Wattenscheid. Nirgendwo in Deutschland trainieren mehr Schwarzgurte als beim Wattenscheider Verein Okinawa-te. Klaus Wiegand bereitet sie seit Jahrzehnten vor.
Die Trainingshalle ist in der Regel rappelvoll, wenn Klaus Wiegand Montagabends die ersten Kommandos energisch ansagt. Dann fliegen Fäuste und schnelle Beine in die Luft. Meisterlich, wie fachkundige Beobachter anerkennend konstatieren. Nirgendwo in Deutschland trainieren mehr Schwarzgurte als im Wattenscheider Karateverein Okinawa-te. Es sind 128 an der Zahl.
Bundessportwart und Clubgründer Klaus Wiegand ist mächtig stolz. „Ich habe offenbar alles richtig gemacht“, sagt der Trainer. Chefinstruktor Hideo Ochi (9.Dan) hat ihm selbst bereits die Prüfung zum sechsten Meistergrad (Dan) abgenommen. Wiegand ist und bleibt Vorbild für alle, die den Budosport mit Leib und Seele betreiben.
1975 fing die Erfolgsgeschichte an
Geschäftsführer Erwin Werthschütz erinnert sich: „Angefangen hat alles 1975 mit der Gründung des Vereins.“ Damals leisteten alle Trainer in Deutschland Entwicklungsarbeit. Karate war weitgehend unbekannt. Kung-Fu und seinen prominentesten Vertreter, Bruce Lee, kannte jeder. Manch einer verließ enttäuscht die Halle, als er keine fliegenden Menschen sah. Immer mehr blieben aber.
Zu den ersten Schwarzgurten in der Geschichte des Wattenscheider Clubs gehörte Hermann Wittenbrink (Spitzname „German Hermann“). Er stieg schnell in die Nationalmannschaft auf und erreichte den Höhepunkt seiner Karriere mit der Vize-Europameisterschaft. Ihm folgte unter anderem Ulf Wollrath (NRW-Kader).
Eine perfekte Vorbereitung auf die Prüfung
Was ist das Erfolgsgeheimnis von Wiegand? Erwin Werthschütz glaubt es zu kennen. „Klaus macht ein gutes Training, er kann motivieren, sieht Talente und bietet ein gutes Vereinsklima.“ Punkt. Wiegand bereitet seine Schüler so gut auf die Prüfung zum 1. Dan vor, dass Hideo Ochi stets das hohe Niveau der Prüflinge lobt.
Viele nationale und internationale Titel holten Sportler des Vereins
Von der optimalen Ausbildung haben schon viele profitiert. Michael Henkel zum Beispiel, der es bis zum Weltmeister schaffte und heute in Essen selbst ein Dojo (Verein) leitet. Oder Thomas Nitschmann, der jetzt als Bundestrainer im Konkurrenzverband fungiert. Auch Martin Giehl wurde Weltmeister, Ralf Kühn Deutscher Meister. Zuletzt gewann Kani Liebau bei den Juniorinnen die Europameisterschaft im Kata-Wettbewerb (festgelegter Bewegungsablauf von Techniken).
Zwölf Deutsche Meistertitel seit der Gründung
Zu lang ist die Liste derer, die nationale und internationale Titel errangen, um sie hier alle zu benennen. Der Verein gewann zwölf Deutsche Meistertitel seit der Gründung. Acht Jahre braucht es im Schnitt, bis ein Karateka den Schwarzgurt erreicht. Nur 30 Minuten dauert dann die Prüfung. Noch nie, so Wiegand, sei ein Wattenscheider durchgefallen. Daher zieht der Verein auch Athleten an. „Das spricht sich herum“, sagt Werthschütz.
Auch aus anderen Bundesländern kommen Sportler zum Training
Die Budoka kämen sogar aus anderen Bundesländern, um in der Hellwegstadt zu trainieren. Jeden Donnerstag bereitet sich auch eine Leistungsgruppe auf nationale und internationale Turniere vor. Darunter einige Mitglieder der Nationalmannschaft, wie Stefan und Daniel Gude sowie Til Nonhoff.
Aber auch Kinder trainieren im Verein und Anfänger sind willkommen. Training ist in der Pestalozzi-Realschule ab 20 Uhr (Leistungsträger) und ab 19 Uhr Anfänger.