Gladbeck. Überraschend hat Karsten Quante sein Traineramt niedergelegt. Einen Hauptgrund dafür sieht er in den Veränderungen durch die Corona-Pandemie.
Beim BV Rentfort hat das neue Jahr direkt mit einem Paukenschlag begonnen: Mit dem Rücktritt des Trainers.
Es war bezeichnend, dass am Freitagabend, als Karsten Quante seine Entscheidung mitteilte, lediglich zehn Spieler des BV Rentfort beim Training waren. So bekam nur ein Teil der Fußball-Bezirksliga-Mannschaft den Rücktritt des Trainers live vor Ort mit. Das dürfte es dem Coach des Tabellenzweiten leichter gemacht haben.
Denn genau diese eher spärliche Trainingsbeteiligung hat Quante zu seinem Schritt bewogen, obwohl seine Mannschaft beim Blick auf die Tabelle alles andere als schlecht dasteht: Die Rentforter holten in der ersten vollständigen Hinserie unter Quantes Leitung 34 von möglichen 45 Punkten. Das sei allerdings eher auf die Schwäche der anderen Teams, denn auf die Stärke des eigenen zurückzuführen, glaubt der Ex-Coach.
„Die Entwicklungen in den vergangenen Monaten haben mich zu diesem Schritt bewogen“, sagt Quante und erklärt: „Ich bin ein sehr ehrgeiziger Trainer und vielleicht auch noch einer der alten Schule. Ich überlege genau, was, wann, wie im Training geschehen soll.“
Immer wieder kurzfristige Trainingsabsagen
Immer öfter musste der Rentforter Ex-Coach allerdings kurzfristig alle Konzepte über den Haufen werfen und umdisponieren. „Wenn man ein Training für 16 Leute auf dem Zettel hat und eine Stunde vor Beginn noch fünf Absagen bekommt, ist das sehr frustrierend“, so Quante. Wenn das ein- oder zweimal passiere, sei das halb so schlimm, wohl aber, wenn es zur Routine werde.
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Oft habe er viel organisieren müssen, um am Sonntag überhaupt eine vollständige Mannschaft auf den Platz schicken zu können. Seinen Spielern, die alle finanziell keine Zuwendung vom Verein bekommen, will er aber keinen Vorwurf machen. Viel mehr sehe er, dass sich durch die Corona-Zeit die Prioritäten deutlich verschoben hätten. Fußball hätte da bei Etlichen an Stellenwert verloren.
„Ich kann das total nachvollziehen. Das haben habe ich den Jungs auch gesagt. Aber es ist dann eben nicht mehr das, was ich mir vorstelle und dann muss man die Konsequenzen ziehen“, sagt der 51-jährige Fußballtrainer.
Aber auch die generell Corona-Lage spielt für Quante eine Rolle. Dass bei der derzeitigen Situation überhaupt eine Fußball-Saison ausgetragen wird, hält er für bedenklich und hätte eine Saisonunterbrechung befürwortet. Er selbst war an Corona erkrankt, zwar bis auf Geschmacksverlust symptomlos, eine erneute Ansteckung möchte er aber tunlichst vermeiden. „Wir tragen auch Verantwortung für viele unserer Mitmenschen“, so Quante, der deshalb reisebedingte Trainingsabsagen in der derzeitigen Situation wohl noch viel weniger nachvollziehen kann.
Der Rentforter Ex-Coach, der derzeit eine Knieverletzung auskuriert, hat allerdings auch „viele schöne Entwicklungen gesehen“. Wie beispielsweise die von Dominik Stukator, „der eine richtig tolle Saison spielt“, oder die Leistungen von Jan Trampe. „Oder Spieler die aus der zweiten Mannschaft hochgekommen sind, wie Kaspar Gorzelany und Dominik Roes. Die sind so stark geworden. Das zeigt mir, dass sich regelmäßiges Training doch bezahlt macht“, resümiert Quante, für den jetzt nach eineinhalb Jahren die Zeit als Coach beim BV Rentfort beendet ist.
Rückkehr nicht ausgeschlossen
Ob es auch ein dauerhafter Abschied vom Verein ist, scheint indes noch nicht festzustehen. Eine Rückkehr in anderer Position will Quante nicht ausschließen.
Das Training übernimmt derweil Co-Trainer Daniel Thiele, der wie Abteilungsleiter Christian van Doorn, von der Entscheidung Quantes überrascht worden sein dürfte. „Wir wussten, dass Karsten mit der Trainingsbeteiligung in den vergangenen Wochen nicht zufrieden war und wir wissen auch, dass er ein sehr ambitionierter Trainer ist. Der Rücktritt kam für uns aber trotzdem ziemlich überraschend“, sagt van Doorn, der sich in den kommenden Tagen mit Mannschaft und Vorstand zusammensetzen will.
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„Wir müssen jetzt natürlich überlegen, wie es weitergeht. Daniel übernimmt jetzt erstmal das Training, aber er ist beruflich und familiär stark eingespannt“, so van Doorn, der besonders in Betracht der Tabellensituation nicht mit Quantes Schritt gerechnet hat. „Wir spielen eine starke Hinrunde. Ich sehe eine engagierte Mannschaft auf dem Platz, die gute Leistungen abliefert“, betont van Doorn und ergänzt: „Natürlich muss man berücksichtigen, dass Fußball ein Hobby für die Jungs ist. Sie werden nicht bezahlt. Das ist unsere Vereins-Philosophie.“
Verständnis hat der BVR-Abteilungsleiter für Ex-Coach Quante aber trotzdem und betont: „Es hat dann an dieser Stelle einfach nicht zusammengepasst. Aber kein Vorwurf an den Trainer.“