Essen. Essener Erstliga-Handballer empfangen am Sonntag den amtierenden Meister THW Kiel. Gastgeber wollen den hohen Favoriten zumindest etwas ärgern.

Gegen drei Uhr in der Nacht zum Freitag kehrte der Tusem-Tross aus dem Süden zurück - müde, abgekämpft und enttäuscht. Die Essener hatten mit der Niederlage bei Balingen-Weilstetten (28:31) wieder einmal eine Chance verpasst, im Abstiegskampf zu punkten. Mit Blick auf die anstehende Aufgabe dürfte sich die Motivation wieder ganz von allein einstellen, denn am Sonntag kommt der Rekordmeister THW Kiel nach Essen (16 Uhr, „Am Hallo“).

„Nach solchen Niederlagen schläft man nicht gut. Aber ich bin definitiv nicht mit schlechter Laune wachgeworden“, sagt Lucas Firnhaber. Der Rückraumspieler des Tusem ärgerte sich dennoch über die Pleite bei einem direkten Konkurrenten. „Aber zurückschauen bringt ja nichts“, meint der Linkshänder und macht es dennoch: „Wir waren nicht mutig genug und haben dem Druck nicht standhalten können.“

Tusem Essen muss Auswärtspleite abhaken

Damit muss dieses Spiel nun auch abgehakt sein, der Fokus richtet sich auf ein Heimspiel-Erlebnis, das der Tusem schon seit neun Jahren nicht mehr hatte. THW Kiel, Champions-League-Sieger 2020, macht auf seinem Weg in Richtung Meisterschaft Halt in Essen-Stoppenberg und will sicherlich nicht über den Abstiegskandidaten stolpern.

„Das ist für jeden Spieler etwas ganz Besonderes. Kiel ist die wohl beste Mannschaft der Welt und solche Spiele machen jedem von uns Spaß. Ich habe richtig Bock auf Sonntag“, zeigt sich Lucas Firnhaber schon wieder erholt.

Die Abwehr von Tusem Essen, hier Malte Seidel und Justin Müller, muss wie gegen Flensburg funktionieren, sonst dürfte die Partie gegen Kiel böse enden.
Die Abwehr von Tusem Essen, hier Malte Seidel und Justin Müller, muss wie gegen Flensburg funktionieren, sonst dürfte die Partie gegen Kiel böse enden. © Unbekannt | Michael Gohl

Der 24-Jährige hat lange in Kiel gelebt und sich dort zum Profi-Handballer entwickelt. In der Jugend des THW ausgebildet, trainierte er danach mit den Profis zusammen und konnte dort einige Entwicklungsschritte machen. „Ich fand beeindruckend, welche Erfahrung die Jungs hatten und auch, wie sie im Spiel Entscheidungen treffen und was für eine unglaubliche Siegermentalität sie haben“, schwärmt Firnhaber.

Lucas Firnhaber muss noch dazulernen

Einiges davon hat sich der Rückraumspieler schon abgeschaut, in anderen Dingen muss er sicher noch lernen – das haben die bisherigen Spiele in der 1. Liga gezeigt: „Ich kann sicherlich noch bei meiner Wurfauswahl etwas dazulernen und in der Abwehr will und werde ich mich noch verbessern.“

Zu seinen ehemaligen Kollegen im Norden hat Firnhaber nur noch sporadisch Kontakt, freut sich dennoch auf das Wiedersehen: „Das sind alles extrem nette und coole Typen. Trotzdem wollen wir sie natürlich ärgern und ihnen im besten Fall die Meisterschaft versauen“, sagt Firnhaber mit einem Augenzwinkern.

Realistisch betrachtet wird dieses Vorhaben wohl ein Traum bleiben, denn die Norddeutschen kommen mit allem, was der Welthandball zu bieten hat: angefangen bei Trainer Filip Jicha, über die deutschen Nationalspieler wie Patrick Wienczek, bis hin zu Weltmeister Niklas Landin – der THW ist schier unschlagbar.

Duell Essen gegen Kiel hat eine große Tradition

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„Wenn Kiel eine normale Leistung zeigt, dann werden wir kaum Chancen haben. Aber wir haben nichts zu verlieren und spielen gegen die Guten am besten“, gibt sich Lucas Firnhaber selbstbewusst. Die Partie gegen Flensburg (28:29), in der Qualität mit THW vergleichbar, hat es gezeigt.

Tusem gegen Kiel – das hat eine lange Tradition. Die ewigen Duelle der 80er und 90er Jahre sind bei den Fans beider Vereine zum Teil immer noch in den Köpfen. Mittlerweile trennen beide Klubs allerdings fast schon Welten und 17 Tabellenplätze.

Der letzte Sieg des Tusem gegen den THW liegt auch schon 18 Jahre zurück. Dass die Essener jedoch solch große Mannschaften ärgern können, haben sie jüngst gegen Flensburg bewiesen. Ein Auftritt, der Mut geben dürfte. Und wenn es nach dem Ex-Kieler Lucas Firnhaber geht, dann lebt die Hoffnung auf ein erfolgreiches Spiel und den Klassenerhalt weiter: „Jeder von uns brennt bis zum Ende und will Gas geben. Das zeichnet unsere Mannschaft aus.“

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