Wattenscheid. Klare Anweisungen vom DOSB fordert Michael Huke, Manager des TV Wattenscheid 01, mit Blick auf die noch nicht abgesagten Olympischen Spiele.

Der Olympiastützpunkt Bochum, alle Trainingsstätten des TV Wattenscheid 01 sind bereits seit dem Wochenende geschlossen, fit halten müssen sich die Athleten nun alleine. Sie laufen durch den Wald und über Wiesen, so drückt es Manager Michael Huke aus. Die Trainer, gerne aus dem home office, mailen ihnen Pläne zu für ein Alternativtraining auch daheim. „Für ein, zwei Wochen ist das mal machbar“, sagt Huke. Doch wer etwa als Hürdensprinterin oder Diskuswerfer dann immer noch nur im Wald laufen kann, wird verlieren. An Form, Fitness, Konkurrenzfähigkeit.

TV Wattenscheid: Manager Huke fordert vom DOSB klare Anweisungen

Michael Huke (l) mit Peter Schnabel vom TV Wattenscheid 01 vor dem Event in der Jahrhunderthalle Ende Januar, als das Coronavirus in Deutschland noch keine Rolle spielte.
Michael Huke (l) mit Peter Schnabel vom TV Wattenscheid 01 vor dem Event in der Jahrhunderthalle Ende Januar, als das Coronavirus in Deutschland noch keine Rolle spielte. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Manager Michael Huke hat daher einen klaren Standpunkt, wenn es um die Olympischen Spiele in Tokio geht ab Ende Juli, die noch nicht abgesagt sind; und wenn es um den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) geht, der sich angesichts der aktuellen Lage wegen der Corona-Pandemie klar positionieren soll. Klarer als bisher. „Wir benötigen jetzt einen starken DOSB, der den Fachverbänden klare Handlungsanweisungen gibt“, sagt Huke im Gespräch mit dieser Redaktion. Bisher, Stand Montagmittag, fehlten diese.

Bis dahin also, solange eine Olympia-Absage für Deutschland, für Europa, womöglich für die ganze Welt nicht geklärt ist, werden alle olympischen Fachverbände wie die Leichtathletik versuchen, ihre Topathleten zumindest fit zu halten. Von einem Trainingscamp mit kleinen Gruppen in Quarantäne für einzelne Spitzenkräfte ist schon die Rede, entschieden aber ist noch nichts. Und alles kann sich ja fast stündlich ändern.

Deutsche Meisterschaften sind für Anfang Juni in Braunschweig angesetzt

Die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften, die zugleich wichtigster Wettkampf für die Olympia-Qualifikation sind, sollen am 6./7. Juni in Braunschweig stattfinden. Bisher sind sie nicht abgesagt.

Doch die bundesweiten Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus’ deuten ja längst darauf hin. Auch der TV Wattenscheid hat sich mit dem Thema Saisonabbruch schon vor der Sommer-Saisoneröffnung bereits beschäftigt. Eine klare Ansage notfalls auch in dieser Richtung wäre Huke jedenfalls lieber als ein tägliches „Rumgeier“. So hat er Lob für die Stadt Bochum parat, die am Freitag mit als erste Kommune klare Ansagen hinsichtlich der Schließungen der Anlagen gemacht habe, als in Dortmund etwa noch trainiert werden durfte.

Michael Huke: Der Verein ist in seiner Existenz nicht gefährdet

Bei einem Saisonabbruch würde der Verein TV Wattenscheid 01 Leichtathletik „in seiner Existenz nicht gefährdet sein“, betont Michael Huke; dies auch dank der starken Partner Stadtwerke Bochum und der Krankenkasse Viactiv. Einschnitte freilich müsste der TV 01 sicherlich in Kauf nehmen, so sind etliche Verträge, auch mit dem Ausrüster Puma, leistungsbezogen. Vereinfacht gesagt: Keine Medaillen, kein Geld.

Pamela Dutkiewicz: „Das ist eine ganz schwierige Phase“

Zu den Wattenscheider Spitzenkräften zählt Hürdenstar Pamela Dutkiewicz, gegenüber leichtathletik.de gab sie Einblick in ihre Gefühlswelt. „Es schließen jetzt viele Olympiastützpunkte. Das ist eine ganz schwierige Phase“, sagt Dutkiewicz. „Im Sport sind Ziele klar definiert, mit einem konkreten Tag und sogar einer konkreten Uhrzeit verbunden. Plötzlich weiß man nicht, ob Qualifikationswettkämpfe stattfinden, Deutsche Meisterschaften ausgetragen werden – die Olympischen Spiele stattfinden. Auch für die Trainer ist das wahnsinnig schwierig. Die haben ja ganz konkrete Berechnungen, in Trainingswochen und -phasen bis zum Höhepunkt.“

Dutkiewicz hat ein schwieriges Jahr 2019 hinter sich mit vielen Verletzungen und Rückschlägen, auch in der Halle kam sie noch nicht so gut in Tritt wie erhofft. „Ich glaube, ich bin ein Typ, der gelernt hat, Dinge anzunehmen, wie sie sind, und das Beste draus zu machen“, sagt die Hochleistungssportlerin. „Mir ist es sehr wichtig, dass wir achtsam miteinander umgehen. Daher halte ich die Vorgaben ein. Für einen bestimmten Zeitraum können wir draußen trainieren oder unseren Trainingsplan anderweitig umsetzen“, gibt sie sich kämpferisch, ohne die Probleme wegzudiskutieren: „Aber das Ziellose, nicht konkret zu wissen, was wann oder überhaupt stattfinden wird, das ist wirklich schwierig.“