Mülheim. Der Mülheimer FC gewinnt das Derby gegen den VfB Speldorf verdient. Nach furioser Anfangsphase, drohte das Spiel aber kurz zu kippen.
Mit einigen Sorgen ging der VfB Speldorf in das Landesliga-Derby gegen den Spitzenreiter, den Mülheimer FC. Nach gerade einmal fünf Minuten kam zu dem Personalpuzzle die Hypothek des 0:1-Rückstandes hinzu. Der MFC hatte bereits vor Anpfiff für eine dem Tabellenführer angemessene Aktion gesorgt, als er Ibrahim Kücükarslan, der sich die Nase gebrochen hat, mit einem Spruchband Genesungswünsche schickte.
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Auch auf dem Feld machten die Hausherren einen starken Eindruck, übernahmen zunächst das Kommando. 30 Meter vor dem Tor erkämpfte sich Sandro Garcia Melian den Ball gegen gleich zwei Speldorfer, konnte ungestört bis zum Strafraumrand laufen und setzte die Kugel von dort mit starker Präzision rechts zur 1:0-Führung ins Netz.
VfB Speldorf hat Mühe, das variable Offensivspiel des Mülheimer FC zu verteidigen
Der VfB ließ sich davon aber nicht beeindrucken. Im Gegenteil, es schien eine Art Wachruf für die Gäste zu sein, die sich durch Maximilian Fritzsche (10. Minute) und Ahmet Can Simsek (12.) offensiv anmeldeten. Ihre Versuche zischten jeweils knapp über das Tor. Der MFC bewies indes ein variables Offensivspiel, wechselte clever zwischen Dribblings und Kurzpassspiel hin und her, streute aber auch immer wieder lange Bälle mit ein.
Nach einem solchen, sprangen die Fans auf der gut gefüllten Tribüne im Ruhrstadion auch zum zweiten Mal auf, nachdem Obinna Bryan Asagwara bereits am Speldorfer Torhüter Martin Hauffe vorbei war, dann aber im Zweikampf zu Fall kam. Eine Berührung am Fuß war definitiv vorhanden, Schiedsrichter Ömer Faruk Yildirim war diese jedoch zu leicht, er entschied nicht auf Strafstoß, wie auch kurze Zeit später, als sich Speldorfs Lars Gronemann selbst an die Hand schoss. Schnell war von Schiebung auf der Tribüne die Rede. Schnell war von Schiebung auf der Tribüne die Rede und auch MFC-Trainer Hakan Katircioglu sprach nach der Partie von einem klaren Foul an Asagwara.
Der VfB Speldorf verteidigt gut, es fehlt nur Entlastung nach vorne
Die Mannschaft des Tabellenführers ließ sich von den Entscheidungen jedoch nicht negativ emotionalisieren, sondern bestimmte weiterhin die Partie.
Asagwara agierte als Anspielstation in der Sturmspitze. Mit seiner Größe und seiner Technik verarbeitete er die Pässe stark, und setzte dann die nachrückenden Spieler in Szene. Von rechts und von links flogen die Bälle immer wieder auf den langen Pfosten der Speldorfer, teils agierte der MFC mit vier Akteuren auf der letzten Linie und fand so die Lücken in der Fünferkette des VfB.
Aber: die Hintermannschaft Speldorfs machte es gut. Was fehlte, war die Entlastung nach vorne. Zu selten konnten Mehmet-Ali Cengiz, Athanasios Tsourakis und Fritzsche im Zentrum oder die Außenverteidiger Nico Piepenbeier und Silas Skuppin den Doppelsturm um Ercan Aydogmus und Ahmed Simsek in Szene setzen, weshalb die beiden Stürmer eine kalte erste Hälfte verspürten – bis zur 41. Minute.
Aydogmus holte sich den Ball fast an der Mittellinie ab, drehte auf und lief ein paar Meter, ehe er Tsourakis bediente. Der schloss rechts im Strafraum zwar relativ kraftlos ab, überwand Ajada Djamal Ehlert im MFC-Tor aber dennoch: Völlig aus dem Nichts der schmeichelhafte Ausgleich zum 1:1-Pausenstand.
