Essen. Vor 25 Jahren gewann Werner Grommisch den Tusem-Marathon am Baldeneysee. In „zwei-vierzehn-Komma-noch-was – so genau weiß ich das nicht mehr“, sagt der Läufer. Es war der Streckenrekord, der bis heute besteht.
„Zwei-vierzehn-Komma-noch-was – so genau weiß ich das nicht mehr.“ Werner Grommisch (56) sitzt auf der Tribüne an der Regattabahn und lässt seinen Blick über den Baldeneysee schweifen. Hier gewann der Essener vor 25 Jahren den Tusem-Marathon.
„Es war damals gutes Laufwetter“, erinnert sich Grommisch an seinen zweiten Start an Baldeneysee nach 1985. Am frühen Nachmittag des 24. Oktober 1987 läuft Werner Grommisch vom LAV Erdgas Essen die 180-Grad-Wende rechts um den Regattaturm und – getragen vom Beifall der Zuschauer – ins Ziel und zum Streckenrekord. Der besteht heute noch und mit ihm würde Grommisch – ganz nebenbei bemerkt – in der aktuellen Bestenliste des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) auf Rang drei stehen. „Die Strecke hat ein gutes Profil. Viel flacher kann man das nicht bekommen“, sagt Grommisch, der vor seiner Marathonzeit ein excellenter Bahn- sowie Crossläufer (Deutscher Meister 1986) war und heute noch als Disziplintrainer Langstrecke für den DLV tätig ist. Neben seinem Beruf als technischer Beamter bei der Stadt Essen (zurzeit freigestellter Personalrat) versteht sich.
Solo-Lauf zum Sieg
Elf Marathon-Läufe hat Werner Grommisch in seinem Leben nur bestritten. Unter anderem zweimal am Baldeneysee, viermal London und zweimal Chicago. „Gewonnen habe ich nur den einen“, lacht er. Die ersten 15 Kilometer lief er damals mit einem Freund Seite an Seite. Dann trennten sich die Wege. Die restlichen gut 27 Kilometer wurden zu einem „Solo für Grommisch“. Der Tusem-Marathon ist für den 56-Jährigen etwas Besonderes, nicht nur, weil er gewonnen hat. Die Natur drumherum mache ihn einzigartig. Und es sei eine Traditionsveranstaltung – familiäre Atmosphäre halt. „Nicht so wie bei den Großveranstaltungen, wo viel Geld im Spiel ist.“
Am kommenden Sonntag, bei der 50. Auflage, wird Grommisch natürlich auch da sein. Als „Stand by“ für die „Staffel der Sieger“ – falls nötig. Einen kompletten Marathon läuft er nicht mehr. „Das halten die Knochen nicht mehr aus.“ Wahrscheinlicher ist, dass der 56-Jährige als einer der vielen Helfer dem Feld wieder auf dem Führungsfahrrad voranfahren wird.
Ein Leben ganz ohne Laufen geht dann aber doch nicht. Drei- bis viermal pro Woche schnürt er die Schuhe und läuft zwischen 40 Minuten und einer Stunde. Am Baldeneysee oder mit einer Laufgruppe in Werden. „Besseres Joggen“ beschreibt er sein heutiges Tempo. „So wie die“, zeigt Werner Grommisch auf zwei Läuferinnen mittleren Alters, die gerade im gemäßigten Tempo die Tribüne passieren. „Ich will mich fit halten und es sollen nicht noch mehr Kilos auf die Rippen kommen.“ Kein Vergleich zu seiner Glanzzeit, als er sich zwölf bis 16 Wochen auf einen Marathon vorbereitete – mit bis zu 220 Trainingskilometern pro Woche. „Beim Marathon muss man sich stark disziplinieren“, betont Grommisch.
Carsten Schütz kam nahe heran
Zwei Stunden, vierzehn Minuten und sechsunddreißig Sekunden benötige Werner Grommisch vor 25 Jahren für die 42,196 Kilometer. 2003 kam der Essener Carsten Schütz (2:14,56) dieser Bestmarke schon recht nahe. Wann wird der Rekord fallen? „Das kann ich nicht sagen“, sagt Werner Grommisch und schmunzelt ein wenig. „Wenn von den großen Laufnationen die Richtigen verpflichtet würden, wäre die Frage ganz schnell gelöst“, weiß der 56-Jährige. Das Konzept des Tusem war und ist allerdings ein anderes.
Und wird es wohl auch bleiben.