Posen. Bei den Europameisterschaften in Posen zeigen Essener Kanuten eine überzeugende Leistung. Erfolgreiche Standortbestimmung auf den Weg nach Tokio.

Besser hätte es für die Rennkanuten der KG Essen kaum laufen können. Bei den Europameisterschaften im polnischen Posen trumpften sie mit ihren Verbandspartnern groß auf und holten zweimal Gold und einmal Bronze.

Ursprünglich war diese EM in Duisburg geplant, nach der coronabedingten Absage war dann kurzfristig der polnische Verband eingesprungen. Und die Reise nach Posen sollte sich für die Essener Asse mehr als lohnen, obwohl die deutsche Kanu-Flotte nahezu aus dem Training heraus in diese kontinentale Meisterschaften ging.

Essener mit großem Anteil an deutscher Medaillenausbeute

Einen erheblichen Beitrag an der Medaillenausbeute des DKV von insgesamt drei Titeln, drei Vizemeisterschaften und zwei Bronzemedaillen hatten Max Hoff und Max Rendschmidt von der KG Essen. Sie fuhren beide mit ihren Booten auf Rang eins, zudem gewann Hoff einmal Bronze.

Für den ersten Titelgewinn aus deutscher Sicht hatte der 500 Meter-Vierer mit Max Rendschmidt als Schlagmann sowie Ronald Rauhe (Potsdam), Tom Liebscher (Dresden) und Max Lemke (Potsdam) gesorgt.

Beim Weltcup in Szeged/Ungarn vor drei Wochen hatte sich das Flaggschiff des Verbandes noch mit Platz zwei begnügen müssen, nun siegte das Quartett mit über 1,5 Sekunden Vorsprung vor der Slowakei und Russland. Auch wenn die großen Konkurrenten aus Spanien nicht mit der ersten Mannschaft am Start waren, eine gelungene Generalprobe für Olympia war es allemal.

Rendschmidt gut gelaunt nach erfolgreichem Auftritt

Schon gut in Schwung: Schlagmann Max Rendschmidt von der KG Essen mit Ronlad Rauhe, Tom Liebscher und Max Lemke im 500 Meter-Vierer.
Schon gut in Schwung: Schlagmann Max Rendschmidt von der KG Essen mit Ronlad Rauhe, Tom Liebscher und Max Lemke im 500 Meter-Vierer. © Unbekannt | Ute Freise

Entsprechend gut war Max Rendschmidt gelaunt: „Wir sind echt zufrieden und haben uns gegenüber dem Weltcup auf jeden Fall gesteigert und Zeit gut gemacht. Das ist das, was wir wollten. Und wir haben nun auch endlich unseren ersten EM-Titel im 500 Meter-Vierer gewonnen, nachdem wir in den Jahren zuvor immer Zweite waren.“

Natürlich bedauerte die Vierer-Crew, dass die Spanier nicht in Top-Besetzung angereist waren. „Da hätten wir gerne gesehen, ob es für uns schon gereicht hätte, näher heranzukommen und vielleicht vorbei zu ziehen nach der Niederlage von Szeged.“ Aber einig war sich die deutsche Crew, dass dieses EM-Finale auf jeden Fall ein weiterer Schritt nach vorne war. „Aber Baustellen haben wir noch, und das ist auch gut so. Wir gehen nun hochmotiviert in die weitere Olympiavorbereitung.

Plan geht mit Gewinn der Bronzemedaille auf

Der Sonntag lief ganz im Zeichen von Max Hoff und seinem Potsdamer Partner Jacob Schopf. Zunächst stand für das Duo am frühen Morgen das EM-Finale über 500 Meter an, für das sie sich mit einem Vorlaufsieg qualifiziert hatten. Der Start auf dieser nicht-olympischen Distanz sollte auch dazu dienen, weitere Starts zu üben und Wettkampferfahrung zu sammeln.

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Der Plan ging voll auf, denn die beiden 1000 Meter-Spezialisten konnten auch auf halber Strecke überzeugen und sich die Bronzemedaille sichern. „Nachdem der Vorlauf schon besser war als gedacht, haben wir tatsächlich damit geliebäugelt, irgendwie mitfahren zu können“, erklärte Hoff. „Dass wir dann aber auch die Spezialisten hinter uns gelassen haben, ist natürlich super.“

Auf der Langstrecke fehlen Max Hoff die Körner

Nur zwei Stunden später stand für Hoff/Schopf deren Hauptstrecke über 1000 Meter auf dem Programm. „Da hatten wir gar keine Zeit, nervös zu sein“, blickte ein entspannter Max Hoff zurück. Das Finale über den olympischen Kilometer lief ganz nach dem Geschmack des Essen-Potsdamer Duos. „Wie geplant konnten wir im Feld mitfahren, unsere Struktur umsetzen und hinten raus noch einmal zulegen. Das Rennen ist richtig gut aufgegangen, es lief super“, so Hoff.

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Die Boote aus der Slowakei und Litauen lagen schon über 1,7 bzw. 2,3 Sekunden hinter dem deutschen Paradeboot. Da konnte es Hoff locker verschmerzen, dass es auf der abschließenden Langstrecke im 5000 Meter-Einer auf Rang sechs nicht für eine Medaille reichte: „Kein anderer im Feld hatte schon zwei Finals in den Knochen, und bei mir war wohl die Luft raus. Nun können wir in Ruhe in die weitere Olympia-Vorbereitung gehen. Wir haben gezeigt, was in uns steckt.“

Caroline Arft ist zufrieden mit Final-Teilnahme

Zufrieden mit sich war auch Caroline Arft. Sie war im 500 Meter-Einer ins Rennen gegangen und erreichte das A-Finale, in dem sie Achte wurde. „Ich bin sehr zufrieden, dass ich auf der olympischen Strecke unter die europäischen Top Acht gekommen bin. Ich konnte viel Erfahrung sammeln, was mir in den nächsten Wochen zur Vorbereitung auf Tokio definitiv weiterhelfen wird“.

Zuhause in Essen hatte natürlich auch KGE-Herren-Trainer Robert Berger den EM-Verlauf verfolgt. „Es war auf jeden Fall ein gutes und erfolgreiches EM-Wochenende“, lautete dessen Fazit. „Auch wenn mit dem ersten spanischen Vierer bei Olympia noch ein sehr starker Konkurrent hinzukommt, hat unser Vierer mit Max Rendschmidt eine starke Ansage gemacht. Auch Max Hoff und Jacob Schopf haben überzeugt. Dass sie zwei solche Rennen innerhalb von nur zwei Stunden gefahren sind, spricht für eine sehr, sehr gute Grundlage. Das war einfach stark.“