Dortmund. Selbst in der dunklen Jahreszeit gehen, laufen und rennen unentwegte Hobbysportler ihrer Leidenschaft nach. Kein Weg ist zu matschig, keine Wind zu kalt. Auch Redakteur Stefan Reinke ist vom Lauf-Virus gepackt. Hier bloggt er über Lauferlebnisse und liefert Hintergründiges rund um den Freiluftsport.

Laufen ist ein einsames Hobby. Und dennoch — oder gerade deshalb — sind Läufer im Grunde ein geselliges Völkchen. Entweder laufen sie gleich im Rudel, auch Lauftreff genannt. Oder sie streifen alleine durch ihr Laufrevier, lassen aber keine Gelegenheit aus, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Internet sei Dank, sind die Möglichkeiten unbegrenzt. Was Läufer eint, ist das Bedürfnis, übers Laufen zu sprechen. Darum gibt es dieses Blog — denn als Läufer und Journalist bin ich gleich doppelt mitteilsam.

Ich werde hier über alles schreiben, was mein Läuferleben bewegt. Über Wege, über Schuhe, Laufklamotten und -marotten sowie Arztbesuche, Physiotherapeuten und Wehwehchen. Informative Stücke rund ums Training sollen das Paket komplettieren.

Vom Nichtläufer zum Läufer: Wie alles begann

Gehen kann jeder, laufen eigentlich auch — es weiß bloß kaum jemand. Bei mir war es so, dass ich im Sportunterricht von mehreren Sportlehrern gelernt habe, dass ich nicht laufen kann. Laufen stand eigentlich nicht auf dem Lehrplan, sondern war immer Teil anderer Sportarten. Und da war es eher Rennen. Und wenn doch gelaufen werden sollte, hieß es: Wir laufen eine Runde um den Golfplatz. Das waren ungefähr drei Kilometer.

Laufen in Dortmund

Im Rombergpark ist Jana Hartmann besonders oft anzutreffen. Schnelle Läufe über verschieden Distanzen absolviert sie hier.
Im Rombergpark ist Jana Hartmann besonders oft anzutreffen. Schnelle Läufe über verschieden Distanzen absolviert sie hier. © Stefan Reinke
Jana Hartmann beim Berglauf im Rombergpark.
Jana Hartmann beim Berglauf im Rombergpark. © Stefan Reinke
Spazierweg in der Bittermark - für Jana Hartmann zu bergig.
Spazierweg in der Bittermark - für Jana Hartmann zu bergig. © Linz/PiLi WR
Für schnelle Läufe eignet sich laut Jana Hartmann auch...
Für schnelle Läufe eignet sich laut Jana Hartmann auch... © Stefan Reinke
... der Rheinische Esel. Auf dem flachen Weg tummeln sich bisweilen aber auch langsamere Läufer.
... der Rheinische Esel. Auf dem flachen Weg tummeln sich bisweilen aber auch langsamere Läufer. © Gero Helm / WAZ FotoPool
Nachteil des Esels: Es ist kein Rundkurs.
Nachteil des Esels: Es ist kein Rundkurs. © Stefan Reinke
Beliebt bei Läufern ist auch die Bolmke. Doch auch hier lauern Berge - und Hunde.
Beliebt bei Läufern ist auch die Bolmke. Doch auch hier lauern Berge - und Hunde. © WR RALF ROTTMANN
Die Finnenbahn in der Bolmke ist nicht Jana Hartmanns bevorzugtes Laufrevier.
Die Finnenbahn in der Bolmke ist nicht Jana Hartmanns bevorzugtes Laufrevier. © Knut Vahlensieck
Das Stadion Rote Erde ist Jana Hartmanns Wohnzimmer.
Das Stadion Rote Erde ist Jana Hartmanns Wohnzimmer. © Knut Vahlensieck
Aber die 31-Jährige trainiert lieber in der Natur.
Aber die 31-Jährige trainiert lieber in der Natur. © Stefan Reinke
Verschlungene Pfade im Westfalenpark. Jana Hartmann stört der Eintritt.
Verschlungene Pfade im Westfalenpark. Jana Hartmann stört der Eintritt. "Da werde ich ja arm", sagt die Läuferin. © www.blossey.eu
Am Phoenix See läuft Jana Hartmann gerne. Doch die Strecke ist windanfällig.
Am Phoenix See läuft Jana Hartmann gerne. Doch die Strecke ist windanfällig. © IKZ
Black Music auf den Ohren - Jana Hartmann läuft am liebsten mit Musik.
Black Music auf den Ohren - Jana Hartmann läuft am liebsten mit Musik. © Stefan Reinke
Tempotraining im Rombergpark.
Tempotraining im Rombergpark. © Stefan Reinke
Vorbei an Spaziergängern.
Vorbei an Spaziergängern. © Stefan Reinke
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Die Klasse rannte also los, Motto: Die Überlebenden bekommen eine gute Note, den Letzten beißen die Hunde. Wir rannten, statt zu laufen. Von null auf 100, sofort im anaeroben Bereich (weiß ich heute) und nach 300 Metern mit brennender Lunge um Erlösung flehend. Irgendwie schleppten wir Nichtläufer uns ins Ziel. Eines wussten wir aber definitiv: Laufen ist nicht unser Sport.