„Unser Konzept war, möglichst wenige Fehler zu machen und Speldorf unter Druck zu setzen, weil wir wussten, dass sie hinten zu knacken sind. Das haben wir die ersten 15 Minuten auch wunderbar gemacht. Aber wir haben wieder einen Gang runtergeschaltet“, so Katircioglu.
Der Mülheimer FC scheint, die Geduld zu verlieren
Was ein Gegentor im Fußball bedeuten kann, zeigte sich dann in der zweiten Hälfte. Nach und nach kippte die Partie in Richtung des VfB, der die Reihen defensiv besser schloss und sich an den kleinen Aktionen, wie gewonnene Zweikämpfe an den Auslinien, immer mehr aufrichtete.
Beim MFC machte sich indes ein Frust breit, ob der nun ausbleibenden, herausgespielten Chancen. Die Hausherren konnten überhaupt nicht mehr an der starken Anfangsphase anknüpfen, mussten sich umstellen und hatten damit ihre Mühe.
Es war ein Kampf gegen die eigene Ungeduld, die der MFC in der 75. Minute gewann. Eine der vielen Flanken brachte Linksverteidiger Jesaja Tochi Kenechu Maluze schon 20 Meter hinter der Mittellinie mit viel Schnitt einmal mehr an den langen Pfosten, wo Anil Yildirim sich davongestohlen hatte und per Kopf ins kurze Eck die erneute Führung für die 97er erzielte. Es sollte auch der Endstand bleiben, dem VfB fiel nichts mehr ein.
Platzverweis am Ende der Partie
Dafür gab es aber noch einen Platzverweis: Anil Yildirim zog Speldorfs Hendrik Willing sekundenlang am Trikot, spielte ganz klar taktisches Foul. Willing ließ sich aber zu einem kleinen Tritt hinreißen, aus dem Yildirim sehr viel machte. Das Schiedsrichtergespann entschied auf gelb für Yildirim und rot für Willing.
„In der zweiten Hälfte wollten wir ein Feuerwerk abfackeln. Dazu ist es aber nicht gekommen, weil Speldorf es gut gemacht hat. Wenn man aber die ganzen 90 Minuten sieht, haben wir verdient gewonnen“, so Katircioglu nach Abpfiff.
Speldorfs Trainer Julien Schneider war freilich bedient: „Wir bekommen wieder ein frühes Gegentor. Wir wollten eigentlich, dass es länger Unentschieden steht und wir dann kontern. Und dann haben wir gar keine personellen Reserven mehr. Daraus haben wir eigentlich viel gemacht. Die Jungs haben sich reingehauen, die Bereitschaft und die richtige Einstellung waren da“, so Schneider, der sich über das Zustandekommen des zweiten Gegentores ärgerte, stand sein Team doch geschlossen hinter dem Ball. Den Blick richtet er dennoch nach vorne. Schneider: „Wir müssen gucken, dass wir Punkt für Punkt sammeln und nicht unten reinrutschen. Das ist jetzt einfach die Aufgabe.“
Mülheimer FC - VfB Speldorf 2:1 (1:1)
Tore: 1:0 Melian (6.), 1:1 Tsourakis (41.); 2:1 Yildirim (74.)
MFC: Ehlert - Ergin, Karabudak (81. Ömür), Yaris, Maluze (86. Zuberovski) - Ihnacho, Nawzad (65. Aldemir) - Demirdere (64. Isik), Melian - Asagwara (73. Sahebzada), Yildirim
VfB: Hauffe – Skuppin (64. Willing), Duljaj, Mühlenfeld, Gronemann (88. Pasky), Piepenbreier - Tsourakis (69. Timm), Cengiz (79. Heckhoff), Fritzsche, Simsek (69. Yussif), Aydogmus
Bes. Vorkommnisse: Rot für Willing (VfB/92. Minute)