Washington/Chicago. Ausdauersportlerin Amber Miller (27) legte nach ihrer Teilnahme am Chicago-Marathon einen Zwischenspurt in die Klinik ein. Ihre Tochter June Audra hat die Strapazen überstanden. Trotzdem hagelt es Kritik.

Im Kreißsaal oder zu Hause mit der Familien-Hebamme, das kennt man ja. Unter Wasser vereinzelt auch. Aber direkt nach dem Zieleinlauf? Amber Miller, 27-jährige Ausdauersportlerin aus dem US-Bundesstaat Illinois, hat den üblichen Methoden der Entbindung eine weitere hinzugefügt: den Marathon. Nach 6 Stunden und 25 Minuten erreichte sie am Wochenende in Chicago als eine von 45.000 Läuferinnen und Läufern das Ziel. Danach war ein Zwischenspurt in die Klinik fällig. Die Geburt lief glatt. Töchterchen June Audra, über sieben Pfund schwer, ist wohlauf.

Miller hat sich mit Arzt beraten

Werdende Mütter in den USA fragen sich seither in einschlägigen Internetforen: War das unverantwortlich? Geht das überhaupt „mit einer Kugel vor dem Bauch so groß wie eine gigantische Wassermelone?“ Bevor Miller an den Start ging, so erzählte sie es später Reportern im Krankenhaus, beriet sie sich mit ihrem Arzt. Der gab grünes Licht. Sein Ratschlag: Noch mehr als üblich trinken. Und nicht aus der Puste kommen.

Körper ist Strapazen gewöhnt

Die junge Frau läuft seit 15 Jahren die 42 Kilometer lange Strecke. Ihr Körper ist an die Strapazen gewöhnt. Bereits das erste Kind, Sohn Caleb, wurde ungeboren mit auf den Asphalt genommen. Es geht ihm bis heute gut. Begleitet von ihrem Mann und ihrem Sohn, der mitlief, ging Amber Miller in Chicago auf die Strecke – mit Erstaunen beäugt von der Schaulustigen am Straßenrand. Nach der Hälfte schaltete sie vom gemächlichen Trab in den Gang über, den werdenden Vater immer an der Hand. „Ich habe mich echt wohl gefühlt“, sagte Mutter Miller später der „Chicago Tribune“.