Köln. . In einem deutschen Finale der Handball-Champions-League gewinnt der Außenseiter mit 30:28 gegen den THW Kiel und holt sich erstmals diesen bedeutenden Titel.

Zwei Sekunden noch waren zu spielen, aber Lasse Svan Hansen, den Rechtsaußen des Handball-Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt, schüttelten Weinkrämpfe – vor Glück. Der Däne, der ein perfektes Spiel abgeliefert und sieben Tore erzielt hatte, konnte es nicht fassen, Trainer Ljubomir Vranjes kniete nieder. Der krasse Außenseiter, bei dem Keeper Mattias Andersson zum Spielgewinner wurde, hatte den großen THW Kiel in der Kölner Lanxess-Arena vor 20 000 Fans mit 30:28 (14:16) geschlagen und war damit Champions-League-Sieger. „Das ist einfach nur unglaublich, dass wir das geschafft haben“, sagte Vranjes, als der Goldpokal übergeben war.

Hochspannung im Halbfinale

Damit verpasste der THW Kiel, der den wichtigsten Klubwettbewerb der Welt in den Jahren 2007, 2010 und 2012 gewonnen hatte, den vierten Titel. Die Flensburger, die 2004 (gegen Celje) und 2007 (gegen Kiel) im Endspiel unterlegen waren, feierten hingegen eine der größten Sensation der Handball-Geschichte.

Denkwürdig war schon der Auftritt des Teams von Ljubomir Vranjes im Halbfinale. Am Samstag hatte der krasse Außenseiter gegen den Rekordgewinner FC Barcelona (41:39) ein epischen Duell erst mit dem letzten Wurf im Siebenmeterwerfen entschieden: Als Hampus Wanne, der 20-jährige Nobody aus Schweden, per Trickwurf traf. Es folgte das zweite Wunder.

Mit dem ersten Titel in der Champions League verscheuchte die SG den Fluch, wichtige Spiele nicht gewinnen zu können. Dabei waren die Kieler „Zebras“ extrem selbstbewusst in die Partie gestartet, sie schienen die Flensburger mit ihrem dynamischen Tempohandball überrollen zu wollen.Die SG fand keine Lösungen gegen die aggressive Kieler 3:2:1-Deckung.

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SG-Coach Ljubomir Vranjes nahm die fällige Auszeit und schickte den jungen Spielmacher Jim Gottfridsson aufs Feld. Aber der THW zog sein horrendes Tempo unbeirrbar durch, und als Rechtsaußen Niclas Ekberg aus spitzem Winkel einwarf, schien mit dem 12:6 (18.) schon eine Vorentscheidung gefallen. Flensburg drohte der Untergang. Doch schon im Halbfinale hatte der Außenseiter einen Sechs-Tore-Rückstand gekontert, und auch jetzt wurde die 6:0-Deckung der SG griffiger, weshalb Keeper Andersson zu einigen Paraden kam. Zur Pause führte Kiel nur noch mit 16:14. Damit war, zur Verblüffung der 20 000 Zuschauer, alles wieder offen.

Als sich die Probleme im Kieler Positionsspiel fortsetzten, drehte Flensburg das Spiel: Die Halle tobte, als die SG-Flügelzange durch einen Kempa-Trick das 20:19 (39.) erzielte. Doch Kiel kämpfte verbissen. Und als die SG sich im Angriff eine Krise erlaubte, verkürzte der THW auf 26:25. Als aber Kiels Rückraumschütze Wael Jallouz sich einen fatalen Fehlpass erlaubte, kippte die Partie wieder: Flensburg blieb cool und schaffte die Sensation.