Essen. Wie Nationalspieler Dominik Klein mit dem THW Kiel an diesem Wochenende beim Final-4-Turnier in Köln den Titel in der Champions League gewinnen will. Ein Interview.
Handball-Rekordmeister THW Kiel kann am Wochenende in Köln beim Final-4-Turnier der Champions League den Titel verteidigen und damit das dritte Triple aus Meisterschaft, deutschem Pokal und Europapokal seit 2007 perfekt machen. Die Kieler bereiten sich intensiv vor, und Nationalspieler Dominik Klein lässt sich dabei am Nachmittag von seiner Mutter zum Training fahren.
Handballer haben Eislauf-Muttis?
Nein, haben sie nicht. Meine Mutter ist 700 Kilometer von Bayern nach Kiel gefahren, um mich zu besuchen. Aber weil vor einem Champions League-Final-Turnier wenig Zeit ist, nutzen wir im Moment selbst die Fahrten im Auto zum Erzählen.
Im Fußball bricht fast schon Hysterie aus, wenn ein Team wie der FC Bayern München das Triple schaffen kann. Bei Ihnen Alltag, oder?
Naja, von Alltag würde ich dabei nicht sprechen. Natürlich war unser erstes Triple im Jahr 2007 sehr besonders. 2012 haben wir es mit einer Rekordsaison wiederholt! Dieses Jahr hat es uns nach dem Umbruch mit fünf neuen Spielern keiner zugetraut, dass wir wieder um alle drei Titel mitspielen. Deshalb ist was besonders, dass wir unsere Leistung aus dem letzten Jahr bestätigen.
Trotz der Kieler Titel-Rekorde in unglaublicher Folge?
Trotzdem, natürlich! Die Champions League ist das Größte, was man im Vereinssport erreichen kann. Wer da nicht voll dabei ist, der ist kein Sportler. Egal ob Handball oder Fußball.
Sind Sie eigentlich noch der Fußball-Tippwart beim THW Kiel?
Bin ich, aber das hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. Das funktioniert mittlerweile alles online. Ich richte die Tippserie für die Fußball-Bundesliga vor der Saison ein, erinnere die Jungs vor jedem Spieltag dran, und dann ist jeder selbst verantwortlich.
Wer hat in dieser Saison den Jackpot abgeräumt?
„Goggi“ Sigurdsson und unser Mannschaftsbetreuer Michael Menzel haben das Rennen gemacht. Ein absoluter Fußball-Fachmann und Dortmund-Fan.
Aber beim Champions League-Finale zwischen den Bayern und Dortmund lag er dann falsch?
Ich komme aus Bayern, daher ist klar, für wen mein Herz schlägt. Bei uns in der Mannschaft waren neun für Dortmund, fünf für Bayern. Zum Glück hat sich diesmal die Unterzahl durchgesetzt.
Stimmt es, dass Sie mal beim FC Bayern eine Handball-Abteilung aufbauen wollten?
Konkret war es noch nicht, aber wenn der FC Bayern irgendwann seine Marke erweitern möchte und dabei an Handball denkt, würde ich gerne mit am Tisch sitzen.
Sie waren dabei, als Deutschland 2007 Weltmeister wurde und viele Handballer vom Boom träumten. Warum hat es nicht funktioniert?
Bei uns funktioniert es. Im Norden ist der Handball zu Hause. Es ist enorm, welche Euphorie in Kiel rund um den Handball entsteht.
Was ist an Kiel anders als etwa im Ruhrgebiet, wo es der Handball schwer hat?
Schleswig Holstein ist ein Bundesland ohne Fußball-Bundesligisten, damit fällt diese Konkurrenz weg. In Kiel gibt es eine Sporthalle für 10 250 Zuschauer mitten in der Stadt, und der Norden hat mit Flensburg und Kiel sowohl eine große Handball-Tradition als auch eine Rivalität auf höchstem Niveau.
Im Halbfinale der Champions League treffen Sie am Samstag auf den HSV Hamburg. Ein Problem, auf dieser hohen internationalen Ebene gegen ein anderes Bundesliga-Team zu spielen?
Das hatten wir im vergangenen Jahr mit den Füchsen aus Berlin auch. Es ist eben wie es ist. Wir konzentrieren uns komplett auf uns, denn wir müssen zweimal innerhalb von 24 Stunden eine Topleistung abliefern. Das kennen wir aus den vergangenen Jahren, und das können wir. Wer als Gegner auf der anderen Seite steht, ist dabei egal. Gut sind die sowieso alle.
Und danach sofort ab in den Urlaub?
Nicht ganz. Nach dem Finale in Köln gibt es noch eine Woche mit zwei Bundesliga-Spielen, danach sind wir noch eine Woche mit der Nationalmannschaft zusammen, und dann: Urlaub!
Brauchen Sie im Urlaub Bewegung oder machen Sie einfach mal gar nichts?
Dieses Mal gönne ich meinem Körper mindestens eine Woche komplette Ruhe. Meine Frau und ich fliegen nach Miami, es ist meine erste USA-Reise. Im Moment sind die Jungs von der Fußball-Nationalmannschaft dort und schwitzen. Und was für die gut ist, ist für uns bestimmt auch gut.