Bochum. Der VfL Bochum hat wieder eine zweite Mannschaft. Sie soll in erster Linie zur Verbesserung des Klimas auf der Geschäftsstelle beitragen.
Sonntag, 17 Uhr, Nachwuchsleistungszentrum des VfL Bochum an der Hiltroper Straße. Zwei Teams wärmen sich auf. Aus der Entfernung und nur mit einem kurzen Blick könnten da auch die Profis des VfL Bochum aktiv sein. Zumindest absolvieren die Menschen, die sich da in den VfL-Trikots über den Kunstrasenplatz bewegen, exakt das gleiche Aufwärmprogramm wie die Profis.
Sie spielen fünf gegen fünf plus zwei, schlagen dann Flanken von den Seiten auf zwei in den Strafraum laufende Spieler. Etwas genauer hingeschaut wird schnell klar: da ist zwar VfL Bochum drin, wo VfL Bochum drauf steht – aber es ist nicht die erste Mannschaft. Der Bundesligist hat wieder eine weitere Mannschaft. Sie spielt Kreisliga C. Tief im Westen.
Zweite Mannschaft 2015 abgemeldet
Es ist die Betriebssportmannschaft des VfL Bochum, nicht die zweite Mannschaft. Darauf legt der Verein großen Wert. An diesem Sonntag, dem ersten im September, geht es also für die Betriebssportmannschaft, am zweiten Spieltag gegen die SG Wattenscheid 09 II. Da werden Erinnerungen wach an Spiele in der Regionalliga und Oberliga zwischen dem VfL und der SG. 2015 wurde die zweite Mannschaft des VfL abgemeldet. Aus Kostengründen hieß es. 1,5 Millionen Euro sparte der VfL nach eigener Aussage pro Saison ein.
Sie spielte da in der Regionalliga gegen den 1. FC Köln II, Fortuna Düsseldorf II oder Rot-Weiss Essen und Alemannia Aachen. Trainer der Bochumer waren im Verlauf der letzten Saison Thomas Reis und Dimitrios Grammozis. Jetzt heißen die Gegner SW Eppendorf III, RW Leithe III oder eben SG Wattenscheid 09 II. Das ist aber auch egal. Ziel der Betriebssportmannschaft ist nicht der Aufstieg, sondern ein noch besseres Klima auf der Geschäftsstelle.
„Wir haben nicht den Anspruch oder die Idee, dass wir jetzt die Kreisliga C rocken“, sagt Dirk Michalowski. Er ist hauptamtlicher Fan-Beauftragter beim VfL. „Die Mannschaft ist entstanden, weil die Mitarbeiterschaft des VfL Bochum immer mehr angewachsen ist und einige davon auch selbst gerne Fußball spielen.“
„Wir wollen Fußball spielen, Spaß haben und wenn wir dann auch noch erfolgreich spielen, wird es umso schöner“
Er habe dann auch sofort gesagt, dass er dabei sei. „Ich bin Betreuer, beziehungsweise Mannschaftsverantwortlicher. Wir wollen mit diesem Team, dem gemeinsamen Training und den Spielen das Gemeinschaftsgefühl stärken. Es tut dem Miteinander auf der Geschäftsstelle gut. Wir wollen Fußball spielen, Spaß haben und wenn wir dann auch noch erfolgreich spielen, wird es umso schöner.“
Das klappt bislang. Das erste Spiel der Saison gewannen die Bochumer mit 14:3 gegen Hasretsport Bochum II. Am zweiten Spieltag geht es nun gegen Wattenscheid. Auch die Wattenscheider haben ihr erstes Spiel gewonnen. Mit 6:2 gewannen sie gegen RW Leithe III. VfL gegen die SG 09 ist so etwas wie das Topspiel des zweiten Spieltages.
Dass es für die Wattenscheider eine besondere Partie ist, macht Spielertrainer Mehmet Simsek kurz vor dem Anpfiff klar: „Männer, ich will Körperspannung sehen. Das ist der VfL Bochum. Ihr müsst brennen.“ Die Wattenscheider Brennkraft aber wird an diesem Tag nicht reichen.