Midlife Crisis brachte die Wende

Also lief ich nicht mehr, jahrelang. Ich wanderte, spielte ab und zu mal Fußball, radelte. Ungefähr einmal im Jahrzehnt startete ich einen neuen Laufversuch. Mal reichte die Luft für einen Kilometer am Stück, mal für mehr. Aber am Ende stand immer die Überzeugung, dass es nicht geht. Erst die zaghaft einsetzende Midlife Crisis brachte die Wende.

Der 5. Dezember 2010 war mein Geburtstag als Läufer. Nur noch ein gutes halbes Jahr bis zur Vollendung des 40. Lebensjahres hatte ich definitiv das eine oder andere Kilo zu viel auf den Rippen und verspürte eine gewisse Unzufriedenheit. "Das kann's noch nicht gewesen sein" und so. Ich wurde gefragt, ob ich nicht Lust hätte, sonntags laufen zu gehen. "Ja, genau", dachte ich. Das Szenario vor meinem inneren Auge: Nach 500 Metern wälze ich mich im Matsch und beende nach 5 Minuten mal wieder meine Laufkarriere. Diesmal aber final.

Die Leistung explodierte

Es kam anders, weil meine Mitläuferin langsam war und ich so zum langsamen Laufen gezwungen war. Wir trabten in heute für mich unvorstellbarer Langsamkeit durch den Rombergpark im Dortmunder Süden. Eine Runde dort ist ungefähr 2,2 Kilometer lang — und ich schaffte ohne Pause fast zwei. Laut GPS waren es 3,73 Kilometer in 29:47 Minuten. Am Ende war ich kaputt, aber nicht tot; ich war weder vor Langeweile noch vor Anstrengung gestorben. Es war gut.

Mein schlaffer Leib rächte sich mit Muskelkater, aber Sonntag war jetzt Lauftag. Da konnten die Muskeln noch so stöhnen. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten verspürte ich so etwas wie Ehrgeiz. Außerdem fand ich es spannend, meine Läufe per GPS-Tracking mit dem Smartphone aufzeichnen zu können — Laufen als technische Spielerei. Wenn es das vor zehn Jahren schon gegeben hätte, wäre ich vermutlich damals schon am Start gewesen. Die Leistung steigerte sich von Mal zu Mal. In der Woche drauf waren es fünf Kilometer in 40 Minuten. Am 15. Januar knackte ich die magische Grenze von 10 Kilometern und bewältigte diese bis dato schier unvorstellbare Distanz in einer Stunde und zwei Minuten.

Von der Couch Potatoe zum Marathoni

Dann ging es irgendwie ganz schnell. 2011 nahm ich den Halbmarathon beim Rhein-Ruhr-Marathon in Angriff. Die Zeit: 2:10 Stunden. Im Jahr darauf folgte an gleicher Stelle der erste Marathon (4:38:20), ein Jahr später der Berlin-Marathon (4:11:47) und als bisheriger Höhepunkt der Hamburg-Marathon 2014 (3:58:32).

Jetzt hoffe ich auf einen Startplatz für Berlin 2015, liebäugele ein bisschen mit Paris im April. Mal schauen.

Egal, wo ich laufe, meine Begeisterung für diesen Sport möchte ich hier teilen und hoffe, dass ich den einen oder anderen virtuellen Mitläufer finde.

Lauf-Log:

Letzter Lauf: 26.10., 14 km, 1:30:03 Stunden.

Nächster Lauf: Hoffentlich bald, spätestens der Halloween Run in Dortmund

Und ihr so?