Bochum. Wissenschaftler der Ruhr-Universität wollen herausfinden, inwiefern sich junge Sportler gegenüber älteren erholen – bei gleichem Leistungsniveau.
Es gibt sie in jeder Sportmannschaft: die etwas Betagteren, die trotz ihres Alters noch zu den Leistungsträgern zählen und den Jungspunden etwas vormachen. In der Bundesliga sind es erfahrene Recken, in der Kreisliga auch gerne mal alte Haudegen. Vor dem Hintergrund der Regeneration stellen sich Forscher der Ruhr-Universität in einer Studie nun die Frage: Brauchen ältere Sportler wirklich länger, um sich von Anstrengungen zu erholen?
„Bislang gab es überwiegend Studien, bei denen jüngere und fittere Probanden mit leistungsschwächeren älteren Menschen verglichen wurden“, sagt Prof. Alexander Ferrauti, Leiter des Lehrstuhls Trainingswissenschaft an der Fakultät für Sportwissenschaft. Im Bochumer Ansatz geht es darum, ob sich ältere Sportler bei gleichem Leistungsniveau langsamer von Belastungen erholen und welche Maßnahmen sich positiv auf die Regeneration auswirken. Untersucht werden der Kraft- und Ausdauerbereich.
Rückschlüsse für die Trainingssteuerung
Je nach Ergebnis können Trainer daraus Schlüsse für ihre Trainingssteuerung ziehen. Nach Meinung der Wissenschaftler sollte Regeneration auch im Amateursport eine wichtige Rolle spielen. „Der Trend geht zur Individualisierung. Gruppen könnten im Training gesplittet werden um beispielsweise älteren Athleten mehr regenerative Einheiten zu ermöglichen“, merkt Ferrauti an. Auch Fitness-Studios könnten sich umstellen, um ihren Mitgliedern Angebote zur Regeneration zu bieten – wenn herauskommt, dass für Erholung nach Sporteinheiten im Alter mehr getan werden muss. „Es geht beim Regenerationsmanagement immer auch um Verletzungsprophylaxe“, betont Ferrauti.
Einer der Probanden ist Abbi Westphal, er zählt mit 48 Jahren zu den Älteren. Der frühere Leicht- und Triathlet ist nun Hindernisläufer (Ayo Team Essen) und kann dort mit jüngeren Konkurrenten mithalten. „Das hat mich überrascht, ist aber auch eine Herausforderung für mich“, gibt er zu. Zur Regeneration legt er einfache Pausen ein oder macht alternativ Sport, also andere Belastungen wie etwa Schwimmen. Für den ehemaligen Sportstudenten ist die Studie interessant: „Ich möchte sehen, was ich noch herausholen kann.“
Teilnehmer sollen an ihre Grenzen gehen
Ruhr Uni sucht noch Probanden
Für die Studie zur Regeneration in Bezug auf das Alter bei gleichem Leistungsniveau suchen die Forscher der Ruhr-Uni noch Probanden. Bislang haben sich nur rund 30 gemeldet. In jeder der drei Altersgruppen (20 bis 25, 35 bis 40 und 50+) sollen 16 Testpersonen teilnehmen.
Jeder muss eine ärztliche Gesundheitsprüfung durchlaufen, die kostenlos von dem Essener Zentrum für Gesundheit „Bodyguard“ übernommen wird.
Der eigentliche Test nimmt vier aufeinanderfolgende Tage in Anspruch: Nach den Übungen mit oder ohne Regeneration werden drei Tage lang Blut- und Hormonwerte geprüft.
Mit Eric Zerau gibt es einen aktuellen Sportstudenten der RUB, der Theorie aus dem Hörsaal in der Praxis kennenlernt. Der 23-Jährige kommt aus dem Kraftsport und stellt damit einen jungen Maßstab dar. „Ich freue mich, meine Werte zu erfahren“, sagt er. Er erzählt von fünf Hock-Strecksprüngen, isometrischer Kraftmessung (statische Belastung) und neun Sätzen mit acht intensiven Kniebeugen mit Langhantel. Die Teilnehmer sollen an ihre Grenzen gehen. So sieht der Krafttest aus.
„Er ist vorgezogen, eine weitere Studie zum Regenerationsbedarf nach Ausdauerbelastungen folgt noch. Dabei orientieren wir uns bei der Probandensuche unter anderem an der maximalen Sauerstoffaufnahme der Teilnehmer“, kündigt Laura Hottenrott an. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Langstreckenläuferin beim TV Wattenscheid. Da sie die Studie begleitet, tritt sie selbst nicht als Probandin auf.
Zwei Untersuchungsgruppen unter den Probanden
Ein Teil der Probanden legt nach der Belastung einfach eine Pause ein, der andere geht eine Viertelstunde lang in ein 15 Grad kaltes Eisbecken und bekommt maßgeschneiderte Kompressionsstrümpfe. „Man kann vermuten, dass die Wirksamkeit von Kompressionskleidung im Altersgang zunimmt, da der Unterstützung des venösen Rückstroms eine höhere Bedeutung zukommt“, erklärt Ferrauti die These. In einem späteren zweiten Durchlauf tauschen die Teilnehmer, um Vergleichswerte zu ermitteln.
Ferrauti hofft, dass sich durch Laura Hottenrott am Ausdauertest auch Frauen beteiligen, vielleicht über ihre Kontakte sogar eine gute Läuferin. „Es ist schwierig, weibliche Probanden zu finden. Wir haben viel mehr männliche Studenten und Frauen sind seltener im Wettkampfbetrieb vertreten“, sagt er. Schwierig ist es zudem, an Hochleistungssportler zu gelangen. Aber gerade im Amateurbereich gibt es mehrere ältere Sportler.