Mit seinem Namen sind rauschhafte Fußballnächste im Ruhrstadion verbunden. Am Samstag wird Bochums „Zaubermaus“ Dariusz Wosz 50 Jahre alt.

Er war der erste Spieler des VfL Bochum, der ein Abschiedsspiel bekommen hat. Doch so richtig Abschied genommen vom Rasen hat Dariusz Wosz eigentlich bis heute nicht. „Für mich gilt Trainingsanzug statt Krawatte“, hat er 2007 gesagt, als die Profikarriere endgültig vorbei war. Das könnte er heute noch sagen. Am Samstag wird Dariusz Wosz 50.

„Er ist der größte 1,69-Meter-Mensch, den ich je kennen gelernt habe“, hat der um flotte Sprüche nie verlegene Peter Neururer einst gesagt, und „Ata“ Lameck, wie „Woschi“ VfL-Legende und zudem Rekordspieler, dürfte mit diesem prägnanten Fazit wohl nicht falsch liegen: „Dass wir mit ihm zweimal den UEFA-Cup erreicht haben, ist kein Zufall.“

Dariusz Wosz - der größte 1,69-Meter-Mensch

Beim ersten Mal ging der Stern des Spielmachers, wie man ihn sich nicht besser vorstellen konnte, gerade so richtig auf. Geführt von Klaus Toppmöller, brauste der VfL 1996/97 durch die Bundesliga bis in den UEFA-Cup - und immer vorneweg Dariusz Wosz. Von Toppmöller mit Freiheiten ausgestattet, von der die heutigen Spieler nur träumen können, war der Junge aus Halle von seinen Gegenspielern einfach nicht zu greifen. Er maß die gesamte Breite und Länge des Platzes aus, holte sich hier den Ball, ging dort ins Dribbling und spielte ein paar Meter weiter den spielentscheidenden Pass. Wenn einmal Stillstand herrschte, war natürlich „Woschi“ gefordert, dem dann auch stets etwas einfiel.

Immer noch gern im Trainingsanzug unterwegs: Bochums Legende Dariusz Wosz.
Immer noch gern im Trainingsanzug unterwegs: Bochums Legende Dariusz Wosz. © Sabine Hanefeld / FUNKE Foto Services

Rauschhafte Fußball-Nächte sind mit seinem Namen verbunden, länger als zu erwarten war, drehte der Vfl damals international seine Runden. Es war die Zeit, in der die Bochumer Verantwortlichen sich ein deutlich größeres Stadion gewünscht hätten, voll bekommen hätten sie es locker. Aber herausragende Spieler wie er waren auch damals auf Dauer nicht wirklich zu halten. Bei Hertha BSC ging es noch eine Stufe höher bis hinauf in die Champions League. Und dann war da natürlich auch die Nationalmannschaft.

Aussöhnung mit Patriarch Altegoer

Dass zuvor der geplatzte Wechsel nach Valencia den längst verstorbenen VfL-Patriarchen Werner Altegoer in Rage versetzt hatte, weil dem VfL eine Mammut-Transfersumme entgangen war, gehört zu „Woschis“ Geschichte, genauso wie die spätere Aussöhnung. Man schloss also wieder Frieden, dem VfL zuliebe. Dariusz Wosz kehrte nach drei Berliner Jahren zurück, blieb jetzt auch, stieg auf, erlebte zum zweiten Mal den Einzug in den UEFA-Cup und wurde damit endgültig ein „Bochumer Junge“.

Er war dann lange Trainer im Unterbau, trug seinen Teil zur Entwicklung der damaligen Talente bei, war auch mal - in schier aussichtsloser Lage - Interimstrainer bei den Profis und konnte selbst nicht wirklich vom Ball lassen. Noch heute kickt er regelmäßig in einer tiefen Amateurklasse, er ist sich für so etwas nicht zu schade, das Bedürfnis ist einfach zu groß. „Ich möchte mich schon bewegen“, sagt er dazu nur.

Inzwischen ist Dariusz Wosz Markenbotschafter

Nicht alles, was heutzutage so im Profifußball geschieht, passt ihm. Dass er inzwischen „Markenbotschafter“ für den VfL Bochum ist und damit dann auch fast aus dem Trainingsanzug raus bei all’ den Kontakten mit den Sponsoren, muss nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Er hat seine Fußballschule, die ihm den Kontakt mit der Basis vermittelt, dazu seine geschäftlichen Verbindungen mit Halle, Zwickau, Chemnitz und Jena. Zu tun hat Dariusz Wosz genug, und alles dreht sich um Fußball.

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Aber so ganz aufgegeben hat er den Gedanken an die große Bühne noch nicht. „Ich habe immer noch Ambitionen als Co-Trainer, aber nicht mehr für eine A- oder B-Jugend“, sagt er. Der Grad der Verzärtelung und Überversorgung des Fußball-Nachwuchses durch die Klubs ist ihm schlicht zu viel. Aber bei einem Angebot aus der 1. oder 2. Bundesliga, sagt er, „würde ich schon überlegen“; wohlgemerkt als Assistenztrainer, nicht als Chef.

Ob sich in dieser Richtung noch einmal etwas ergibt, man weiß es nicht. Bleiben wird aber auf jeden Fall die Zuneigung seiner Fans und seiner ehemaligen Mitspieler. Sören Colding brachte es anlässlich des Abschiedsspiel der „Zaubermaus“ auf den Punkt: „Woschi war ein Vorbild für die ganze Mannschaft. Als Techniker war er überragend, als Mensch nicht nur ein netter Kerl, sondern auch ein echter Freund.“