Dortmund. Laufen gehört zu den günstigsten Sportarten. Einzig am Schuhwerk sollte niemand sparen. Wir verraten, wie Sie die passenden Laufschuhe finden.
Zugegeben: Ich habe einen Schuhtick. Ich könnte ständig Schuhe kaufen, egal, ob elegant, sportlich oder rustikal - oder eben Laufschuhe. Doch während bei Alltagsschuhen neben der Bequemlichkeit das Aussehen der entscheidende Faktor ist, sollten bei der Anschaffung von Laufschuhen ästhetische Überlegungen eine eher untergeordnete Rolle spielen.
Doch wie soll sich ein Laufanfänger unter den zig oder gar Hunderten Modellen zurechtfinden? Welcher Hersteller ist der beste? Welche Sohle sollten Schuhe haben? Mit viel Dämpfung? Mit wenig Sprengung? Wie so oft im Leben, gibt es auch hier keine einfache Antwort. Vor dem Laufschuhkauf sollte immer eine ausgiebige Beratung im Fachgeschäft stehen.
Ich habe die Dortmunder Filiale einer angesehenen Kette aufgesucht und mich vom dortigen Inhaber Volker Hartmann ausgiebig beraten lassen.
Schritt 1: Zeigt her eure Schuhe
Wer schon Laufschuhe besitzt, sollte unbedingt seine aktuellen Schuhe mit ins Geschäft nehmen. Fachleute wie Volker Hartmann können anhand der Abnutzung der Sohle erkennen, mit welchem Laufstil man so durch die Landschaft pflügt. Auch die Innensohle wird begutachtet. Daran erkennt der Experte, wie der Fuß im Schuh steht.
Volker Hartmann bittet mich, die alten Schuhe einmal anzuziehen. Mit dem Daumen tastet er die Spitzen ab. "Der Fuß wird beim Laufen größer", erklärt er. Darum sollte vorne immer eine Daumenbreite Platz sein - Laufschuhe werden also immer in recht großen Größen gekauft.
Schritt 2: Das Laufgespräch
Es folgt ein Gespräch über das geplante Laufpensum. Steht ein Marathon an? Sind schnelle zehn Kilometer das Ziel? Laufe ich mehr über Asphalt oder eher im Wald? Es gibt unterschiedliche Schuhe für verschiedene Zwecke:
- Temposchuhe, sind Schuhe, in denen der Läufer einen ziemlich direkten Kontakt zum Boden hat, um sich mit mehr Power abdrücken zu können. Temposchuhe sind flach, weisen also eine niedrige bis gar keine Sprengung (der Höhenunterschied zwischen Absatz und Vorfuß) auf.
- Dämpfungsschuhe sind für lange Läufe auf hartem Boden geeignet. Sie sorgen dafür, dass nicht jeder Schritt auf dem Asphalt unmittelbar in die Knie schießt. Während Profis mit Temposchuhen auf Rekordjagd beim Marathon gehen, greifen Amateure, die ab drei Stunden aufwärts unterwegs sind, auf der Langstrecke lieber zu gedämpftem Schuhwerk.
- Trailschuhe sind für das Laufen im Gelände gemacht und weisen ein stärkeres Profil auf.
Ich erkläre, dass ich mit den leider durchgelaufenen Schuhen sehr zufrieden war und zwei Marathons inklusive Vorbereitung bestritten habe. Für die Vorbereitung auf den Paris-Marathon benötige ich neue Treter. Das Paar, das ich aktuell bevorzugt laufe (Adistar Boost), wird aber ab etwa 20 Kilometern unbequem. Hartmann erklärt, dass er dieses Modell auch maximal für die Halbmarathon-Distanz empfiehlt. Das beruhigt mich, weil ich nun weiß, dass die Ursache für das unbequeme Gefühl nicht in meinen Füßen, sondern in den Schuhen liegt.
Schritt 3: Ab aufs Band
Volker Hartmann verschwindet im Lager und taucht mit zwei Schuhkartons auf. Ich ziehe das erste Paar an und steige aufs Laufband. Ich habe kaum drei Schritte gemacht, da kommt von hinten: "Den Schuh bekommst du nicht!" Ohne Analyse am Monitor hat Hartmann schon gesehen, dass der Schuh zu wenig Stütze bietet. Für kurze Strecken wäre das okay, nicht aber für einen Marathon in um die vier Stunden.
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Bei Laufanfängern wird die erste Laufband-Analyse ohne Schuhe gemacht, um zu erkennen, ob der Läufer mit Pronation (der Fuß knickt gegenüber dem Sprunggelenk leicht nach innen), Supination (knickt nach außen, wie beim fiesen Umknicken) oder eben neutral läuft. "Fast 60 Prozent der Läufer bekommen neutrale Schuhe", erklärt Hartmann. Ich brauche welche mit leichter Pronationsstütze.
Schritt 4: Mit verschiedenen Schuhen aufs Band
Das nächste Paar ist dran. Wieder aufs Laufband. Von hinten filmt eine Kamera meine Füße. Nach einer halben Minute stoppt Hartmann das Band und wir schauen uns meinen Laufstil auf einem Monitor an. "Schon besser", sagt er. Blöd nur: Ich finde die Schuhe unbequem. Da hilft dann auch nicht, dass sie umwerfend gut aussehen.
Wir probieren noch weitere Modelle verschiedener Hersteller. In allen stehe ich kerzengerade, aber nur in zweien fühle ich mich auf Anhieb pudelwohl - sie stammen von meinem Lieblingshersteller. Hartmann erklärt, dass die Marke anfangs kein Kriterium beim Kauf von Schuhen sein darf. Später kristallisiere sich aber meist heraus, dass Läufer X am besten mit Schuhen von Hersteller Y klarkommt. Bei mir ist das Asics - "Es gibt Asics-Füße", sagt Hartmann. Ich kenne aber auch reihenweise Läufer, die mit der japanischen Marke überhaupt nicht klarkommen.
Schritt 5: Testen, testen, testen
Wer Schuhe im Fachgeschäft kauft, hat sich mit dem Bezahlen nicht seinem Schuhschicksal ergeben. Bis zu vier Wochen geben die Händler ihren Kunden Zeit, die neuen Schuhe zu testen und umzutauschen, wenn sie doch nicht so funktionieren wie sie es sollten. Denn eine Anprobe auf dem Laufband kann den Einsatz unter realen Bedingungen nicht simulieren, zumal die Schuhe erst eingelaufen werden müssen. "Das Material wird erst nach ungefähr 20 Kilometern weich", erklärt Hartmann.
Info: In einer vorherigen Version des Textes habe ich Pronation und Supination vertauscht und Asics von Japan nach Korea verfrachtet. Beides wurde korrigiert.