Wattenscheid. Die Spieler der SG Wattenscheid können erst in der nächsten Transferperiode bei einem anderen Klub spielen. Kapitän Nico Buckmaier äußert sich.
Rund um die Lohrheide blieb es am Tag nach der für viele erschütternden, in der Gesamtheit aber nicht überraschenden Nachricht ruhig. Die Verantwortlichen des Vereins ließen lediglich ein Dankeschön vernehmen - schließlich hatte es eine große Welle der Solidaritätsbekundungen gegeben.
Deutschlandweit hatte die Nachricht, dass der Traditionsverein im 110. Jahr seines Bestehens die Mannschaft vom Spielbetrieb abmeldet, Trauer und Mitleid ausgelöst. Spontan boten Vereine aus dem Ruhrgebiet den Dauerkarteninhabern der SGW an, mit dem Abo-Ticket Spiele des Fremdvereins besuchen zu können. Es war ein schwacher Trost für eine gebeutelte Gemeinde, die in den vergangenen Wochen eine zermürbende Hängepartie mitmachen musste.
Spielergewerkschaft übt scharfe Kritik
Für sie endete eine Zeit des Bangens mit einer Hiobsbotschaft, für die Spieler des Fußball-Regionalligisten jedoch beginnt wohl jetzt erst der härteste Teil dieser ohnehin schon katastrophalen Saison. Denn sie werden sich gedulden müssen, bis sie sich anderen Vereinen anschließen können. Längst hat sich die Spielergewerkschaft VDV in die öffentliche Debatte eingeschaltet. Geschäftsführer Ulf Baranowsky sagte gegenüber der Deutschen Presseagentur (DPA): „Es darf nicht sein, dass die von einer Insolvenz betroffenen Spieler grundsätzlich bis zur nächsten Transferperiode auf einen neuen Job warten müssen und bis dahin von staatlichen Leistungen abhängig sind.“
Hilfe für die Spieler ist angedacht
Der Spielbetrieb in der Lohrheide ist eingestellt, Trainer Farat Toku und seine Jungs müssen daher auch nicht mehr trainieren. Ob und wie die VDV den Wattenscheidern helfen kann, ist noch nicht klar. „Wir überlegen derzeit, wie wir beispielsweise mit Überbrückungstrainings und Testspielen helfen können“, sagte Gewerkschafts-Chef Baranowsky. Grundsätzlich fehle ihm aber das Verständnis für die missliche Lage der Spieler, die nun bis zum Beginn der Transferperiode in der Winterpause ohne Beschäftigung sein werden.
Bereits vor Jahren habe die VDV „eine Liste mit mehr als 800 Unterschriften von Profis beim DFB und bei der DFL eingereicht, mit der wir eine Ausweitung der Transferfenster für vereinslose Profis und Insolvenzopfer fordern“. Aufgrund dieser Lage herrschte am Mittwoch Ratlosigkeit bei den Spielern des Klubs, über dessen Vermögen am 1. Oktober das Insolvenzverfahren eröffnet worden war.
Kapitän Buckmaier: „Wir waren stolz“
Doch im Laufe des Abends mischte sich ein weiteres Gefühl hinzu: „Wir waren stolz“, berichtet Kapitän Nico Buckmaier im Gespräch mit dieser Zeitung. „Stolz darauf, dass wir trotz der Schwierigkeiten so viel erreicht haben. Und auch darauf, dass wir so eine gute Gemeinschaft geworden sind, obwohl wir im Sommer wieder einmal einen Umbruch vollziehen mussten.“
Der 26-Jährige, der dem Verein wohl wie kein Zweiter aus dem letzten Kader verbunden ist, schloss gleich die Fans in seine Gedanken ein. Als er am vergangenen Wochenende beim 3:0-Sieg über die U23 von Fortuna Düsseldorf mit dem einen oder anderen Anhänger sprach, habe er große Emotionen erlebt. „Da waren Leute bei, die Rotz und Wasser geheult haben“, erinnert er sich.
Wichtig ist „Bucki“ die Rettung der Jugendabteilung
Doch insgesamt sei nicht alles negativ zu werten, betont Buckmaier, dessen Vater Ede schon für die SGW spielte. „Ich bin wirklich froh, dass die Jugend gerettet wird, und dass der Verein die Möglichkeit hat, einen Neuanfang zu starten. So bleibt der Name erhalten, das ist wichtig.“