Dortmund. Selbst in der dunklen Jahreszeit gehen, laufen und rennen unentwegte Hobbysportler ihrer Leidenschaft nach. Kein Weg ist zu matschig, keine Wind zu kalt. Auch Redakteur Stefan Reinke ist vom Lauf-Virus gepackt. Hier bloggt er über Lauferlebnisse und liefert Hintergründiges rund um den Freiluftsport.
Laufen ist ein einsames Hobby. Und dennoch — oder gerade deshalb — sind Läufer im Grunde ein geselliges Völkchen. Entweder laufen sie gleich im Rudel, auch Lauftreff genannt. Oder sie streifen alleine durch ihr Laufrevier, lassen aber keine Gelegenheit aus, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Internet sei Dank, sind die Möglichkeiten unbegrenzt. Was Läufer eint, ist das Bedürfnis, übers Laufen zu sprechen. Darum gibt es dieses Blog — denn als Läufer und Journalist bin ich gleich doppelt mitteilsam.
Ich werde hier über alles schreiben, was mein Läuferleben bewegt. Über Wege, über Schuhe, Laufklamotten und -marotten sowie Arztbesuche, Physiotherapeuten und Wehwehchen. Informative Stücke rund ums Training sollen das Paket komplettieren.
Vom Nichtläufer zum Läufer: Wie alles begann
Gehen kann jeder, laufen eigentlich auch — es weiß bloß kaum jemand. Bei mir war es so, dass ich im Sportunterricht von mehreren Sportlehrern gelernt habe, dass ich nicht laufen kann. Laufen stand eigentlich nicht auf dem Lehrplan, sondern war immer Teil anderer Sportarten. Und da war es eher Rennen. Und wenn doch gelaufen werden sollte, hieß es: Wir laufen eine Runde um den Golfplatz. Das waren ungefähr drei Kilometer.
Laufen in Dortmund
Die Klasse rannte also los, Motto: Die Überlebenden bekommen eine gute Note, den Letzten beißen die Hunde. Wir rannten, statt zu laufen. Von null auf 100, sofort im anaeroben Bereich (weiß ich heute) und nach 300 Metern mit brennender Lunge um Erlösung flehend. Irgendwie schleppten wir Nichtläufer uns ins Ziel. Eines wussten wir aber definitiv: Laufen ist nicht unser Sport.
Midlife Crisis brachte die Wende
Also lief ich nicht mehr, jahrelang. Ich wanderte, spielte ab und zu mal Fußball, radelte. Ungefähr einmal im Jahrzehnt startete ich einen neuen Laufversuch. Mal reichte die Luft für einen Kilometer am Stück, mal für mehr. Aber am Ende stand immer die Überzeugung, dass es nicht geht. Erst die zaghaft einsetzende Midlife Crisis brachte die Wende.
Der 5. Dezember 2010 war mein Geburtstag als Läufer. Nur noch ein gutes halbes Jahr bis zur Vollendung des 40. Lebensjahres hatte ich definitiv das eine oder andere Kilo zu viel auf den Rippen und verspürte eine gewisse Unzufriedenheit. "Das kann's noch nicht gewesen sein" und so. Ich wurde gefragt, ob ich nicht Lust hätte, sonntags laufen zu gehen. "Ja, genau", dachte ich. Das Szenario vor meinem inneren Auge: Nach 500 Metern wälze ich mich im Matsch und beende nach 5 Minuten mal wieder meine Laufkarriere. Diesmal aber final.
Die Leistung explodierte
Es kam anders, weil meine Mitläuferin langsam war und ich so zum langsamen Laufen gezwungen war. Wir trabten in heute für mich unvorstellbarer Langsamkeit durch den Rombergpark im Dortmunder Süden. Eine Runde dort ist ungefähr 2,2 Kilometer lang — und ich schaffte ohne Pause fast zwei. Laut GPS waren es 3,73 Kilometer in 29:47 Minuten. Am Ende war ich kaputt, aber nicht tot; ich war weder vor Langeweile noch vor Anstrengung gestorben. Es war gut.
Mein schlaffer Leib rächte sich mit Muskelkater, aber Sonntag war jetzt Lauftag. Da konnten die Muskeln noch so stöhnen. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten verspürte ich so etwas wie Ehrgeiz. Außerdem fand ich es spannend, meine Läufe per GPS-Tracking mit dem Smartphone aufzeichnen zu können — Laufen als technische Spielerei. Wenn es das vor zehn Jahren schon gegeben hätte, wäre ich vermutlich damals schon am Start gewesen. Die Leistung steigerte sich von Mal zu Mal. In der Woche drauf waren es fünf Kilometer in 40 Minuten. Am 15. Januar knackte ich die magische Grenze von 10 Kilometern und bewältigte diese bis dato schier unvorstellbare Distanz in einer Stunde und zwei Minuten.
Von der Couch Potatoe zum Marathoni
Dann ging es irgendwie ganz schnell. 2011 nahm ich den Halbmarathon beim Rhein-Ruhr-Marathon in Angriff. Die Zeit: 2:10 Stunden. Im Jahr darauf folgte an gleicher Stelle der erste Marathon (4:38:20), ein Jahr später der Berlin-Marathon (4:11:47) und als bisheriger Höhepunkt der Hamburg-Marathon 2014 (3:58:32).
Jetzt hoffe ich auf einen Startplatz für Berlin 2015, liebäugele ein bisschen mit Paris im April. Mal schauen.
Egal, wo ich laufe, meine Begeisterung für diesen Sport möchte ich hier teilen und hoffe, dass ich den einen oder anderen virtuellen Mitläufer finde.
Lauf-Log:
Letzter Lauf: 26.10., 14 km, 1:30:03 Stunden.
Nächster Lauf: Hoffentlich bald, spätestens der Halloween Run in Dortmund
Und ihr so?