Wattenscheid. Manfred Behrendt gehört zum Fußball – und umgekehrt. Der ehemalige Profi der SG Wattenscheid 09 ist 69 und wohl Bochums ältester Amateurtrainer.

Sein nahezu gesamtes Leben steht Manfred Behrendt auf dem Fußballplatz. Auch heute noch. Im Alter von 69 Jahren – damit ist er wohl der älteste Trainer im Bochumer Amateurbereich - trainiert der ehemalige Profi der SG Wattenscheid 09 den Landesligisten DJK Wattenscheid. Behrendt und der Fußball – zwei Worte die nahezu untrennbar mit einander verbunden sind. Seit nunmehr 60 Jahren.

Seine Anfänge als Fußballer liegen beim SV Höntrop. Im Alter von zehn Jahren meldete er sich bei den Rothosen an. Im Alter von 20 Jahren wurde dann der große Wattenscheider Nachbar, die SG 09, auf den talentierten Torhüter aufmerksam. Bis auf ein einjähriges Intermezzo bei Göttingen 05 sollte Behrendt die nächsten 15 Jahre an der Lohrheide sportlich entscheidend mitprägen.

295 Spiele für die SG Wattenscheid 09

295 Spiele in der 2. Bundesliga bestritt er für die Wattenscheider, dazu mehr als 50 in der Regionalliga und 13 im DFB-Pokal. „Damit bin ich eigentlich der Spieler mit den meisten Einsätzen in der 1. Mannschaft der SG Wattenscheid, aber die Einsätze in der Regionalliga tauchen in keiner Statistik auf“, so Behrendt.

Kader SG Wattenscheid 09 in der Saison 1975/76 mit Manfred Behrendt (grünes Trikot): (h.v.l.) Karl-Heinz Feldkamp, Rudi Klimke, Dieter Richard, Bernd Gräwe, Uwe Erkenbrecher, Heinrich Hippler, Lothar Kobluhn. (M.v.li.): Carlos Babington, Reinhold Klee, Detlef Rosellen, Norbert Grede, Helmut Horsch, Helmut Zyla. (v.v.l.): Werner Kontny, Jürgen Jendrossek, Torwart Manfred Behrendt, Peter Wloka, Heinz Jebram, Torwart Heinz-Josef Koitka, Ewald Hammes.
Kader SG Wattenscheid 09 in der Saison 1975/76 mit Manfred Behrendt (grünes Trikot): (h.v.l.) Karl-Heinz Feldkamp, Rudi Klimke, Dieter Richard, Bernd Gräwe, Uwe Erkenbrecher, Heinrich Hippler, Lothar Kobluhn. (M.v.li.): Carlos Babington, Reinhold Klee, Detlef Rosellen, Norbert Grede, Helmut Horsch, Helmut Zyla. (v.v.l.): Werner Kontny, Jürgen Jendrossek, Torwart Manfred Behrendt, Peter Wloka, Heinz Jebram, Torwart Heinz-Josef Koitka, Ewald Hammes. © imago/Horstmüller | imago sportfotodienst

Zu seinen größten sportlichen Erfolgen als Spieler gehört der Gewinn der Westdeutschen Meisterschaft in der Saison 1973/4 und der damit verbundene erstmalige Aufstieg in die 2. Bundesliga. Unvergessen für ihn auch die Spiele im DFB-Pokal in der selben Saison. Nach Siegen beim FC Schalke 04 (2:1) und gegen Hertha BSC Berlin (1:0) folgte im Achtelfinale ein unglückliches 0:1 nach Verlängerung gegen den Hamburger SV.

Behrendt verpasst mit dem DFB-Team die Olympia-Quali

Auch der DFB wurde auf Behrendt aufmerksam. So gehörte der gebürtige Wattenscheider zur Deutschen Amateurnationalmannschaft, die 1976 die Qualifikation zu den Olympischen Spielen in Montreal knapp verpasste. Im Hinspiel in Bielefeld gab es gegen Spanien ein 0:0, das Rückspiel in Madrid ging mit 2:3 verloren, Behrendts Traum von den Spielen platzte.

