Wattenscheid. Marius Probst hat hohe Ziele und eine Perspektive auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Danach muss er nicht nur sein Training richten.

Seit sechs Jahren ist er auf das Laufen spezialisiert, seine „Hausstrecke“ sind die 1500 Meter. Und die legt Marius Probst vom TV Wattenscheid in Windeseile zurück. Der Spitzenläufer hat hohe sportliche Ziele, muss dafür aber auch auf einiges verzichten.

Im Sommer, der Hochsaison in der Leichtathletik, trainiert der junge Läufer zwölf Mal pro Woche. Im Winter reduziert sich die Zahl der Einheiten auf acht bis zehn. „Allerdings sind die Einheiten im Winter intensiver und rauben so mehr Kraft“, erklärt Probst, der in einer Woche auf rund 130 Laufkilometer kommt. Denn auch ein Mittelstreckenläufer ist durch eine gute Grundlagenausdauer besser vorbereitet. „Ich muss dazu darauf achten, dass ich schnell bleibe“, sagt Probst. Also vermischen sich die langen Strecken und Tempo-Dauerläufe mit kurzen Distanzen. Zum Beispiel bilden fünf mal 80 Meter auf Wettkampfniveau in zwei Durchgängen eine Einheit. Die Balance zu finden zwischen der Schnelligkeit und der Ausdauer sei gar nicht so einfach, erzählt der Herner.

Probst verzichtet auf die Hallen-WM in Birmingham

Aktuell steht Probst mitten in seiner Vorbereitung, hat aber auch schon erste Wettkämpfe hinter sich. Zum Beispiel das Indoor Meeting Dortmund. „Im Januar werde ich von Woche zu Woche schneller“, stellt er fest. Der Leistungssportler muss behutsam auf die Wettkampftermine schauen. Denn nicht alle davon kann er wahrnehmen. Die Hallen-WM in Birmingham lässt er dieses Jahr aus, da er sich zu dieser Zeit im Trainingslager in den USA befindet.

Marius Probst weiß, wie wichtig Taktik bei einem Rennen über 1500 Meter ist.
Marius Probst weiß, wie wichtig Taktik bei einem Rennen über 1500 Meter ist.

Das Ziel vieler Spitzen-Leichtathleten in diesem Jahr ist die Europameisterschaft in Berlin. Dann möchte Probst in der Männer-Hauptklasse antreten, nachdem er zuvor viermal hintereinander in der U23-Wertung gestartet ist und 2017 im polnischen Bydgoszcz Europameister wurde. Auf die EM bereitet sich der TV-Athlet akribisch vor. „Die Trainingsleistung ist wichtig, um die Chancen im Wettkampf einzuschätzen“, betont der 24-Jährige. Er studiert vor einem Wettkampf die Zeiten der Konkurrenz, um zu sehen, an wen er sich beim Rennen halten kann. Ganz vorne läuft Probst nicht so gerne. „Lieber an Position zwei oder drei, um am Ende alles herauszuholen“, beschreibt der Läufer mit starkem Schluss-Spurt seine Taktik.

Taktik spielt eine große Rolle

„Im Wettkampf ist es wichtig, keine Lücke zur Spitze entstehen zu lassen und nicht im Pulk zu laufen“, sagt er. Gerade auf den dreidreiviertel Runden verpasst ein Läufer sonst schnell den Anschluss. Taktik spiele daher eine große Rolle. Und: „Wenn ich gegen Leute laufe, die mich schon geschlagen haben, bin ich eher vorsichtig.“ Wenn es Vorläufe gibt, muss er allerdings von Beginn an schnell laufen, um nicht durch schnellere Zeiten in weiteren Vorläufen verdrängt zu werden.

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Bei den 1500 Metern komme es schon auf Hundertstel an. Die Bestzeit von Probst liegt bei 3:38,57 Minuten. „Es kommt auf jeden Schritt an. Wenn ich einen Fehler mache, verliere ich womöglich schon eine Sekunde. Zwei Sekunden pro Runde aufzuholen, ist am Ende schon fast unmöglich, wenn man die Zeit erreichen will.“

Penibel auf die Ernährung achten

Ein Spitzensportler muss zudem genau auf seine Ernährung achten. Er muss viele Kohlenhydrate zu sich nehmen, etwa Nudeln – vor allem vor Wettkämpfen. Obst ist ebenfalls gesund, so wie Äpfel oder Bananen. Probst mag auch Himbeeren sehr gerne. Fettiges Essen sei generell tabu.

„In der trainingsfreien Zeit im Winter esse ich einmal die Woche Fisch und auch mal eine Pommes. Ich greife vielleicht einmal pro Woche zur Bonbontüte. Ich verzichte dafür 40 Wochen im Jahr auf das alles“, erzählt Probst. In der Vorbereitung achtet er daher auf sein Gewicht. Im Sommer weiß er, dass er fit ist. Im Unterschied zu einem Langstreckenläufer muss er sein Gewicht auch nur auf 1500 Metern tragen.

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Als er U23-Europameister wurde, habe er trotzdem gefeiert. „Ich möchte trotz des Leistungssports mein Leben genießen. Das hole ich in der trainingsfreien Zeit nach.“

>>>Klausuren an der Uni kollidieren mit Wettkampfplan

An der TU Dortmund studiert Marius Probst Grundschullehramt. Er richtet seine Unikurse nach seinem Trainings- und Wettkampfplan und musste bereits Klausuren schieben, da Termine kollidierten. Im Moment habe der Sport Priorität: „Geld zu verdienen ist als Europäer allerdings schwer in der Leichtathletik.“

Zur Regeneration steigt Probst gerne in ein Entmüdungsbecken, in dem die Wassertemperatur auf 41 Grad erhitzt ist.

Er benutzt vier verschiedene Paar Schuhe und Spikes. Je nach Strecke trägt er leichtere Schuhe, unter anderem im Wettkampf, um leichter über die Bahn zu laufen.