Dortmund. . Hunde und Jogger gelten als Rivalen. Wenn ein Vierbeiner ihn anspringt, ist der Läufer genervt. Einige Tipps für ein friedliches Miteinander

Neulich in Augsburg: Ein Jogger wird von sieben Hunden umzingelt, ein Tier beißt zu. Mit dem Schuss aus einer Schreckschusspistole verschafft sich der Mann Platz, die Meute zieht ab. Der Fall landet vor Gericht. In erster Instanz wird die Hundehalterin zu einer Geldstrafe verurteilt. 600 Euro soll sie zahlen, weil sie ihre Hunde nicht im Griff hatte, urteilt der Richter.

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In dieser Dramatik sicherlich ein Einzelfall. Doch es kommt nicht selten vor, dass Hund und Läufer auf offener Strecke aneinandergeraten. Manch ein Freizeitsportler dürfte im Angesicht eines herbeihechelnden fremden Vierbeiners Herzrasen bekommen wie sonst nur beim Schlussspurt.

Wie sich Läufer und fremde Hunde friedlich Grund und Boden teilen und ob der eigene Hund zum Laufpartner taugt, verrät Udo Kopernik, Experte des Verbands für das Deutsche Hundewesen (VDH) in Dortmund – und nebenbei ambitionierter Jogging-Beobachter.

Warum reagieren manche Hunde auf Jogger?

Es hat offenbar etwas mit den Ur-Instinkten eines Hundes zu tun. Der Hund ist ein Lauftier. „Die meisten Hunde jagen gerne“, sagt Kopernik. In einem vorbeirennenden Menschen sieht der Vierbeiner gerne einen Spielkameraden: Dem jage ich jetzt mal hinterher, der kann bestimmt noch schneller. . . – so in etwa könnte die Reaktion auf vier Pfoten aussehen.

„Das Nachlaufen ist ein einfaches Spiel. Ich brauche nur jemanden, der wegläuft, und jemanden, der hinterherläuft“, sagt der Mann vom Hundeverband. Dieses Spielchen treiben die Hunde auch untereinander: „Beobachten Sie mal die Vorgänge auf einer Hundewiese. Da jagen sich die Vierbeiner gegenseitig und tauschen dabei oft die Rollen von Jäger und Gejagtem.“

Wie verhalte ich mich, wenn ich mich bedroht fühle?

„Im Zweifel hilft nur eines“, sagt Udo Kopernik, „stehen zu bleiben, und schon ist aus Sicht des Hundes das schöne Spiel vorbei.“ Am besten sei es, nicht abrupt abzubremsen, sondern immer langsamer zu werden, dann zum Stehen zu kommen und den Hund zu ignorieren. – Das gilt übrigens auch für Nordic Walker, für die sich einige Hunde ganz besonders interessieren. Nämlich solche, die einem Stöckchen auch dann hinterherjagen möchten, wenn es gar nicht für sie bestimmt ist.

Und wenn der Hund mich anspringt?

Ruhig bleiben, sich abwenden, keine Reaktionen zeigen. „Durch Rumfuchteln oder Schlagen springt der Hund wahrscheinlich immer weiter und immer heftiger.“ Gut möglich, dass das Tier es nie gelernt habe, sich Fremden gegenüber anständig zu verhalten, sondern Menschen grundsätzlich mit einem herzhaften Sprung begrüßt. Deshalb empfiehlt der Experte auch dringend, mit dem jeweiligen Halter zu sprechen: „Ganz freundlich bleiben, sachlich schildern, dass man dieses Verhalten nicht mag und ihn bitten, den Hund an die Leine zu nehmen.“

Eignet sich der Hund als Laufpartner seines Herrchens?

Es gibt sie nicht nur als Rivalen der Rennbahn, es gibt sie auch Seite an Seite: Jogger und Hund. Aber ob diese Kombination funktioniert, hängt von körperlichen Voraussetzungen ab. Dem Dackel dürfte das dauerhafte Gerenne genauso wenig Spaß machen wie dem Mops, der Französischen Bulldogge oder anderen Rassen, die auf kurzen Beinen und mit eher flachen Nasen durchs Leben spazieren. Genauso wie den größeren, schwerfälligeren Tieren wie Berner Sennenhund, Bernhardiner oder Neufundländer.

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Das üppige Gewicht würde ihre Gelenke stark belasten. „Aber jeder Hund, dessen Körperbau daran erinnert, dass er vom Wolf abstammt, schafft die Joggingrunde, sofern er gesund ist“, sagt Udo Kopernik. Übliche Distanzen von fünf bis zehn Kilometern sollten kein Problem sein, manch einer laufe gar 60 Kilometer und verspüre danach noch das Verlangen, zum Spielen aufzufordern, während Herrchen längst geschafft beim Radler sitzt.

Mögen Hunde das Joggen?

Wenn der Hund wählen dürfte, würde er sich wohl für eine andere Beschäftigung entscheiden. „Besonders spannend findet er das Joggen nicht“, so die Worte des Experten. Denn es ist so: Der Hund möchte gerne zwischendurch anhalten, hier und da schnuppern. Oder auch das Bein heben, um zu markieren – Kopernik nennt es „das Selfie des Hundes“. Und dazu bleibt keine Zeit, wenn man im Laufschritt permanent „bei Fuß“ sein muss.