Hamburg. . Der frühere Fußball-Bundesliga-Torhüter Frank Rost führt jetzt die Geschäfte der Handballer des HSV Hamburg. „Ich bin ja aufgewachsen mit dem Handball“, erklärt Rost seinen ungewöhnlichen Ballwechsel. Schon seine Mutter trug das Trikot der DDR-Handballnationalmannschaft.
Stefan Kretzschmar, sagt Frank Rost, habe schon gratuliert. Kretzschmar, den Ex-Profi aus Magdeburg, eines der bekanntesten Gesichter im Handball, kennt Rost schon ewig. „Früher, als Kind, haben wir zusammen gespielt in den Gängen der Handballhallen“, erzählt Rost, ihre Mütter trugen gemeinsam das Trikot der DDR-Handballnationalmannschaft.
„Damals wollte Stefan unbedingt Fußballprofi werden“, berichtet Rost in der Sportsbar der Trainingsarena der Handballer. Kretzschmars Wunsch erfüllte sich nicht. Aber nun treffen sie sich wieder: Der 39-Jährige Rost, der lange Fußballprofi war, der im Tor stand bei Werder Bremen und beim Hamburger SV, geht in den Handball: Am 1. Juni wird er Geschäftsführer des HSV Handball.
„Handball ist mir nicht fremd“, sagt also Rost. „Ich bin ja aufgewachsen mit dem Handball.“ Nicht nur die Mutter Christa spielte international. Vater Peter Rost wurde 1980 mit der DDR-Auswahl Olympiasieger. Und Onkel Karlheinz, der ältere Bruder des Vaters, gilt als einer der besten Handballer der DDR-Geschichte; sein Traum vom Olympiasieg platzte, weil er vor München 1972 ausdelegiert wurde, weil die Funktionäre „Republikflucht“ fürchteten.
Frank Rost muss sich in Hamburg erst einmal einen Überblick verschaffen
Rost ist also vorbelastet. Aber er redet nicht viel über seine Familienhistorie. „Ich will mir erst einmal einen Überblick verschaffen“, sagt er. Dass die Aufgabe schwierig werde, dem HSV in der Stadt noch mehr Präsenz zu verschaffen. „Viele wissen nicht, dass hier 9000 Fans pro Spiel kommen.“ Handball sei etwas anderes als der Fußball, der sich „von allein vermarkten“ lasse angesichts des Interesses und der Fernsehzeiten.
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Rosts Vergangenheit als Fußballprofi sorgt für einen passablen medialen Auflauf. Gut 40 Medienvertreter sind in die Sportsbar des HSV-Trainingszentrums im Hamburger Volkspark gekommen. Rost betrachtet es als Vorteil, dass die Strukturen bei den HSV-Handballern andere sind als bei den Fußballern. „Hier gibt es, wenn es etwas zu entscheiden gibt, kurze Wege“, sagt Rost. Er arbeitet im Team mit dem zweiten Geschäftsführer Christoph Wendt und Präsident Matthias Rudolph.
Patron des Klubs ist weiterhin Andreas Rudolph, handballverrückter Mäzen und Bruder des aktuellen Präsidenten, der den Klub mit über 20 Millionen Euro zur internationalen Topadresse ausbaute – und der Rost auf dem Münchener Flughafen, wo sie sich zufällig trafen, einfach fragte, warum er nicht beim HSV Handball arbeiten wolle. Andreas Rudolph habe eine sehr direkte und schroffe Art an sich, „sehr geradeaus“, sagt Rost. Das gefalle ihm. „Mir ist es lieber, wenn jemand sein Geld in den Sport steckt und nicht in die Kunst“, fügt er noch an.