Letztes Pflichtspiel zwischen dem VfL II und Wattenscheid 09 am 2. April 2015
Zuletzt gab es ein Pflichtspiel zwischen dem VfL II und Wattenscheid 09 am 2. April 2015. Bochum gewann mit 2:0. 1900 Zuschauer sahen das Spiel in der Wattenscheider Lohrheide. An diesem Sonntag sind es handgezählte 40 Fans, die sich dieses Sommertheater ansehen.
Sie bekommen ein Spiel zu sehen, in dem der VfL schnell durch Serge Enoh in Führung geht. Bereits nach drei Minuten heißt es 1:0. Beide Teams gehen danach in der Verwaltungsmodus. Wattenscheid will weitere schnelle Gegentore vermeiden, Bochum führt. Es ist warm, das Spiel findet gefühlt oft auf der Schattenseite des Platzes statt.
Mit dem 2:0 durch Oliver Diefenbach nach 20 Minuten ist das Derby sportlich durch. Andreas Kluy trifft in der Nachspielzeit noch zum 3:0. Es ist ein Ergebnis, mit dem alle leben können. Die Wattenscheider, weil sie gegen den „großen VfL“ nicht zu hoch verloren haben. Die Bochumer, weil sie ihrer Favoritenrolle, die sie gar nicht haben wollen, aber immer bekommen werden, gerecht geworden sind und gewonnen haben.
Für die Kreisliga überqualifiziert
Die Verteilung der Rolle aber ist trotz aller Zurückhaltung durchaus begründet. Die zweite Mannschaft des VfL ist nicht nur in aller bester Bestbesetzung für die Kreisliga C überqualifiziert. Andreas Kluy, Michael Jost und Nico Luft oder auch Marc-Andre Kruska, der Co-Trainer der U19, haben deutlich höher gespielt: Kluy und Luft in der Oberliga, Jost Regionalliga, Kruska sogar Bundesliga.
„Theoretisch“, sagt Michalowski, „hätten wir sogar die Möglichkeit, unsere Mannschaft mit Sebastian Schindzielorz zu verstärken, für den eine Spielberechtigung vorliegt.“ Der Geschäftsführer Sport wäre dann natürlich der Akteur, der am erfolgreichsten gespielt hat.
Auch so sind bereits etliche Abteilungen vertreten. Kluy, Jost und Luft arbeiten beispielsweise in der Vermarktung. Jan Aben und Marvin Renner sind in der Medienabteilung aktiv. Kicken können sie, sie mussten nur in der zweiten Mannschaft versammelt werden. „Wenn die Spieler frei waren, also zuletzt nirgendwo gespielt hatten, war es einfach“, sagte Michalowski. „Bei einigen Spielern mussten wir uns mit dem aktuellen Verein in Verbindung setzen.“
Hätten die Bochumer es drauf angelegt, eine möglichst starke, Siege liefernde Mannschaft auf die Beine zu stellen, hätten sie weitere Mitarbeiter, die bei anderen Vereinen und auch höher spielen, ansprechen können. Genau das aber passierte nicht.
„Wir haben absolutes Verständnis dafür, wenn sich jemand dafür entschieden hat, weiterhin für seinen bisherigen Verein zu spielen“, sagte Michalowski. „Andi Pahl, der Zeugwart der Profis, zum Beispiel. Er ist schon lange bei Ehrenfeld aktiv.“ Er spielt dort mit dem ehemaligen VfL-Profi Marcel Maltritz zusammen.
Kader mit mehr als 30 Spielern
Auch so gibt es genügend Spieler für die Betriebssportmannschaft des VfL. „Der Kader umfasst mehr als 30 Spieler“, sagte Michalowski. „Das können noch mehr werden. Jeder Mitarbeiter, der Spaß daran hat, kann mitmachen, aber es wird leider nicht jeder spielen können. Einmal in der Woche ist Training, dazu kommt das Spiel. Wir müssen schauen, wie wir den Spielbetrieb der Mannschaft am Laufen halten, wenn unsere Lizenzspielerabteilung sonntags spielt. Das ist jetzt häufiger der Fall. Wir müssen dann vielleicht Spiele verlegen.“
Am kommenden Wochenende passiert das schon. Der VfL erwartet um 17.30 Uhr Hertha Berlin. Für das Spiel der Betriebssportmannschaft bei der DJK Viktoria Bochum III, das um 11 Uhr angepfiffen werden sollte, muss es daher bereits einen anderen Termin geben.