Ruhrgebiet. Nach dem Tod eines Essener Handballers fordern Sportmediziner und die Stiftung Sicherheit im Sport mehr Aufklärung. Denn eine Statistik fehlt.

Der Tod eines 32-jährigen Handballspielers der SG Überruhr überschattete das Sportwochenende.

Lars K. war am vergangenen Samstag beim Spiel seiner Mannschaft nach fünf Minuten auf dem Feld zusammengebrochen, nach Reanimationsversuchen wurde er ins Krankenhaus gebracht – wo er am Sonntag verstarb. Die Stiftung Sicherheit im Sport mahnt an: In Deutschland gibt es keine Erhebung über die Häufigkeit von Todesfällen im Sport.

„Wir haben das Problem, dass wir nicht wissen, wie viele Menschen in Deutschland beim Sport sterben“, erklärt David Schulz, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Sicherheit im Sport. In sämtlichen Nachbarländern würden diese Daten erfasst werden, einzig in Deutschland nicht.

Stiftung Sicherheit im Sport möchte sensibilisieren

So findet man auf der Internetseite des statistischen Bundesamtes zwar einen Überblick über tödliche Sport- und Spielunfälle, diese Zahl sei aber unpräzise. „Dort liegt die Zahl bei ungefähr 175. Allein die Anzahl der Schwimm- und Badeunfälle ist aber wesentlich höher und wird dort offenbar nicht mit eingerechnet“, erklärt Schulz.

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Die Stiftung möchte gerade für dieses Thema sensibilisieren. „Wir unterscheiden da zwischen einem Unfalltod, zum Beispiel wenn ein Sportler mit seinem Segelflugzeug abstürzt, oder Todesfällen, bei denen Sportler durch Vorerkrankungen beim Sport sterben“, erläutert Schulz.

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Herzerkrankungen sind immer wieder Ursachen für Todesfälle

Gerade Herzkrankheiten sind immer wieder Ursache für Todesfälle. Dr. Ulrich Schneider, leitender Arzt für Sportmedizin und innere Medizin an der Sportklinik Hellersen erklärt: „Wir müssen zwischen angeborenen Herzerkrankungen und denen unterscheiden, die beispielsweise durch einen verschleppten Infekt entstehen.“

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Um das Risiko durch angeborene Herzfehler zu minimieren rät der Mediziner Sportlern, sich einer sportmedizinischen Untersuchung zu unterziehen. „Das ist keine große Sache und kann auch beim Hausarzt gemacht werden. Wenn es dann Auffälligkeiten gibt, wird ein Internist oder Kardiologe dazu gezogen“, sagt Schneider.

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Gespräch zwischen Arzt und Sportler enorm wichtig

Eine große Bedeutung käme dabei aber auch dem Gespräch zwischen Arzt und Patient zu. „Angeborene Herzkrankheiten sind oft vererbbar. Da spielt die Familiengeschichte eine große Rolle“, so Schneider.

Die zweite Ursache sei die Herzmuskelentzündung. „Diese entsteht oft, wenn ein Infekt oder eine Erkältung verschleppt werden. Wer sich müde fühlt und Fieber hat, sollte keinen Sport machen“, sagt Schneider.

Mannschaftssportler sind besonders gefährdet

Besonders gefährdet seien die Mannschaftssportler: „Wer für sich alleine verantwortlich ist, bleibt eher zu Hause. Wenn eine Mannschaft einen Spieler aber unbedingt braucht, gehen oft auch angeschlagene Sportler auf das Feld. Ich würde behaupten, dass an jedem Wochenende in jeder Mannschaft Spieler dabei sind, die einen Infekt haben.“

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Und auch das Alter spielt eine Rolle. Während angeborene Herzfehler vor allem bei Sportlern der Altersklasse U35 auftreten, seien ältere Sportler eher durch Herzerkrankungen, die unter anderem durch den eigenen Lebenswandel entstehen, gefährdet. „Dann kommt es zu Herzinfarkten und ähnlichem“, sagt Schneider.

Ihm ist an Aufklärungsarbeit genauso gelegen wie der Stiftung Sicherheit im Sport. Damit solch tragische Fälle wie am vergangenen Wochenende in Essen noch seltener auftreten.

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