Bochum. Das Coronavirus zwingt auch den Fußball in die Knie. Trainer und Manager betonen, dass die Absagen richtig sind. Dennoch haben sie auch Sorgen.

19 Jugendmannschaften hat die DJK TuS Hordel, einige spielen hochklassig, der Verein zählt zu den führenden Fußballklubs in dieser Stadt. Die erste Mannschaft spielt in der Westfalenliga, sie ist in Bochum und Wattenscheid aktuell die Nummer zwei hinter dem Zweitligisten VfL Bochum. Jörg Versen, Hordels Manager, sagt nach der Spielabsage des westfälischen Verbandes sowie des Fußballkreises Bochum bis zum Ende der Osterferien: „Fußball ist die schönste Nebensache der Welt. Punkt.“ Und aktuell eben „nicht wichtig. Die Gesundheit aller Menschen geht vor.“

Ähnlich äußern sich auch andere Vereinsvertreter. Und doch zeigt sich am Beispiel der DJK TuS Hordel bereits, welche Auswirkungen das Coronavirus auch auf die Basis hat im Fußball. Zuschauereinnahmen brechen weg, wichtiger in Hordel noch: Einnahmen aus dem Gastronomiebetrieb entfallen. Hordel betreibt selbst eine Gaststätte (VIP-Treff 1911) und eine „Jugendhütte“ mit Verkauf von Getränken, Süßigkeiten, Snacks.

Nach Spielabsagen: Für die Jugend muss der TuS Hordel „enger zusammenrücken“

Jörg Versen, Manager des TuS Hordel.
Jörg Versen, Manager des TuS Hordel. © Hordel | Verein

Insbesondere die Jugend werde das zu spüren bekommen, ahnt Versen: „Da müssen wir als und im Verein noch enger zusammenrücken“, sagt er. Der TuS Hordel, damit kein Missverständnis aufkommt, ist seit einigen Jahren solide und breit aufgestellt, er wird wegen der Coronavirus-Krise nicht auseinander brechen. „Aber ein paar Taler“, drückt es Versen vorsichtig aus, „werden uns schon fehlen. Das tut schon weh.“

Denn die Stadt will ja auch die Plätze und Hallen sperren. Der TuS Hordel verfügt zwar über einen Platz in Eigenregie, rechnet aber auch mit einem Stopp des Trainingsbetriebes. Zunächst hat der Verein bis zum kommenden Dienstag alles abgesagt.

Bis zu sechs Mannschaften trainieren täglich an der Hordeler Heide

Bis zu sechs Mannschaften trainieren täglich auf der Anlage an der Hordeler Heide. Und der vom Verein selbst betriebenen „Hütte“, also quasi der kleinen Gastronomie für die Kinder und Jugendlichen und deren Trainer und Eltern, gehen die Einnahmen verloren. Geld, das komplett in die Jugendarbeit fließt. „Da bricht dann schon etwas weg“, sagt Versen.

Zwei der drei Topspiele mit VIP-Ticket-Aktion fallen definitiv aus

Die erste Mannschaft von Trainer Holger Wortmann liegt derzeit auf Platz drei. Versen und seine Crew haben abseits des Platzes in den letzten Jahren nicht nur zahlreiche neue Sponsoren und Partner gewinnen können, sie haben sich auch immer wieder Aktionen einfallen lassen, um mehr als 100 Zuschauer zu den Spielen zu locken. So wurden VIP-Tickets angeboten für 39 Euro für die Topspiele gegen Erkenschwick, Wiemelhausen und Wanne-Eickel, „das ist richtig gut angelaufen“, sagt Versen. Rund 30 dieser VIP-Tickets etwa seien für das Wiemelhausen-Derby am 10. Mai bereits verkauft worden. Die Partien gegen Erkenschwick und Wanne-Eickel (5./13. April) sind bereits abgesetzt.

Bei den Topspielen rechnet Versen mit bis zu 500 Zuschauern, der Eintrittspreis liegt bei sechs oder mit Spitzenspielzuschlag 7 Euro. Auch hier gehen dem Klub einige Euro verloren, zumal die vereinseigene Gaststätte auf der Anlage an der Hordeler Heide ja ebenfalls nichts verdienen wird in nächster Zeit. Weder bei Spielen noch über Feste, Treffen, Sitzungen.

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Eine Fortführung der Saison ist denkbar, aber nicht absehbar

Ob die Saison zu Ende gespielt werden kann bis in den Juni hinein oder mit vielen englischen Wochen? „Denkbar ist es, aber das kann man jetzt noch nicht sagen. Jetzt muss man von Tag zu Tag schauen, es gibt Wichtigeres“, sagt Versen. Mit der Mannschaft wolle man sich am Dienstag zusammensetzen und das weitere Vorgehen besprechen. Etwa auch, ob und wie trainiert werden könnte.

Das sagen Trainer der Fußball-Bezirksliga zur Absage

Auch in der Fußball-Bezirksliga wird man die Folgen spüren, sind Auf- und Abstiege ungeklärt. Die Trainer aber denken vor allem an die Gesundheit. Das sagen drei Trainer der Bochumer Bezirksliga-Staffel:

Frank Rinklake, Trainer des FC Altenbochum.
Frank Rinklake, Trainer des FC Altenbochum. © FUNKE Foto Services | Joachim Hänisch

Frank Rinklake (FC Altenbochum): „Ich kann die Maßnahmen absolut nachvollziehen. Auch wenn wir Fußballer vielleicht nicht zur Risikogruppe zählen, wir haben auch eine Verpflichtung gegenüber älteren Menschen. Meine Eltern wohnen beispielsweise zusammen mit mir in einem Haus, daher ist es auch klar, dass ich besonders vorsichtig sein muss.

Fußball ist die schönste Nebensache der Welt und es ist klar, dass uns etwas fehlen wird. Wenn das aber hilft, das Virus einzudämmen, dann nehmen wir das aber gerne in Kauf. Wir hatten eigentlich geplant, zwei Mal in der Woche zu trainieren. Weil das aber wohl auch nicht mehr möglich sein wird, müssen wir jetzt erst einmal schauen, wie wir weitermachen. Wir werden uns am Sonntag als Mannschaft treffen und darüber reden.“

Carsten Droll vom TuS Kaltehardt: „Wir dürfen kein Risiko eingehen“

Carsten Droll (TuS Kaltehardt): „Grundsätzlich halte ich diese Entscheidung der Stadt für absolut sinnvoll. Wir dürfen einfach kein Risiko eingehen und müssen auch unsere Familien mit Oma, Opa und kleinen Kindern schützen. Intern hatten wir sowieso besprochen, das Training für zwei Wochen ruhen zu lassen. Sportlich gesehen ist mir das komplett schnuppe, es geht jetzt wirklich um andere Sachen. Der Fußball rückt da definitiv in den Hintergrund.“

Ingo Bredenbröcker vom TuS Harpen: Amateurfußball ist komplett nebensächlich“

Ingo Bredenbröcker (TuS Harpen): „Ich glaube, ich war in meinem Leben dann noch nie solange ohne Fußball. Das ist aber absolut sekundär. Alles andere hat im Augenblick Vorrang. Ich finde die Entscheidung der Stadt, wohl auch die Plätze zu sperren, ist die richtige, logische Konsequenz. Die aktuelle Situation wird sehr weitreichende, auch wirtschaftliche Konsequenzen für viele Menschen haben. Deshalb ist der Amateurfußball wirklich komplett nebensächlich.“