Unvergessen für ihn auch die China-Reise mit dem DFB im Jahr 1975. „Wir waren damals die erste deutsche Mannschaft, die in China gespielt hat. Unter anderem vor mehr als 100.000 Zuschauern in Peking. Das Spiel damals endete 1:1.“

Trainerkarriere startet 1984

Nach Beendigung seiner aktiven Karriere im Jahr 1984 begann seine Trainerlaufbahn im Jahr 1986 bei RW Leithe. In Bochum trug Behrendt unter anderem die sportliche Verantwortung beim SV Concordia, der DJK TuS Hordel, der SG Bochum-Süd, SW Eppendorf, SW Wattenscheid 08 oder den Frauen der SG Wattenscheid 09.

Erfolgreicher Trainer: Mit der DJK Wattenscheid gewann Manfred Behrendt (4.v.l.) das Sparkassen-Masters in der Rundsporthalle.
Erfolgreicher Trainer: Mit der DJK Wattenscheid gewann Manfred Behrendt (4.v.l.) das Sparkassen-Masters in der Rundsporthalle. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Außerhalb Bochums stand er beim TuS Heven, dem DSC Wanne-Eickel in der Verantwortung. Als Co- und Torwarttrainer war er bei RW Oberhausen und in Velbert, als Torwarttrainer bei Preußen Münster und Adler Osterfeld aktiv. Seit dem 1. Juli 2018 ist er Sportlicher Leiter beim Nachwuchs der DJK Wattenscheid, trainiert dort die U15 und seit November vergangenen Jahres auch noch die 1. Mannschaft.

Trainingsmethoden haben sich geändert

Das ist eine Aufgabenvielfalt, die nur ein im positiven Sinne Fußballverrückter bewältigen kann. „Ich ziehe diese Dinge mit großem Spaß und großer Freude durch. Es macht mir Spaß, junge Menschen zu entwickeln“, sagt Behrendt über seine Motivation. Er lerne jeden Tag dazu und habe immer noch das Feuer, um sich den Herausforderungen zu stellen. Und diese Herausforderungen haben sich aus seiner Sicht in den vergangenen Jahren verändert. „Vor allem die Trainingsmethoden haben sich deutlich geändert. Aber auch die Spieler.“

Manfred Behrendt im Trainingslager von RW Oberhausen in Bitburg im Jahr 2009. Behrendt war bei RWO Torwarttrainer.
Manfred Behrendt im Trainingslager von RW Oberhausen in Bitburg im Jahr 2009. Behrendt war bei RWO Torwarttrainer. © Micha KorbMicha Korb NRZ | Micha Korb

Die Einstellung und Mentalität sei nicht mehr wie früher. „Wir waren regelrecht fußballbesessen und mussten uns alles hart erkämpfen. Heute sind die Spieler verwöhnt. Wir haben damals sechs Stunden auf der Straße Fußball gespielt und sind auf Bäume geklettert. Heute haben viel Kinder und Jugendliche schon Probleme rückwärts zu laufen.“

Kader der DJK Wattenscheid steht bereits zu 90 Prozent

Auf eine Tatsache ist der A-Lizenzinhaber im Rückblick besonders stolz: „Ich kann mich bei allen meinen früheren Vereinen noch sehen lassen, habe immer einen sauberen Schnitt gemacht. Mit fast allen meiner früheren Spieler stehe ich noch in regelmäßigen Kontakt.“

Auch mit den Spielern der DJK Wattenscheid steht Behrendt natürlich in Kontakt. Dass die Saison im Amateurfußball noch zu Ende gespielt wird, glaubt er nicht. „Das Wichtigste ist, dass wir aus dieser Situation herauskommen und möglichst wenig Schaden nehmen.“ Die Planungen für die Saison 2020/21 laufen bei der DJK Wattenscheid aber schon auf Hochtouren. „90 Prozent des Kaders steht bereits fest“, sagt Behrendt. „Ich hoffe, dass wir mit viel Glück Anfang Juli dann auch in die Vorbereitung starten können.“