der trotz seiner erst 18 Jahre bereits einige gute Partien absolviert hat, oder die U21-Nationalspieler Maxim Leitsch und Vitaly Janelt.

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Ist der VfL aus finanziellen Gründen nicht auf einen höheren Transfererlös angewiesen?

Es ist kein Geheimnis, dass die Folgen der Corona-Pandemie die Vereine hart treffen. Aber wir haben den wirtschaftlichen Rahmen intern mit allen Gremien intensiv diskutiert. Wir sind so aufgestellt, dass wir keinen Spieler verkaufen müssen, schon gar nicht unter Preis.

Noch bis zum 5. Oktober läuft die Transferperiode. Gibt es einen Plan B, falls Ganvoula doch den Klub verlassen sollte?

Es ist unsere ständige Aufgabe, für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Wir beobachten ständig den Markt.

Ist davon unabhängig noch mit weiteren Transfers zu rechnen?

Es gibt ein, zwei Positionen, die wir gerne noch besetzen würden. Wir haben aber keinen Zeitdruck. Auch eine Ausleihe ist immer eine Option, wobei Priorität hat, einen Spieler fest für uns zu gewinnen. Zugleich beobachten wir den eigenen Kader genau. Es ist denkbar, dass wir den einen oder anderen Spieler noch verleihen.

Mit welchem Ziel geht der VfL in die Saison?

Weder unser Kader noch die Kader der Gegner sind komplett. Wir tun gut daran, dies noch abzuwarten. Was jetzt schon klar ist: Wir sind in der vergangenen Saison Tabellenachter geworden. Wir wollen uns selbstverständlich verbessern.

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Das Auftaktprogramm mit Spielen gegen St. Pauli, den Karlsruher SC, Osnabrück, Braunschweig und Aue scheint im Vergleich zur Vorsaison diesmal leichter zu sein.

Nein, in dieser Liga kann man nicht zwischen einem einfachen und schweren Gegner unterscheiden. Die 2. Liga ist knallhart und sehr ausgeglichen. Man muss immer das Maximum aus sich herausholen.

Das erste Pflichtspiel steigt im DFB-Pokal. Jede weitere Runde bringt Einnahmen. Ist der Pokal daher noch wichtiger als sonst?

Die erste Pokalrunde ist sehr wichtig für uns. Wir sind dem Wunsch des FV Engers gerne entgegen gekommen, das Pokalspiel bei uns auszurichten. Wir spielen als ambitionierter Zweitligist zuhause. Es muss unser Anspruch sein, das Spiel zu gewinnen, ohne Wenn und Aber.

Am Samstag steigt die Generalprobe auf Schalke, zuletzt gab es einen überzeugenden Sieg im Test beim BVB (3:1). Was erwarten Sie?

Wir haben viele Ausfälle, insofern ist es eine Generalprobe unter besonderen Voraussetzungen. Trotzdem freuen wir uns auf das Spiel gegen einen starken Gegner. Wir wollen unter anderem das, was wir gegen Dortmund gut gemacht haben, erneut zeigen: defensive Stabilität, eine gute Raumaufteilung und Zweikampfführung.