Balingen. Ein extrem wichtiges Duell im Abstiegskampf – und dann so eine Leistung. Nach dem 28:31 in Balingen wird die Hoffnung für Tusem Essen kleiner.

Auf der Kellertreppe der Handball-Bundesliga hat der Tusem Essen einen großen Schritt nach unten gemacht. Ausgerechnet beim direkten Konkurrenten im Abstiegskampf unterlag die Mannschaft von Trainer Jamal Naji auf bittere Weise, musste sich HBW Balingen-Weilstetten mit 28:31 (10:12) geschlagen geben.

Der Tusem musste erneut auf Torwart Lukas Diedrich verzichten. Wie schon gegen Flensburg fehlte der 21-Jährige wegen Adduktorenproblemen. Und Diedrich hätte den Essenern wohl gutgetan, denn in der ersten Halbzeit hatten Sebastian Bliß und Vertreter Arne Fuchs Probleme ihre Hände an den Ball zu bekommen. Magere drei Paraden konnte das Gespann für sich verzeichnen.

Generell hatten die Gäste aus dem Ruhrgebiet große Probleme in das Spiel zu finden. Die Abwehr verteidigte ungewohnt luftig, ließ Balingen immer wieder durchstechen. Unter anderem war es Vladan Lipovina mit gefährlichen Aktionen, vor dem Tusem-Trainer Jamal Naji im Vorfeld gewarnt hatte. Zudem brach auch Lukas Saueressig immer wieder durch, den Rückraumspieler bekamen die Essener nicht zu packen.

Tusem lässt vieles vermissen: Keine Entschlossenheit und Durchschlagskraft

Balingen wirkte viel entschlossener und mental stärker. Die Gäste wirkten teilweise nervös und unkonzentriert, erlaubten sich immer wieder leichte Abspielfehler und ungenaue Abschlüsse. Jeder Treffer war hart erarbeitet, das gefürchtete Tempospiel ließen die Hausherren nicht zu.

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Trainer Naji nahm schon früh eine Auszeit und versuchte dies zu korrigieren, doch die Handbremse blieb angezogen. Dass es zur Pause nur mit zwei Treffern Rückstand in die Kabine ging, war einzig den vergebenen Chancen der Balinger zu verdanken. Denn auch sie ließen einige Möglichkeiten liegen und hätten den Zwischenstand ohne große Mühe deutlicher gestalten können.

Für ein so wichtiges Duell im Abstiegskampf ließ der Tusem Entschlossenheit und Durchschlagskraft vermissen. Das, was er zuvor beim starken Auftritt gegen Flensburg so überzeugend auf die Platte brachte. Somit war klar, dass in der zweiten Halbzeit eine deutliche Steigerung hermusste.

Aufholjagd ist nur Ergebniskosmetik – Niederlage klar verdient

Doch diese blieb aus. Stattdessen drückte Balingen weiter auf die Tube und erspielte sich das Glück des Tüchtigen. Die „Gallier“, wie sie sich nennen, verteidigten stark und hatten im Angriff immer eine Idee parat. Unter anderem durfte Tim Nothdurft auf Linksaußen zu oft zu frei auf und in das Essener Tor werfen. Die Baden-Württemberger ließen sich zu keinem Zeitpunkt aus dem Spiel bringen, stahlen dem Tusem immer wieder Bälle und waren an diesem Abend nicht zu stoppen.

Zwar gab sich das Team von der Margarethenhöhe nicht auf, doch die kleine Aufholjagd am Ende war nicht mehr als Ergebniskosmetik. „Balingen hat absolut verdient gewonnen“, musste Essens Trainer Jamal Naji nach der Niederlage im Interview mit „Sky“ anerkennen und bemängelte die Pass-Qualität und die sehr hohe Anzahl an technischen Fehlern bei seiner Mannschaft.

Am Sonntag geht es für Tusem gegen den THW Kiel weiter

Es war ein Abend, der schnell aus den Köpfen gelöscht werden muss, um noch eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben.

Die Spiele werden weniger, der Rückstand immer größer. Auf Balingen sind es nun schon sechs Zähler. „Dann holen wir die Punkte eben am Sonntag gegen Kiel“, sagte Naji und konnte sich das Schmunzeln nicht verkneifen.

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