Essen. Essener müssten schon beim Rekordmeister punkten, um theoretische Chance auf Klassenerhalt zu haben. Aber vielleicht hilft selbst das nicht mehr.
Der Terminplan in der 1. Handball-Bundesliga ist gnadenlos. Nach der 26:31-Heimniederlage am vorigen Donnerstag gegen den Tabellenvierten SC Magdeburg geht es für Tusem Essen schon an diesem Sonntag weiter im Punktekampf. Und einfacher wird es beileibe nicht für den Abstiegskandidaten von der Margarethenhöhe.
Es ist allerdings in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderes Spiel für die Essener Handballer. Die Partie beim THW Kiel (So., 16 Uhr, Wunderino Arena) ist ein Traditionsduell, ein Kräftemessen mit dem amtierenden Deutschen Meister, ein sportlicher Höhepunkt für jeden Aufsteiger. Aber in diesem Fall dürfte es wohl auch ein ganz bitterer Tag für den Tusem werden. Denn sollte Essen nicht punkten, ist der direkte Abstieg in die zweite Liga besiegelt.
Tusem Essen hat es nicht mehr selbst in der Hand
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„Ich habe seit zwei Monaten nicht mehr auf die Tabelle geschaut. Es wäre auch kontraproduktiv, denn da würden wir uns Gedanken um Dinge machen, die wir selbst nicht mehr beeinflussen können“, sagt Tusem-Trainer Jamal Naji ganz pragmatisch. Wohl auch zum Selbstschutz, denn der Tabellenvorletzte hat nur noch rein rechnerisch Chancen auf den Klassenerhalt.
Und die Rechnung ist recht einfach: Aktuell fehlen den Essenern elf Punkte zum rettenden Ufer, zwölf können sie bis zum Saisonende noch holen. Sollte in Kiel nichts herausspringen, wären logischerweise dann nur noch zehn Zähler zu erbeuten und der Rückstand somit uneinholbar.
Es könnte sogar sein, dass der Tusem bereits vor dem Anwurf in Kiel offiziell abgestiegen ist. Denn schon um 13.30 Uhr spielt Balingen im Kellerduell gegen die Eulen Ludwigshafen. Bei einem Sieg der Balinger wären es für die Essener sogar 13 Punkte, die sie noch aufholen müssten. Schon jetzt unmöglich.
Gegen Spitzenreiter droht Essenern eine Lehrstunde
Dennoch freut sich der Traditionsklub aus dem Ruhrgebiet auf das Spiel in Kiel. Der Klassenerhalt wäre ohnehin eher ein Bonus in dieser Saison gewesen; vielmehr gilt es nun, Schwung für die zweite Liga zu holen und weiterhin wertvolle Erfahrung zu sammeln. Da ist so ein Spiel beim Rekordmeister und Spitzenreiter wohl eine weitere gute Lehrstunde. „Das hat schon was von einem Mythos. Wir spielen bei einer der besten Mannschaften der Welt, in einer der größten Hallen der Liga. Dafür muss uns keiner extra motivieren“, betont Jamal Naji.
Bei der 27:31-Niederlage im Hinspiel hielt seine Mannschaft lange gut mit, verpasste am Ende jedoch wieder die große Überraschung. Das täglich grüßende Murmeltier, denn auch zuletzt bei der Niederlage gegen Magdeburg war die Chance auf den Sieg gegeben. „Wir haben in Summe ein sehr gutes Spiel gemacht. Aber das Einzige, was aktuell zwischen uns und dem Erfolg steht, ist unsere Torwurfquote bei den freien Bällen“, stellt der Trainer fest.
Erfrischende Spielweise bringt viel Lob ein
Zu viele Chancen blieben auf der Strecke, was so gut wie immer bestraft wird – egal ob in der ersten oder zweiten Liga. „Dadurch bringen wir uns jedes Mal um den verdienten Lohn. Wir müssen uns in diesem Feld zwingend entwickeln“, fordert Naji - auch mit Blick auf die kommende Spielzeit.
Dies gilt es nun auch in Kiel umzusetzen. Jeder Fehler wird gegen so eine Mannschaft mit dieser Klasse im Prinzip doppelt bestraft. Sander Sagosen, Miha Zarabec, Domagoj Duvniak und Co. sind recht ungnädig, wie die letzten Jahre zeigten. Und im Rennen um die Meisterschaft dürften die Norddeutschen sicher kein Interesse daran haben, Geschenke zu verteilen.
Doch was den Aufsteiger aus Essen gerade in solchen Spielen immer wieder auszeichnete und ihm viele Komplimente brachte, ist die erfrischende Spielweise. Je größer der Gegner, desto weniger Respekt brachten sie ihm entgegen. So hatte auch Magdeburg lange sehr zu kämpfen, ehe es am Ende doch noch reichte.
Auch im Hinspiel gegen Kiel bewies der Tusem, dass er mithalten kann. Nun gilt es, mehr als nur mitzuhalten. Auch wenn es vielleicht nicht mehr zum Klassenerhalt reichen sollte, über eine Sensation würde man sicher noch lange sprechen.
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